Julia Extra Band 0332
Ein schwarzes T-Shirt ist übrigens einfach unschlagbar um die Männlichkeit zu betonen. Zu schwarzen Jeans natürlich.“
„Natürlich.“
„Wenn es perfekt sein soll, müsste dein Haar noch etwas länger sein, sodass es sich im Nacken leicht lockt. Doch es muss gepflegt aussehen – obgleich natürlich das Wilde, Lockige auch seinen maskulinen Reiz hat. Frauen lieben es, wenn sie im Moment größter Leidenschaft etwas haben, woran sie sich festhalten können. Ich könnte mir auch einen gepflegten Schnurrbart vorstellen, wobei der beim Küssen ein wenig zu rau sein könnte.“
„Noch mehr Vorschläge?“
„Du darfst keine Goldkettchen tragen. Das ist out. Eine Rolex dagegen ist ein absolutes Muss. Auch ein Ring besitzt durchaus eine Aussage. Ein Platinring mit zwei Reihen Diamanten. Dann noch handgenähte Lederschuhe, vorzugsweise italienische.“
„Was stört dich an spanischen?“
„Gar nichts. Ich nenne lediglich meine ganz persönlichen Vorlieben.“
„Hätte ich nie erraten.“
„Es war deine Idee, über Kleidung zu reden“, erinnerte sie ihn mit einem einnehmenden Lächeln. „Ich könnte auch, wenn ich freundlichst darum gebeten werde, deine Garderobe einer Beurteilung unterziehen.“
„Was soll an meiner Garderobe zu verbessern sein?“
„Selbstverständlich nichts. Wenn ich mich richtig erinnere, hast du ohnehin alles farblich aufeinander abgestimmt – Anzüge, Hemden, Krawatten, Hosen, sogar die Schuhe.“
„Und das soll ein modisches Verbrechen sein?“
„Nicht im Geringsten. Es betont nur deine Sucht nach Ordnung. Ich andererseits richte mich nach der Methode Suchen und Finden. Da gibt es immer wieder Überraschungen.“ Das stimmte nicht ganz, denn auch sie bewahrte ihre Garderobe so auf, dass zusammenpassende Stücke beieinander hingen oder lagen, und sie fand auch immer schnell, was sie suchte.
Der Wagen wurde langsamer, und nach wenigen Sekunden benutzte Raúl die Fernsteuerung, um die Tore zu Teresas Villa zu öffnen.
„Na also“, sagte Gianna mit trügerisch sanfter Stimme. „Wir haben die Fahrt ganz ohne Streit überstanden.“
Seine Augen leuchteten vor Belustigung. „Der Tag ist noch nicht vorbei, kleines Biest.“
„Falls das ein Kosename sein soll, ich finde ihn ätzend.“
„Was wär dir denn lieber? Querida? Amante ?“
„Hör auf damit. Das passt nicht mehr.“
Raúl stellte den Wagen direkt vorm Eingang der Villa ab. Gianna nahm ihre Tragetaschen und rutschte vom Beifahrersitz. Als sie durch das Doppelportal die Eingangshalle betrat, war sie sich Raúls Nähe überdeutlich bewusst.
„Danke fürs Herbringen“, rief sie ihm auf dem Weg zur Treppe kurz über die Schulter zu.
„Kein Problem.“
Die Stunden bis zum Abendessen wollte sie produktiv ausfüllen. Sich mit einem Buch in der Hand in einen Sessel zurückziehen war vielleicht nicht ganz das Richtige. Wegen des Zeitunterschieds war es noch zu früh, Annaliese im Bellissima anzurufen, und ihr Bruder Ben unternahm sicher gerade seinen Morgenlauf.
Sie brauchte körperliche Betätigung – etwas, was ihre überschüssige Energie abbauen würde. Dafür müsste sie zum nächsten Studio fahren, hatte aber keine Ahnung, wo hier eins war.
Elena wusste so etwas ganz bestimmt. Gianna zog Baumwollhosen an und ein T-Shirt über, packte außerdem einen Sweater, Turnschuhe und ihren Geldbeutel in einen Rucksack und ging zu Elena in die Küche.
„Selbstverständlich, señora . Ich werde Miguel Bescheid geben.“
Doch anstatt ihr die Autoschlüssel auszuhändigen, bestand Miguel darauf, sie zu fahren, obwohl sie betonte, nur eine Wegbeschreibung zu brauchen.
„Der señor besteht darauf .“
„ Es war wirklich nicht nötig, Raúl damit zu behelligen“, protestierte Gianna mit einem Stirnrunzeln.
„Bei allem Respekt, señora, da muss ich widersprechen. Er möchte prinzipiell nicht, dass Sie das Haus allein verlassen.“
Das muss ein Witz sein. Sie sprach es nicht laut aus. Stattdessen legte sie den Kopf schräg. „Würden Sie bitte auf mich warten? Ich muss mit dem señor reden.“
Raúl sah von seinem Computer auf, als sie sein Arbeitszimmer betrat. Er fing den entschiedenen Blick aus ihren blauen Augen auf und lehnte sich in seinem Schreibtischsessel zurück, um sie abwartend zu betrachten.
Einerseits amüsierte er sich darüber, dass sie sich einbildete, sie könne es mit ihm aufnehmen und sogar gewinnen. Andrerseits verblüffte ihn ihre kaum verhohlene Empörung.
In fünf Minuten müsste er
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