Julia Extra Band 0332
auf dem Sofa, die Hände im Schoß gefaltet. Sie trug einen burgunderfarbenen Rock, und ihre schwarze Strumpfhose glänzte wie Satin. Ohne mit der Wimper zu zucken, hielt sie seinem Blick stand.
„Wieso hast du das Porträt verkauft?“, herrschte er sie an, weil er sich nicht anders zu helfen wusste. Am liebsten hätte er sie nämlich vom Sofa hochgezogen, in die Arme genommen und bis zur Bewusstlosigkeit geküsst.
Sie zog leicht die Brauen hoch. „Du weißt davon?“
„Ist das ein Wunder? Es stand schließlich in jeder größeren Zeitung.“
„Ich brauchte das Geld, ganz einfach.“ Maya zuckte lässig die Schultern.
„Wenn ich an deine vorherige Wohnung denke, brauchtest du das schon eine ganze Weile.“ Brad klang ungeduldig. „Wieso also ausgerechnet jetzt?“
„Weil es da noch jemanden gibt, an den ich in Zukunft zu denken habe.“
Keine Information hätte Brad vernichtender treffen können. Er sah nur noch Rot. „Du hast also einen Neuen!“ Warum hatte er sich nicht schon viel früher bei ihr gemeldet? Warum? Warum? Warum?
„Falsch geraten.“ Sie seufzte, stand auf und strich sich umständlich den Rock glatt. „Ich bin schwanger, Brad. Ich hatte mich geirrt, es war kein günstiger Zeitpunkt.“
„Schwanger?“ Mehr brachte Brad nicht heraus, seine Gedanken überschlugen sich.
„Ja, du hast richtig gehört, ich bin schwanger und will das Baby behalten, ganz egal, wie du dazu stehst. Das ist der Grund, weshalb ich Geld brauche. Mein Kind soll sicher und geborgen aufwachsen, es soll es schöner haben als ich, es soll einen möglichst guten Start ins Leben haben.“
„Du erwartest ein Baby? Mein Baby?“ Brad war immer noch fassungslos. Verzweifelt versuchte er, folgerichtig zu denken. Es gelang ihm auch, jedoch mit erschreckendem Resultat: Er, Brad Walker, würde dem Kind niemals ein guter Vater sein können, weil er mit höchster Wahrscheinlichkeit die Charaktereigenschaften seines Vaters geerbt hatte!
Oder waren das lediglich Hirngespinste? Freude und Aufregung drängten seine Befürchtungen immer mehr in den Hintergrund. Es gehörten zwei dazu, um ein Baby zu zeugen, und daher auch zwei, um für es zu sorgen. Was immer auch passierte, gemeinsam mit Maya trug er die Verantwortung.
Sie biss sich auf die Lippe. „Ja, Brad, dein Baby. Ich habe mit keinem anderen Mann geschlafen.“
„Das wollte ich damit auch nicht andeuten.“ Er runzelte die Stirn. „Geht es dir gut? Warst du schon beim Arzt?“
„Dem Baby und mir geht es ausgezeichnet.“
„Aber dein Porträt! Es hat dir doch so viel bedeutet. Ich begreife immer noch nicht, weshalb du es verkauft hast. Es sei für dich untrennbar mit deinem Vater verbunden, das hast du immer wieder betont.“
„Nüchtern betrachtet ist es ein Gemälde wie jedes andere, wenn auch ein besonders wertvolles. Ich war über den hohen Preis ehrlich verblüfft, den ich dafür erzielt habe. Doch ich werde das Geld klug anlegen. Ich bin mir sicher, wenn mein Vater noch lebte, hätte auch er mir geraten, es seinem Enkelkind zugutekommen zu lassen.“
„Wenn ich dich nicht gefunden hätte, hättest du mir aus freien Stücken etwas von unserem Kind gesagt?“
Entgeistert sah sie an. „Selbstverständlich! Aber als ich es erfuhr, warst du bereits wegen der Premiere in New York, und ich wollte es dir persönlich und nicht am Telefon sagen.“
„Wie weit bist du?“
„In der zehnten Woche.“
Brad massierte sich den Nacken, dann lockerte er die Krawatte und öffnete den obersten Hemdknopf, um freier atmen zu können. Er kam sich vor wie auf einer Achterbahn. Nachdem er sich gerade mit einer Zukunft in Einsamkeit abgefunden hatte, standen ihm wie aus heiterem Himmel plötzlich die Freuden und Pflichten eines Vaters ins Haus. Das zwang den stärksten Mann in die Knie.
Doch je länger er darüber nachdachte, desto zuversichtlicher wurde er. Seine Ängste und Zweifel verloren an Bedeutung und Lebensfreude kam in ihm auf, sein Dasein schien plötzlich einen tieferen Sinn zu bekommen.
„Ich werde also Vater“, meinte er gedankenverloren.
„Bist du ärgerlich?“
„ Ärgerlich? Wie kommst du denn darauf? Dies ist die schönste und unglaublichste Nachricht, die ich in meinem Leben je erhalten habe.“ Er ging zu ihr und rieb ihre kalten Hände.
„Ist das wirklich dein Ernst, Brad?“
„Das schwöre ich dir hoch und heilig, Maya. Ich weiß, weshalb du an mir zweifelst, und schäme mich für mein Verhalten in der Vergangenheit. Ich habe nicht
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