Julia Extra Band 0332
mich …“
Er hob die Hand und legte sie an ihre Wange.
Die Berührung war so sanft! Das war wie Balsam für ihre strapazierten Nerven. Wärme durchflutete May und spülte alle Spannungen weg. Sie neigte sich unwillkürlich näher zu Adam.
„Wäre es wirklich so schlimm, mit mir verheiratet zu sein, Supermaus?“, fragte er leise.
„Mir kommt es als Lösung meiner Probleme jedenfalls ein bisschen … extrem vor“, erwiderte sie ebenso leise.
Am liebsten hätte sie jetzt allen Widerstand aufgegeben, sich an Adam geschmiegt und alles getan, was er von ihr wollte … Aber sie musste stark bleiben!
„Es wäre extrem, wenn du dein Zuhause und dein Unternehmen verlierst“, hielt er dagegen. „Wenn wir heiraten, ist es doch nur eine Formsache.“
Für sie war es das eben nicht!
„Wir unterzeichnen ein Stück Papier, einen Vertrag zu unser beider Vorteil, von dem wir bei beidseitiger Zustimmung zurücktreten können“, fügte Adam in bestem Geschäftsjargon hinzu. „Und denk doch mal an Robbie! Wo soll sie denn hin, wenn du das Haus verlierst.“
„Sie bekommt eine Pension, und sie hat eine Schwester, zu der sie …“
„Aber was wird aus deinen Workshops und Seminaren?“ Er blieb beharrlich. „Und vor allem: Was passiert mit deinen Tieren? Wer wird sie zu sich nehmen? Niemand! Dir ist doch klar, dass sie dann eingeschläfert werden?“
„Hör auf, Adam!“, flüsterte May, und die Kehle wurde ihr eng beim Gedanken an ihre Schützlinge.
„Komm her, Supermaus.“ Er legte den freien Arm um sie und zog sie an sich. „Ich bin dein treuer Kumpel, stimmt’s? Wie üblich bin ich ein bisschen spät dran, wenn es brenzlig wird, aber noch rechtzeitig, um dir hilfreich die Hand hinzuhalten.“
„Eine hilfreiche Hand genügt hier nicht, Adam.“
„Dann nimm auch die andere dazu sowie die Füße und alles was dazwischen ist!“
Er gab sein Bestes, um sie zum Lachen zu bringen, erkannte sie dankbar – und hätte am liebsten geweint.
Was sollte sie nur tun? Ihre Mutter hätte wahrscheinlich lieber auf das Erbe verzichtet, als gegen ihre eisernen Prinzipien zu verstoßen. Oder hätte sie vielleicht so ein Angebot angenommen, um der Männerwelt ein Schnippchen zu schlagen und sich Heim und Eigenständigkeit zu sichern?
Die Frage ist unsinnig, denn ich bin ganz anders als meine Mutter, sagte May sich. Und es ging dabei ja nicht nur allein um sie, sondern um Robbie, um ihre Mitarbeiterinnen bei den Seminaren, um ihre Tiere …
„Also, May, was sagst du?“
„Bist du dir mit deinem Angebot ganz sicher?“, fragte sie, um Zeit zu gewinnen. „Du hast jetzt noch die Chance, es zurückzunehmen.“
„Ganz sicher“, antwortete Adam. „Da brauche ich keine Minute nachzudenken.“
„Nein.“ Sie zögerte immer noch.
„Nein?“
„Ich meine Ja, Adam. Man braucht wirklich keine Minute nachzudenken.“
„Wollen wir das etwas deutlicher besiegeln?“, schlug er vor.
„Willst du etwa vor mir niederknien wie in einem altmodischen Roman und um meine Hand anhalten?“, fragte sie entsetzt.
„Nein, aber ich würde gern deine Hand halten“, antwortete humorvoll und hielt ihr seine hin. „Den Vertrag mit Handschlag besiegeln“, erläuterte er näher.
„Na schön, warum nicht?“ Das alles war so absurd, dass sie beinah hysterisch gelacht hätte.
Doch als er ihre Hand umfasste, wurde May plötzlich ganz ruhig. Sie schaute ihm in die Augen, die grau und unergründlich waren wie das Meer an einem Novembertag.
Ihre Haut begann zu prickeln, als Adam sich zu ihr neigte. Und dann küsste er sie.
Als sie seine Lippen auf ihren spürte, wurde sie von bittersüßen Erinnerungen förmlich überflutet. Sein Mund schmeckte noch wie früher, trotzdem war alles anders.
Adam hatte sich verändert.
Er war jetzt ein erfolgreicher, selbstbewusster Mann, und doch erkannte sie in ihm noch den Jungen, der sie nach der Schulparty auf dem Heuboden über dem Stall so leidenschaftlich geküsst und liebkost hatte.
Und plötzlich war sie nicht länger die Frau, die ihrem Großvater alles geopfert hatte: die Sehnsucht nach Liebe, nach einem Mann und Kindern – nein, sie war wieder das junge Mädchen, das zum ersten Mal liebte.
Heiße Sehnsucht durchströmte sie und der Wunsch, alle Vorsicht und alle Vernunft einfach in den Wind zu schlagen und endlich einmal zu tun, wonach es sie verlangte: Adams Kuss leidenschaftlich zu erwidern.
„Also, das ist ja …“
Beim Klang von Robbies Stimme wich May hastig von Adam zurück
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