Julia Extra Band 0332
dessen fühlen, was sie für Brad fühlte. Allein die Vorstellung, mit einem anderen als ihm das Bett zu teilen, war undenkbar. Wo sollte das nur enden? Würde sie wirklich in der Lage sein, lediglich mit den Schultern zu zucken, wenn die Affäre ihr vorhersagbares Ende fand? Mutete sie sich nicht mehr zu, als sie zu bewältigen in der Lage war?
Sheba stupste sie mit der Schnauze an, und Maya schreckte aus ihren Gedanken auf. Entschuldigend klopfte sie der Hündin die Schulter. „Tut mir leid, Mädchen, ich habe den Ball vergessen. Komm, lass uns nach einem Stock suchen, den ich dir werfen kann.“
Brad saß vor seiner Kaffeetasse, blickte zum wiederholten Mal auf die Uhr und blickte sehnsüchtig aus dem Fenster.
Noch etwas verschlafen, aber schon wieder erregt, hatte er seinen Arm nach Maya ausgestreckt, nur um zu entdecken, dass das Bett neben ihm leer war. Missmutig hatte er sich geduscht und war in die Küche gegangen.
Seine Laune war nicht besser geworden, als ihm Lottie strahlend entgegenkam. „Miss Hayward ist schon mit Sheba spazieren gegangen. Ist das nicht ausgesprochen nett von ihr?
Ausgesprochen nett? Brad lächelte ironisch. Maya hatte den Hund dem Herrn vorgezogen, was für ihn an seelische Grausamkeit grenzte. Insgeheim jedoch bewunderte er sie für die Tapferkeit, mit der sie sich von ihrem Kindheitstrauma zu befreien suchte.
Ihr Leben war bisher wirklich alles andere als einfach gewesen. Erst ihr Vater und dann der Mann, an den sie geraten war. Maya zu betrügen und dann auch noch so dumm zu sein, die Handynummern zu verwechseln. Am liebsten hätte er die Adresse dieses Seans herausgefunden und ihm eine ordentliche Lektion erteilt.
Erschrocken stoppte er seinen Gedankenfluss. War er etwa wie sein Vater, der auch stets versucht hatte, Probleme mit körperlicher Gewalt zu lösen? Gequält schloss er die Augen. Der Gedanke war schrecklich.
Glücklicherweise erklang Mayas Stimme, die sich in der Halle mit Tom unterhielt. Seine Laune besserte sich im Nu. Erwartungsvoll blickte er zur Tür.
„Hallo.“ Schüchtern und mit geröteten Wangen lächelte sie ihn an. Für Brad war sie mit ihren leuchtenden Augen, dem vom Wind zerzausten dunklen Haar und der abgetragenen Wachsjacke der Inbegriff natürlicher weiblicher Schönheit.
„Guten Morgen.“ Er ging auf sie zu, um sie zärtlich in den Arm zu nehmen. „Du hast mich im Stich gelassen. Ich bin aufgewacht, und du warst nicht da.“
„Ich … ich musste einfach an die frische Luft und bin deshalb mit Sheba spazieren gegangen. Das Anwesen ist wunderschön – eine stilvolle Villa in einem ausgesprochen herrschaftlichen Park.“
„Ja, Tom und einige Aushilfsgärtner leisten wirklich ganze Arbeit. Aber lass uns von etwas anderem sprechen als von Haus und Garten.“
„Bitte. Dann erzähl mir doch, wie es mit deinem Stück weitergehen soll und was genau du von mir erwartest. Ich brenne darauf, endlich mit der Arbeit zu beginnen.“
Zu Brads grenzenloser Enttäuschung wich Maya ihm aus, als er sie küssen wollte, und befreite sich aus seiner Umarmung.
„Also ganz die Karrierefrau!“ Er hörte selbst, wie kindisch und trotzig seine Worte klangen, es interessierte ihn jedoch nicht. „Die gemeinsame Nacht ist also vergessen!“
Maya runzelte die Stirn. „Brad, ich habe von Anfang an darauf bestanden, wirklich gute Arbeit zu leisten, das weißt du ganz genau. Ich erwarte keine Privilegien, nur weil wir miteinander geschlafen haben. Ich bin hier, um zu arbeiten, und genau das werden wir von jetzt an tun.“
„Wirklich?“ Brad hätte am liebsten den erstbesten Porzellanteller an der Wand zertrümmert. Wie konnte sie ihn nur so herablassend behandeln? So, als wäre er für sie nichts weiter als ein One-Night-Stand, den sie bereits halb bereute! Sie sollte nichts anderes im Kopf haben als an das nächste Schäferstündchen – sie sollte so denken wie er!
Maya antwortete nicht. Ruhig stand sie da und öffnete den Reißverschluss ihrer Jacke. Brad sah Rot.
„Dein Wille ist mir Befehl. Wenn du gefrühstückt hast, komm zu mir ins Arbeitszimmer. Ich gebe die zwanzig Minuten und keine Sekunde länger.“
Aufgebracht und ohne sie eines Blickes zu würdigen, stürmte er an ihr vorbei aus der Küche.
9. KAPITEL
Keine zwanzig Minuten später betrat Maya das Arbeitszimmer. Brad saß am Schreibtisch und ließ den Stift in rasender Geschwindigkeit übers Papier gleiten. Er musste ihr Kommen bemerkt haben, dennoch dauerte es einige Minuten, ehe er
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