Julia Extra Band 0332
abzuwarten, sprach sie weiter. „Und was wird die Mutter des Babys dazu sagen?“
„Das ist übrigens Nancie. Meine Nichte.“
„Saffys Tochter?“ Plötzlich wurde Robbies Ausdruck ganz weich, während sie näher kam und schließlich sanft die kleine Faust des Babys berührte. „Was für ein hübsches Kind du bist! Und wo ist Ihre Schwester, Adam? Auf Entziehungskur oder im Gefängnis?“
„Weder noch.“ Nur mit Mühe bewahrte er bei dieser infamen Unterstellung die Beherrschung. „Es gibt lediglich eine Familienkrise.“
„Das ist ja nichts Neues bei euch.“
„Stimmt.“ Wenn er sich wehrte, würde er Robbie nur gegen sich aufbringen, also ließ er es bleiben. „Saffy war sich sicher, dass May ihr helfen würde.“
„Wieder einmal? Hat May wegen eurer Familie nicht schon genug durchgemacht?“
Was sollte das denn heißen? Da er es nicht genau wissen wollte, schilderte er die Begegnung mit May im Park und alles, was darauf gefolgt war bis zu seinem Heiratsangebot.
„Sie wollen also ganz uneigennützig zwei Frauen helfen“, fasste Robbie ironisch zusammen.
„Nein, gleich drei Frauen“, verbesserte Adam sie, ebenso ironisch. „May macht sich nämlich besonders Sorgen Ihretwegen, Mrs. Robson. Weil Coleridge House doch auch Ihr Zuhause ist.“
„Auf mich kommt es gar nicht an“, wehrte sie schroff ab.
„Oh doch. May hat nämlich nur das Haus … und Sie, Mrs. Robson.“
„Das ist wahr. Arme May.“ Sie seufzte. „Es ist sehr großzügig von Ihnen, auch an mich zu denken. Aber sagen Sie mir eins: Warum haben Sie nicht einfach eine Agentur angerufen und eine Nanny angefordert? Die können Sie sich heutzutage doch leisten, stimmt’s?“
Er wollte seine Beweggründe nicht nochmals erklären, deshalb sagte er nur abwehrend: „Seien Sie froh, dass ich es nicht getan habe. Dann hätte ich nämlich nicht rechtzeitig von Mays Notlage gehört.“
Offensichtlich misstraute Robbie ihm weiterhin, aber nach kurzem inneren Kampf nickte sie.
„Na gut. Aber merken Sie sich eins: Wenn Sie May in irgendeiner Weise wehtun, müssen Sie sich vor mir verantworten. Und bei mir kommen Sie nicht so glimpflich davon wie damals, als Mr. Coleridge Sie mit dem Schlauch abgespritzt hat!“
„Weshalb sollte ich May wehtun wollen?“, fragte er leise.
„Sie haben es schon mal getan. Es liegt einfach in Ihrer Natur. Ich habe in den Klatschblättern gelesen, mit wie vielen Frauen Sie sich schon abgegeben haben. Was glauben Sie, wie vielen von denen Sie das Herz gebrochen haben?“ Wieder wartete sie seine Antwort nicht ab. „May hat ihren Großvater zehn Jahre lang gepflegt. Jetzt trauert sie um ihn und ist deshalb verletzlich.“
„Ja, aber wenn ich ihr nicht helfe, verliert sie ihr Zuhause, ihre Existenzgrundlage und ihre tierischen Schützlinge, an denen sie so hängt“, erinnerte Adam sie.
Robbie warf ihm einen langen Blick zu, gab aber keine weiteren Kommentare ab. „Das Baby ist offensichtlich hungrig“, stellte sie dann fest. „Geben Sie mir die Kleine. Wie heißt sie doch gleich?“
„Nancie. Nicht mit y, sondern mit i und e geschrieben.“
„Was für ein schöner, altmodischer Name“, antwortete sie und nahm ihm das Baby ab. „Übrigens … ich glaube, Sie sollten mich ab jetzt Robbie nennen. Mit i und e“, fügte sie, überraschend humorvoll, hinzu.
„Danke, Robbie! Kann ich jetzt noch irgendetwas tun?“
„Ja. Gehen Sie aufs Standesamt, und bestellen Sie das Aufgebot, Adam“, schlug sie vor. „Aber ziehen Sie vorher Ihre Hose an!“
Adam holte die inzwischen trockene Hose vom Herd und bürstete sie in der Waschküche so gut es ging ab. Dann zog er sie an und machte sich auf die Suche nach May.
Er fand sie in ihrem kleinen Büro, das sie in einer früheren Speisekammer eingerichtet hatte. Sie stand dicht neben einem großen, dünnen Mann – bei dem es sich vermutlich um Jeremy handelte – und betrachtete die Entwürfe, die auf dem Schreibtisch lagen.
„May?“, begann Adam, und sie wandte sich zu ihm um. „Ich habe Robbie alles erklärt.“
Sie wurde rot. „Wirklich alles?“
„Ja. Was wir vorhaben, warum und wann“, bestätigte er. „Jetzt kümmere ich mich um die Details. Wenn ich sie weiß, rufe ich dich an. Bist du den ganzen Nachmittag zu Hause?“
„Du willst es heute schon erledigen?“ Ihre Stimme klang unnatürlich hoch.
„Ja. Sonst ist es zu spät.“
„Richtig. Brauchst du mich dabei? Für Unterschriften oder so?“, erkundigte sie sich.
„Erst
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