Julia Extra Band 0339
ausgesucht habe.“
„Wer kommt außer uns noch, und wer ist mein Begleiter?“
„Zwei Ehepaare und ein alter Freund von mir mit seinem Sohn.“
„Dein Witwer, nehme ich an. Ich wusste gar nicht, dass er einen Sohn hat.“
„Einen sehr netten. Er ist einundzwanzig, aber erstaunlich reif für sein Alter.“
Seufzend hatte sich Holly ihrem Schicksal ergeben – zumindest konnte Sylvia, was den Begleiter betraf, keine Hintergedanken haben. Reif oder unreif, als Heiratskandidat war der Knabe definitiv zu jung. Und nach dem verunglückten Lunch vor zwei Tagen durfte sie ihre Mutter nicht schon wieder in Verlegenheit bringen.
Leider brachte das Stichwort Lunch auch die Erinnerungen an Brett Wyndham zurück. Partygirl hatte er sie genannt und obendrein durchblicken lassen, dass er sie für eine schnöde Goldgräberin hielt, auf der Suche nach einem reichen Ehemann. Dennoch beschleunigte sich ihr Puls jedes Mal, wenn sie an ihn dachte. Es ließ sich nicht leugnen: Er war der erste Mann, der sie physisch erregte, seit sie …
Entschlossen verdrängte sie die schlimmen Erinnerungen und konzentrierte sich aufs Gegenwärtige.
Brett Wyndham … Die Chance auf ein Interview mit ihm hatte sie sich dummerweise vermasselt. Und das war schade – vom journalistischen Standpunkt aus betrachtet wäre er das ideale Objekt. Wieder sah sie ihn vor sich, und erneut lief ihr ein Prickeln über die Haut.
Einem plötzlichen Impuls folgend, setzte sie sich an den Rechner, um im Internet über ihn nachzulesen.
Viel fand sie nicht, außer dass er fünfunddreißig war und der Älteste von drei Geschwistern. Über seine Schwester Sue Murray – sie war die Jüngste – und seinen Bruder Mark, der in Kürze heiraten wollte, stand weit mehr in dem Artikel.
Dafür erfuhr sie, dass die Wyndhams seit mehreren Generationen in Australien lebten und in Nordqueensland eine Rinderfarm mit dem sonderbaren Namen Haywire besaßen, die erste und größte von mehreren. Dass Viehzucht nicht länger die Haupteinnahmequelle bildete und Brett Wyndham in der Geschäftswelt als einflussreicher Mann galt. Er war an der Gewinnung von Zink und Marmor sowie am florierenden Tourismus in Queensland beteiligt, außerdem auch an einigen Transportgesellschaften. Man achtete ihn gleichermaßen für seine umweltfreundlichen Methoden und seine Bemühungen auf dem Gebiet des Artenschutzes.
Alles sehr interessant, aber sein Privatleben wird mit keiner Silbe erwähnt.
Doch dann stieß sie auf einen ziemlich boshaften Artikel über eine gewisse Natascha Hewson, eine Veranstaltungsplanerin für die oberen Zehntausend, die als ungewöhnlich schön und ungewöhnlich talentiert beschrieben wurde. Aber, so hieß es weiter, wenn Miss Hewson geglaubt hatte, ihre Vorgängerinnen übertrumpfen zu können und Mrs Wyndham zu werden, so war sie eines Besseren belehrt worden: Wie man höre, sei ihre Verlobung mit Brett kürzlich in die Brüche gegangen.
Ein Blick auf das Datum des Artikels sagte Holly, dass er neun Monate alt war.
Nachdenklich lehnte sie sich zurück. Seit zwei Jahren ging sie Männern geflissentlich aus dem Weg, und nun kam er daher und erweckte die Frau in ihr wieder zum Leben. Wollte sie das? Nein – schon gar nicht wegen eines notorischen Don Juans, der anscheinend nur den kleinen Finger zu heben brauchte, um …
Aber weshalb machte sie sich seinetwegen überhaupt Gedanken? Der Traum vom Interview war ausgeträumt und eine erneute Begegnung mit Wyndham somit ausgeschlossen. Am besten, sie vergaß den ganzen Vorfall.
Brett stand an der Bar und überlegte ernsthaft, ob er sich nicht dünn machen sollte. Er war als Begleiter seiner Schwester erschienen, und an Partnern fehlte es ihr weiß Gott nicht. Er sah ihr nach, wie sie in den Armen eines Legionärs vorbeitanzte, ein tapferes kleines Lächeln auf den Lippen. In dem lavendelfarbenen Kleid à la Scarlett O’Hara sah sie entzückend aus.
Brett seufzte. Murrays Untreue hatte Sue schwer getroffen, und sie behauptete steif und fest, dass sie ihn nun nicht mehr liebe. Aber war so etwas überhaupt möglich? Konnte man in Herzensangelegenheiten wie bei einer Nachttischlampe einfach auf einen Knopf drücken und – basta? Wie sah es in Sachen Liebe eigentlich bei ihm aus?
Nun, viel tat sich da nicht, dafür war er zu oft und zu lange unterwegs. An kurzen Liebschaften – und mehr wollte er nicht – mangelte es zwar nicht, doch die wurden langsam ermüdend. Was ihn besonders nervte, war, dass keine der Damen
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