Julia Extra Band 0332
Schreibtisch ab.“
„Sehr aufmerksam.“ Gequält erwiderte Brad ihr Lächeln.
Bevor Lottie verschwand, nickte sie Maya zu. „Wirklich eine hübsche Bluse, die Sie da anhaben, meine Liebe.“
Mit erstickter Stimme bedankte sich Maya für das Kompliment, wagte jedoch nicht, Brad dabei anzusehen.
„Ich muss mich unbedingt mit der Literatur beschäftigen, die du mir neben den Computer gestellt hat“, entschuldigte sie sich, kaum dass sich die Tür hinter Lottie geschlossen hatte, und stürmte in den Nebenraum.
„Um Himmels willen, Maya, ich …“
Bevor er noch den Satz beendet hatte, stand er allein im Raum.
Blicklos starrte Brad auf die Tür, die sich nahezu lautlos hinter Maya geschlossen hatte. Wenn auch widerwillig, so war er doch bereit, ein Zugeständnis zu machen: Maya hatte völlig richtig gehandelt, sie hatte ihn gezwungen, ernsthaft mit der Arbeit zu beginnen.
Zuerst war es nicht einfach, immer wieder schweifte sein Geist in erotische Fantasien ab. Doch als er den Anfang schließlich gefunden hatte, sah er das Stück wie einen Film vor seinem inneren Auge ablaufen, und die Dialoge flossen ihm nur so aus der Feder.
Sein Unterbewusstsein jedoch musste immer noch mit Maya beschäftigt sein, denn Brad stellte erstaunt fest, wie seine Heldin ihr immer mehr ähnelte. Ihre Gefühle waren Mayas Gefühle, ihre Reaktionen Mayas Reaktionen. Noch nie hatte er sich mit einer von ihm gestalteten weiblichen Figur emotional so verbunden gefühlt.
Dass er seine Gefühle beim Schreiben besser ausdrücken konnte als im wirklichen Leben, war für Brad allerdings nicht neu. Wahrscheinlich war es die Reaktion auf seine Eltern, die ihre Gefühle stets hemmungslos ausgelebt und ihren kleinen Sohn damit tief verunsichert hatten. Das Ergebnis war ein emotional distanzierter und verschlossener Erwachsener.
Wieso dachte er plötzlich an die Vergangenheit? Wieso hörte er plötzlich wieder seine Mutter schreien? Das war ihm doch schon seit Jahren nicht mehr passiert! Er runzelte die Stirn und konzentrierte sich wieder auf seine Arbeit.
Er brachte eine besonders ergreifende Szene zwischen Held und Heldin zu Ende, griff gedankenverloren zu der inzwischen halb geleerten Kanne und schenkte sich noch einen Kaffee ein. Er schmeckte bitter und war auch nur noch lauwarm, schließlich war es schon über zwei Stunden her, dass Lottie das Tablett gebracht hatte. Doch das störte Brad nicht, und zufrieden ging er das Geschriebene noch einmal durch.
Ganz vertieft in seine Arbeit, schreckte er hoch, als sich die Zwischentür öffnete und Maya sein Zimmer betrat.
„Ich will dich nicht weiter stören, doch ich bin beim Stöbern in den Geschichtsbüchern auf einige Fakten gestoßen, die für deinen Stoff von Bedeutung sein könnten – es ist natürlich nur eine Vermutung von mir, denn ausführlich haben wir ja bisher noch nichts besprochen. Ich gehe jetzt hoch in die Bibliothek, um mir ein Bild über die Literatur zu machen, die mir hier zur Verfügung steht.“
Er riss eine Seite von seinem Block und reichte sie ihr. „Hier. Ich habe einige Stichwörter aufgeschrieben, zu denen ich gern mehr gewusst hätte.“
Amüsiert stellte er fest, mit welchem Feuereifer Maya den Zettel überflog und wie ihre Augen dabei aufleuchteten. Von allen Frauen, mit denen er bisher sein Bett geteilt hatte, war Maya die erste, die sich ernsthaft für seine Arbeit interessierte. Er war plötzlich unbändig stolz auf sie.
„Lass dir ruhig Zeit bei der Recherche“, redete er weiter. „Wir werden später über alles reden, was du gefunden hast. Wenn du oben fertig bist, musst du noch das, was ich eben geschrieben habe, in den Computer geben.“
„Mit größtem Vergnügen. Ich kann kaum erwarten, wie sich die Handlung entwickelt.“ An der Tür zum Flur drehte sie sich noch einmal um und lächelte. „Ich hoffe, du kommst gut voran“, meinte sie aufrichtig.
„Danke für deine guten Wünsche.“ Er lächelte zurück. „Übrigens habe ich dir noch gar nicht dazu gratuliert, dass du deine Angst vor Hunden besiegt hast. Herzlichen Glückwunsch zu deinem ersten Spaziergang mit Sheba.“
„Ich fürchte mich überhaupt nicht mehr vor ihr, ganz im Gegenteil, ich fühle mich bei ihr gut aufgehoben. Es ist genauso gekommen, wie du prophezeit hast, Sheba leistet mir Gesellschaft und beschützt mich.“
Auf Brad wirkte sie wie ein kleines Mädchen, das sich verlaufen und plötzlich wieder den richtigen Weg gefunden hatte. Die Sehnsucht, die er die
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