Julia Extra Band 0332
guter Geschäftsfreund meines Vaters, und beide Familien sind eng miteinander verbunden.“
Sie fuhren los. Während der Fahrt genoss Gianna die herrlichen Blicke, die sich überall boten, auf baumbewachsene Hügel mit weißen Punkten dazwischen, die sich als Häuser herausstellten, geschwungene Buchten, weite Sandstrände, im Hintergrund das tiefblaue Meer.
Raúl verlangsamte das Tempo und hielt an einem großen kunstvoll verschnörkelten Tor. Dort wies er sich mit seinem Führerschein und der Einladungskarte für die Veranstaltung aus.
Es war ein weitläufiges Anwesen, bestimmt mehrere Hektar groß, und zahlreiche Wagen parkten bereits in der Einfahrt.
„Imposant“ war das Erste, was Gianna dachte, als sie das doppelstöckige Herrenhaus betrachtete.
Auch hier bewachten Sicherheitskräfte den Eingang und führten noch eine weitere Kontrolle durch. Bald begriff Gianna den Grund dafür.
Eine Auktion sollte der Höhepunkt des Abends werden, und alles, was über den vorher festgelegten Betrag für jedes Stück hinaus geboten wurde, würde der Wohltätigkeitsorganisation zugutekommen. Die Kunstwerke und wertvollen Schmuckstücke, die versteigert werden sollten, waren in einem separaten Raum ausgestellt, wiederum bestens bewacht von Sicherheitspersonal. Zusammen waren all die Auktionsstücke Millionen wert, dachte Gianna, als sie den Blick über die verschlossenen Glaskästen schweifen ließ.
„Raúl, Gianna“, ertönte eine liebenswürdig klingende weibliche Stimme hinter ihnen. „Wie reizend von euch, unserer Einladung zu folgen.“
„Es ist uns ein Vergnügen, Ana.“ Raúl deutete auf beide ihrer Wangen einen Kuss an, und Gianna empfing die gleiche Art der Begrüßung von ihrer Gastgeberin.
„Bitte geht doch in die Lounge und holt euch einen Drink, es gibt reichlich Erfrischungen. Die Auktion beginnt um zehn.“
Es war schwierig für Gianna, die Anzahl der erschienenen Gäste zu schätzen – vielleicht mehr als hundert?
„Fast zweihundert, denke ich“, erklärte Raúl, als habe er mal wieder ihre Gedanken lesen können. Über ihr Erstaunen musste er lächeln. „Gibt es etwas, was dir besonders gefällt?“
„Hier sind so viele exquisite Dinge, dass es mir schwerfallen würde, mich zu entscheiden.“ Mal abgesehen davon, dass die Preise weit über dem lagen, was sie sich leisten konnte. „Und wie sieht es bei dir aus? Hast du schon etwas ins Auge gefasst?“
„Ja.“
„Was soll das heißen … nur ja ?“
Er strich ihr leicht über die Wange. „Warum müssen Frauen immer so neugierig sein?“
„Es ist unsere natürliche Bestimmung.“
Er stieß ein heiseres Lachen aus und legte leicht die Hand auf ihre Hüfte. „Lass uns hinübergehen zu den anderen Gästen.“
Es gab erstklassigen Champagner und sehr lecker aussehende Häppchen. Gianna unterhielt sich mit Menschen, die sie drei Jahre nicht gesehen hatte. Niemand war erstaunt, sie zusammen mit Raúl zu sehen. Kein Wunder, dachte sie, er weicht mir ja nicht von der Seite.
Gianna hatte schon öfter solche Versteigerungen besucht, doch diese hier verlief wirklich spektakulär. Für jeden Artikel wurde das geforderte Angebot abgegeben, und am Ende wurden ausnahmslos deutlich höhere Preise erzielt.
Raúl ersteigerte zwei Objekte, jeweils für eine Summe, die Gianna schwer schlucken ließ. Das eine war das Porträt eines jungen Mädchens aus einem früheren Jahrhundert, das sie vorhin kurz bewundert hatte, das andere ein wunderschöner diamantengefasster Saphir an einer Goldkette und dazu passende Ohrringe.
Ana und Franco freuten sich über den Erfolg der Auktion und luden ihre Gäste ein, sich weiter zu vergnügen.
Das wäre ein passender Zeitpunkt gewesen, sich zu verabschieden – wenn man vorher gewusst hätte, dass die letzte Person auf Erden, der Gianna hätte begegnen wollen, noch auftauchen würde.
Nachdem Raúl sie vorgewarnt hatte, dass sich Sierra auf der Insel aufhielt, war es nur eine Frage der Zeit, wann man ihr irgendwo begegnen würde. Trotzdem war es ein Schock für Gianna, ihre Angstgegnerin ausgerechnet hier zu sehen.
Es fiel Gianna schwer, die Ruhe zu bewahren, als Sierra sie feindselig anstarrte. Die junge Frau trug ein auffälliges Designerkleid, das ihre Kurven betonte. Ihr ehedem dunkelblondes Haar war jetzt viel heller getönt, was gut zu den blauen Augen passte. Auch die aktuelle Frisur stand ihr ausnehmend gut.
Diese Frau wirkte wie ein Ausstellungsobjekt. Künstlich.
Die meisten heißblütigen Männer
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