Julia Extra Band 0339
Geschehen bin ich unschuldig, das schwöre ich. Ganz davon abgesehen glaube ich auch nicht, dass eine Katze das Mausen lassen kann.“
Brett verbiss sich ein Lachen. „Nach Kamelen und Scheichs und mexikanischen bandidos erscheinen mir Katzen reichlich zahm. Ihnen nicht auch?“
„Das kommt auf die Katze an“, knirschte sie. „Unter denen gibt es nämlich ausgesprochen gefährliche und angriffslustige, wie Sie sehr wohl wissen.“
„Allerdings. Trotzdem verstehe ich nicht, worauf Sie anspielen.“
„Auf zukünftige Annäherungsversuche Ihrerseits.“
„Dieser Punkt geht an Sie.“ Er lächelte. „Nur eine kleine Frage: Sind Sie ganz sicher, dass sie auf unfruchtbaren Boden fallen?“
Wieder wurde es still. Holly öffnete den Mund zum Protest, dann schloss sie ihn wieder. Leugnen konnte sie nicht – was er andeutete, stimmte. Ihm gegenüber zugeben wollte sie es aber auch nicht, das wäre der Gipfel des Leichtsinns.
Somit tat sie das Einzige, was verblieb: Wortlos drehte sie ihm den Rücken zu und ging in den Saal zurück.
„Wie war der Ball?“, erkundigte sich Mike Rafferty am nächsten Morgen bei seinem Chef.
Brett lehnte sich in seinem Sessel zurück. „Aufschlussreich“, meinte er schließlich.
„Also besser als erwartet.“ Mike legte eine dünne Akte auf den Schreibtisch. „Das Veranstaltungsprogramm für Marks Hochzeit.“
„Ich hoffe, es hält sich in Grenzen.“ Er überflog den Inhalt und verzog das Gesicht. „Schon wieder ein Ball.“
„Aber diesmal unkostümiert.“
Ohne darauf einzugehen, las Brett weiter. „Abendgesellschaft … Picknick am Strand … Bootstour zum Korallenriff … das Übliche …“ Er winkte ab. „Ich nehme an, es gibt jemanden, der alles koordiniert.“
„J…ja.“ Mike hüstelte nervös.
Sein Chef sah auf. „Nicht Natascha …“
„Doch.“
„Verdammt!“
„Sie ist mit Abstand die Beste und außerdem mit Ariane befreundet.“
„Verstehe.“ Abwesend trommelte Brett mit den Fingern auf den Schreibtisch, dann hob er den Kopf. „Ich möchte, dass Sie alles über eine gewisse Holly Harding ausfindig machen, Mike. Sie ist die Tochter von Richard Harding, dem bekannten Schriftsteller, und angeblich selbst Journalistin. Tun Sie es bitte gleich.“
Erstaunt sah Mike seinen Chef an. Was hatte Richard Hardings Tochter mit Mark Wyndhams Hochzeit zu tun?
„Ist noch etwas unklar?“ Brett krauste die Stirn.
„Nichts“, versicherte Mike hastig. „Wird sofort erledigt, Boss.“
Am gleichen Tag spätnachmittags bat Glenn Shepherd Holly zu sich ins Büro. „Sie sind so ein kluges Mädchen, Holly.“ Anerkennend legte er ihr den Arm um die Schultern. „Ich hätte mir denken können, dass es Ihnen gelingen wird – wie, ist mir allerdings ein Rätsel. Und warum haben Sie mir nicht davon erzählt?“ Er ließ sie los und setzte sich hinter seinen Schreibtisch.
Holly nahm ihm gegenüber Platz. „Wovon reden Sie, Glenn?“
„Von Ihrem Interview mit Brett Wyndham natürlich. Was sonst?“
Verblüfft starrte sie ihn an, dann räusperte sie sich. „Davon weiß ich ja gar nichts.“
„Er sagt, da wären noch ein paar Details, die er vorher mit Ihnen aushandeln möchte, aber alles in allem ist er einverstanden. Deshalb habe ich für Sie heute Nachmittag um fünf Uhr dreißig einen Termin mit ihm vereinbart.“ Er schob ihr einen Zettel hin. „Das ist der Treffpunkt. Wenn Sie keine Zeit haben, ändern Sie ihn ab. Es könnte Ihr Durchbruch werden, Holly – und dem Magazin schadet es natürlich auch nicht. Wenn ich ihn richtig verstanden habe, werden Sie reisen müssen.“
„Reisen?“
„Das wird er Ihnen alles erklären. Die Flugkosten gehen natürlich zu unseren Lasten.“
„Glenn …“
Er ließ sie nicht ausreden. „Viel Glück, Holly. Und jetzt muss ich los, ich habe eine Verabredung.“
Kurz vor halb sechs parkte Holly in der Nähe des Restaurants ihren Wagen, wo sie sich mit Brett Wyndham treffen sollte. Es war eines von vielen in Southbank, einem besonders hübschen Stadtteil am Ufer des Brisbane River, gegenüber vom Stadtzentrum. Grünanlagen und eine Lagune zum Schwimmen, das Stadttheater und die Nationalgalerie machten dieses Viertel zu einem beliebten Ziel für Einheimische und Besucher. Viel zu schade für eine Besprechung mit ihm, dachte sie flüchtig.
Holly hängte sich die Schultertasche um, und einen Moment lang wünschte sie, sie wäre weniger lässig gekleidet. Sie trug die übliche Kluft – Tanktop, Jeans und
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