Julia Extra Band 0332
würden sich von ihr angezogen fühlen und gern herausfinden wollen, ob das Versprechen, das die Verpackung machte, auch gehalten wurde.
In Sierras Begleitung befand sich ein Mann, der wie ein Model aus einem Männermagazin aussah. Ob sie ihn für den Abend angeheuert hatte?
Sei nicht so gemein, befahl Gianna sich selbst. Außerdem wäre es doch möglich, dass die Frau sich verändert hat.
Ja klar. Wer’s glaubt, wird selig.
Gianna bemerkte Raúls Blick und schenkte ihm ein ironisches Lächeln.
„Du hast sicher auch bemerkt“, meinte sie, „dass Sierra aus der Versenkung aufgetaucht ist. Man könnte glatt annehmen, ihre Anwesenheit heute Abend habe einen besonderen Grund.“
„Ohne Zweifel.“
„Du musst dich geschmeichelt fühlen.“
„Nein.“
Sie hob eine Augenbraue. „Tatsächlich nicht? Eine schöne Frau, die alles für dich tun würde …“
„Nein“, wiederholte er entschlossen.
„Warum nicht?“
„Weil sie nicht du ist.“
Einen Moment lang betrachtete Gianna ihn verunsichert. Meinte er das wirklich … oder spielte er nur eine Rolle?
„Sierra scheint auf dem Weg zu uns zu sein.“
Und währenddessen blieb Sierra hier und dort stehen, um sich mit Bekannten zu unterhalten – um davon abzulenken, was ihr wirkliches Ziel war?
Gianna wappnete sich innerlich. Die Schlacht hatte begonnen.
„Raúl. Querido .“
Wie stellte sie es nur an, so viel Verführung in ein einziges Wort zu legen? Jahrelange Übung, vermutete Gianna. Sie hielt den Atem an und wartete auf Raúls Reaktion.
Doch es kam keine.
Sierra öffnete den perfekt geschminkten Mund halb und verzog ihn dann zu einem Schmollmund.
„Nicht einmal ein hola , Raúl?“
Gianna warf ihm einen verstohlenen Blick zu. Ein eisiger Schauer lief ihr den Rücken hinunter, als sie seinen erbarmungslos kalten Blick sah.
Er war zu keiner Kommunikation bereit …, und er schien auch nicht bereit, es sich anders zu überlegen. Eine dermaßen gnadenlose Nichtbeachtung hatte sie bei ihm noch nie erlebt, selbst in ihren schlimmsten Auseinandersetzungen kurz vor der Trennung nicht.
Nun wandte sich Sierra kurz Gianna zu.
„Also … was hat dich veranlasst, zurückzukehren? Sein Geld? Oder seine unbestrittenermaßen einmalige Fähigkeit, einen so begehrenswert wie keine andere Frau fühlen zu lassen?“
O Mann . Sie hielt Sierras rachsüchtigem Blick stand und entgegnete ruhig: „Ich bin auf Raúls Bitte hin auf Mallorca.“
Wenn Blicke töten könnten, hätte Gianna jetzt umfallen müssen.
„Hat er dir vielleicht einen Haufen Geld geboten, damit du noch einmal versuchst, einen Velez-Saldaña-Erben hervorzubringen?“ Sie musterte Gianna von Kopf bis Fuß. „Raúl sollte sich lieber einer Frau zuwenden, die fruchtbar ist.“
Die Worte saßen, wie beabsichtigt.
„Noch ein Wort“, ging Raúl dazwischen, „und ich werde dich von den Security-Leuten an die Luft setzen lassen.“
„Das kannst du gar nicht, amante. Ich bin nämlich mit einem Partner hier, der eine Einladung hat.“ Mit einem bösen Lächeln wandte sie sich erneut Gianna zu. „Ich hätte nicht dabei versagt, ihm ein Kind zu schenken … so wie du.“
Nach diesen verletzenden Worten entfernte sich Sierra. Gianna hatten sie wie beabsichtigt mitten ins Herz getroffen. Sie nahm kaum wahr, wie Raúl seine Hand von ihrer Hüfte hoch zum Nacken gleiten ließ.
„Komm, wir gehen.“
Giannas Augen wirkten riesig in ihrem blassen Gesicht. „Um Sierra einen Sieg zu gönnen? Nein, das sollten wir nicht tun.“
„Dann lass uns auf die Terrasse gehen.“
Gianna widersprach nicht. Sie gingen hinüber zu der kunstvoll verzierten Balustrade, um die nächtliche Landschaft zu bewundern. Sie befanden sich hoch in den Hügeln und hatten einen prächtigen Panoramablick nach Palma hinunter mit seinen glitzernden Lichtern, über ihnen funkelten die Sterne und vor ihnen schimmerte das Mittelmeer nachtschwarz. Eine leichte Brise wehte herüber.
Gianna merkte, wie die Anspannung, die sich wegen Sierra in ihr aufgebaut hatte, nachließ.
Raúl stand dicht neben ihr, und sie wehrte sich nicht, als er sie an sich zog. Es fühlte sich vertraut und warm an, und am liebsten hätte sie ihr Gesicht an seine Brust geschmiegt.
Sie schluckte gegen den Kloß im Hals an, als er ihr mit den Lippen zärtlich über Stirn und Wangen strich. Dann eroberte er ihren Mund mit einem zärtlichen Kuss, der willenlos machte und auf den sie einfach reagieren musste. Es war wie ein Nachhausekommen …
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