Julia Extra Band 0339
zu Gesicht; Behördengänge und Versicherungsangelegenheiten nahmen ihn voll in Beschlag.
In ihrem Kopf schwirrten die Ereignisse der letzten Tage immer noch wild durcheinander. Hatte er sie tatsächlich gebeten, seine Frau zu werden? Hatte es die Nacht mit ihm wirklich gegeben, oder war sie ein Traumgespinst? Nein, es war kein Traum, davon zeugten kleine Liebesbeweise an ihrem Körper.
Wie sollte es nun weitergehen? Und was wurde aus dem Interview? Hatte sie eine Story oder nicht?
„Kennen wir uns nicht irgendwoher?“
Sie schrak zusammen, als er plötzlich neben ihr auftauchte, barfuß, in Freizeithemd und Kaki-Shorts.
„Oh, hallo … Ich habe mich schon gefragt, ob ich dich überhaupt noch zu sehen bekomme.“
„Ich weiß … Tut mir leid, Holly.“ Er nahm ihre Hand in seine, dann neigte er sich zu ihr und küsste sie leicht auf den Mund. „Der Papierkram bringt mich noch um. Bei der nächsten Bruchlandung, die ich mir in den Kopf setze, erinnere mich bitte, dass sich der Aufwand nicht lohnt.“
Sie kicherte. „Okay.“
„Übrigens, ein Hubschrauber hat unsere Sachen vom Unfallort und aus Tommys Hütte abgeholt.“
„Schön, aber die Klamotten brauche ich nicht. Meine Mutter hat mich mit allem versorgt.“
„Das sehe ich.“ Er betrachtete den langen geblümten Rock und das grüne Top. „Ist auch etwas dabei, das sich für einen Ball eignet?“
Holly versteifte sich.
„Er findet heute Abend statt. Ich hoffe, du wirst mich begleiten – und natürlich auch morgen zur Hochzeit.“
„Da…das möchte ich nicht. Danke für die Einladung, aber …“
„Holly …“
„Nein, wirklich, ich …“
„Schau, da drüben steht eine Palme, dort können wir uns in den Schatten setzen und über alles reden.“ Widerstrebend folgte sie ihm, dann ließ sie sich neben ihm auf den Sand fallen.
„Du siehst mitgenommen aus.“ Besorgt musterte er ihr blasses Gesicht. „Nach allem, was sich zugetragen hat, ist das verständlich, nur …“
„Was auch immer. Und frag mich jetzt bitte nicht, ob ich dich heiraten will. Im Moment kommt es mir immer noch vor, als hätte ich das Ganze nur geträumt.“
„Das hast du nicht.“ Er unterdrückte ein Lächeln. „Aber ich werde nicht fragen, zumindest nicht jetzt. Reden wir lieber über den Ball.“ Er sah ihr in die Augen. „Ich muss daran teilnehmen, und wenn du mitkommst, dann sind wir doch immerhin zusammen. Ich weiß nicht, wie es dir ergeht, aber ich leide inzwischen unter Entzugserscheinungen.“
Sie schlang die Arme um die hochgezogenen Knie, stützte das Kinn auf und schwieg.
„Holly?“
„Ich … ich vermisse dich auch.“
„Dann …?“
„Na gut.“ Sie drehte sich zu ihm. „Musst du jetzt irgendwo hin?“
„Nicht während der nächsten halben Stunde. Was möchtest du tun?“
„In dreißig Minuten?“ Sie seufzte. „Am besten, wir bleiben, wo wir sind, und unterhalten uns.“
Er streckte sich in den Sand und zog sie neben sich. „Habe ich dir jemals gesagt, wie entzückend du bist?“
Holly sah dem Ball mit gemischten Gefühlen entgegen. Nichts wünschte sie sehnlicher, als mit Brett zusammen zu sein – wonach sie sich nicht sehnte, war, unter den neugierigen Blicken seiner Angehörigen und einer eleganten Gästeschar auf dem Präsentierteller zu sitzen.
Diese Überlegung hatte sie auch dazu veranlasst, einen Kosmetiksalon aufzusuchen. Nach den Tagen im Busch war eine Generalüberholung dringend notwendig, wollte sie Brett und sich selbst nicht blamieren.
Die nächste Frage war, was sollte sie anziehen? Sie hatte mit dem Gedanken gespielt, in einer von Palm Coves exklusiven Boutiquen zu shoppen, sich dann aber daran erinnert, dass unter den Sachen, die Sylvia mitgebracht hatte, ein geeignetes Outfit war. Eines ihrer Lieblingskleider, ein schwarzer, knöchellanger Schlauch, ärmellos, mit ovalem Ausschnitt. Dazu gehörten ein Halsschmuck aus schwarzen Seidenschnüren, an denen winzige Perlen und Muscheln befestigt waren, ein Paar silberfarbene Ballerinas und die dazu passende Abendtasche.
Mom muss einen sechsten Sinn gehabt haben, als sie das Kleid nebst Zubehör einpackte, überlegte sie, während sie sich in ihrem Zimmer für den Ball anzog. Dann lächelte sie – Sylvia Harding verreiste niemals, ohne auf jede Eventualität vorbereitet zu sein.
Ob sie wohl ahnte, was sich zwischen ihrer Tochter und Brett Wyndham abspielte? So schwer zu erraten war das eigentlich nicht – seit knapp einer Woche waren sie ständig zusammen,
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