Julia Extra Band 0332
einmal finde ich heraus, wie die übliche Vorgangsweise ist, dann rufe ich dich an“, erklärte Adam. „Gibst du mir bitte deine Nummer? Sie steht ja nicht im Telefonbuch.“
May nahm eine Broschüre vom Regal und reichte sie ihm. „Die Nummer steht hier drauf.“
Sie sahen sich einen Moment lang in die Augen, und er fragte sich, woran sie jetzt dachte. An die Nachmittage, die sie im Stall verbracht hatten? Wie er sich jedes Mal versteckt hatte, sobald jemand in die Nähe kam?
An die Nacht, in der sie zu sehr miteinander beschäftigt waren, um auf anderes zu achten?
An die Jahre danach?
„Womit beschäftigst du dich da?“, wollte Adam unvermittelt wissen und wies auf die Entwürfe.
„Was? Ach so.“ Anscheinend hatte seine Frage sie aus ihren Gedanken gerissen. „Das sind verschiedene Etiketten für den Honig, den ich produziere. Ich versuche gerade, mich für eines zu entscheiden. Übrigens, kennst du Jeremy Davidson? Er ist Kunstlehrer an der Gesamtschule. Ich bin da im Schulbeirat.“
Adam lächelte. Es war typisch für May, sich für die Belange der Stadt zu engagieren. Sie war für diese Aufgabe geradezu geboren. Wahrscheinlich würde sie irgendwann sogar Stadträtin.
„Adam und ich kennen uns von der Schule her“, erklärte sie dann Jeremy. „Er war zwei Klassen über mir.“
„Ich bin mir bewusst, dass er einer unserer erfolgreichsten ehemaligen Schüler ist“, bemerkte Jeremy steif. „Es freut mich, Sie kennenzulernen, Mr. Wavell.“
Der stammt eindeutig aus einer der oberen gesellschaftlichen Schubladen, dachte Adam sarkastisch. Jeremy war elegant und gebildet, er hatte ausgezeichnete Manieren, kurz, er war ein Mann, den der alte Coleridge durch die Vordertür ins Haus gelassen hätte.
„Bei mir arbeitet eine Emma Davidson, deren Mann Lehrer ist“, sagte Adam freundlich. „Ist das Ihre Frau?“
„Ja … Nein … also, wir sind getrennt“, antwortete Jeremy befangen, und sein rascher Blick zu May verriet ihn. „Im Januar werden wir geschieden.“
„Wie schade“, erwiderte Adam unverbindlich.
„So etwas passiert eben.“
Ja, aber offensichtlich passierte es in diesem Fall nicht rechtzeitig genug, um May zu retten! Ob sie und Jeremy eine Affäre hatten? Oder wartete er bis nach der Scheidung, um seiner Angebeteten seine Gefühle zu gestehen?
Wie auch immer, es war besser, ihn gleich von seinem Elend zu erlösen und ihm klarzumachen, dass May inzwischen vergeben war.
„Hat May Ihnen schon die guten Neuigkeiten berichtet?“, wandte er sich an Jeremy. „Wir heiraten noch diesen Monat.“
Das war für Jeremy sichtlich ein Schock und machte ihn fürs Erste sprachlos. Rasch wechselte May das Thema. „Ich kann mich für keinen der Entwürfe entscheiden, Adam. Was meinst du dazu?“
Er neigte sich über den Schreibtisch, wobei er Jeremy erfolgreich von Mays Seite verdrängte. Die Entwürfe waren recht hübsch, mit Blumenmotiven und altmodischer Schrift.
Genau richtig für einen Kirchenbasar, spöttelte Adam innerlich, sagte es aber nicht.
„Du stellst doch auch handgemachtes Konfekt her, richtig?“ Er nahm eine Preisliste vom Regal, die wie die Broschüre offensichtlich von May selber gestaltet und ausgedruckt worden war. „Ist das alles, was du an Material über deine Unternehmungen hast?“
Sie nickte, und er legte das Blatt neben die Etiketten. „Sieh mal, da ist keine eigene Linie drin, weder bei den Farben, noch bei den Schrifttypen. Du brauchst etwas, das sozusagen ins Auge sticht, ein Markenzeichen. Am besten wendest du dich an Profis.“
„Aber Jeremy …“
Adam ließ sie nicht ausreden. „In deinem Schlafzimmer hängt ein sehr gutes Aquarell von Coleridge House aus dem vorigen Jahrhundert. Dieses nostalgische Landhausflair wäre wahrscheinlich genau das Richtige für deine Produkte, inklusive deiner Workshops.“
Sie runzelte die Stirn, während sie ihn nachdenklich betrachtete.
„War nur so eine Idee“, meinte er und legte May kurz die Hand auf die Schulter. „Dann gehe ich jetzt. Ich rufe dich später an. Auf Wiedersehen, Mr. Davidson!“
Bevor Adam sich zum Standesamt aufmachte, ging er in die Küche, wo Robbie gerade das Fläschchen für Nancie zubereitete. Er ließ ihr eine Visitenkarte mit seiner Handynummer da, streichelte dem Baby kurz über den Kopf und verließ gut gelaunt das Haus.
May begleitete Jeremy hinaus und ging dann in die Küche. Robbie sagte kein Wort, sondern reichte ihr das Baby und das Fläschchen, dann fing sie an, Salat
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