Julia Extra Band 0332
von Rafaela hielt Gianna problemlos stand. Sie schenkte Rafaela sogar ein gnädiges Lächeln, bevor diese weiterzog.
„Eine deiner zahlreichen Eroberungen?“
„Eine Bekannte.“
„Von denen es viele gibt.“ Es war eine Feststellung, keine Frage. „Trägst du deshalb noch deinen Ehering? Um sie abzuschrecken oder gar um sie herauszufordern?“
Einen Augenblick lang hatte sie den Eindruck, er würde nichts erwidern. Doch dann erklärte er in aller Ruhe: „Ich habe den Ring nie abgenommen. Keinen einzigen Tag, seit du ihn mir angesteckt hast.“
Verzweifelt versuchte sie, die Bedeutung seiner Antwort nicht an sich herankommen zu lassen – doch es gelang ihr nicht. Sie suchte nach einer lässigen Erwiderung, brachte aber kein Wort heraus, und dann war es dafür auch schon zu spät. Die Pause war zu Ende und die Leute strömten an ihre Plätze zurück.
Gianna hatte Mühe, dem Rest der Aufführung konzentriert zu folgen, und war erleichtert, als der Abend zu Ende war.
Erst als sie später allein mit Raúl im Auto saß, nachdem sie Christina und Pablo beim Apartment ihrer Tante abgesetzt hatten, beschloss sie, Raúl zur Rede zu stellen.
„Würdest du mir bitte erklären, warum du den Menschen vorgaukelst, unsere Ehe habe immer noch Bestand?“
Er warf ihr einen finsteren Blick zu. „Hat sie das denn nicht?“
„Du weißt genau, was ich meine.“
„Ich habe nicht die Absicht, diesen Zustand zu ändern.“
Ich aber umso mehr , versicherte sie sich im Stillen.
„Hast du dazu nichts zu sagen, Gianna?“, fragte er herausfordernd.
„Im Moment nicht.“
Den Rest der Strecke legten sie schweigend zurück, und in der Villa schritt Gianna die Treppe hinauf, ohne ein Wort zu sagen, bis sie an der Tür zu ihrer Suite angekommen war.
„Gute Nacht.“ Sie lächelte höflich und verschwand in der Tür. Kaum hatte sie diese leise hinter sich geschlossen, lehnte sie sich erschöpft dagegen und verharrte dort für mehrere Minuten. Erst dann ging sie ins Schlafzimmer, entkleidete sich, schminkte sich ab und schlüpfte unter die Decke.
Ein sehr warmer Tag heute, stellte Gianna fest, als sie aus dem Wagen stieg und Miguel mitteilte, dass sie ihn anrufen würde, wenn sie wieder abgeholt werden wollte.
Der kühle Luftstrom aus der Klimaanlage des Hotels tat gut. Sie durchquerte die Lounge, wo sich Christina aus einem tiefen Sessel erhob und sie überschwänglich begrüßte.
Sie wirkte sehr elegant in ihrem figurbetonten Leinenkleid und mit ihrem perfekten Make-up. Gianna machte ihr ein Kompliment, als sie sich niederließ.
„Wir bestellen uns einen Kaffee“, begann Christina, „dann gehen wir shoppen.“
„Wir müssen nicht unbedingt einkaufen.“
„Doch, müssen wir. Ich war bereits in der Boutique, das Kleid ist noch da. In deiner Größe.“
„Kannst du mir einen einzigen Grund nennen, warum ich noch ein Kleid brauche?“
„Muss man denn für so etwas einen Grund haben?“ Vernunft spielte für Christina in dieser Hinsicht ganz offensichtlich keine Rolle.
„Na schön, dann sehen wir uns das Kleid mal an. Aber nur unter der Bedingung, dass wir auch nach etwas für dich Ausschau halten.“
Christina kicherte leise. „Das muss doch nicht sein.“
„Hey. Gleiche Spielregeln für alle.“
Ein Kellner erschien, nahm die Bestellung entgegen, und Gianna sank in ihren Sitz zurück. Obwohl sie sich drei Jahre nicht mehr gesehen hatten, fühlten sie sich kein bisschen fremd und ließen ihre Freundschaft problemlos wieder aufleben, die sie seit Giannas Zeit in Madrid miteinander verband.
„Wie sieht es denn zwischen dir und Raúl aus?“
Das war die wahre Christina. Keine Vorreden. Sofort aus der Hüfte geschossen.
„Ich hatte gehofft, seine Geschäfte würden ihn in Madrid halten.“
„Während du dich hier auf Mallorca aufhältst? Bist du von Sinnen?“
„Warum sagst du das?“
Christina musterte sie forschend. „Willst du damit sagen, dass du wirklich nicht weißt, wieso du hier bist?“
„Ich bin nur deshalb nach Mallorca gekommen, weil Teresa mich darum gebeten hat.“
„Teresas Krankheit ist sehr ernst“, entgegnete Christina. „Es hat uns alle mitgenommen.“
„Aber?“
„Mit dem großen zeitlichen Abstand wäre es schon sinnvoll, die Umstände noch einmal zu beleuchten, die dich dazu gebracht haben zu verschwinden.“
Sie schien diesem Thema nicht zu entkommen. „Das wird auch nichts mehr ändern“, stellte Gianna klar.
Christina sah sie scharf an. „Ist dir eigentlich
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