Julia Extra Band 0339
wollte sie das nun nicht mehr.
„Wann hast du dich erinnert?“, fragte er.
„Heute Nachmittag, als ich Kopfschmerzen hatte und mich hingelegt habe.“
Isabella senkte den Kopf. Sie klang leise und verzagt, als würde sie furchtbar leiden. Das habe ich ihr angetan, dachte Adan schuldbewusst.
„Erinnerst du dich auch an die Wüste?“
Sie schüttelte den Kopf. „Der Arzt sagte ja, ich würde mich vermutlich nie mehr an die Tage direkt vor und nach dem Unfall erinnern.“ Sie lachte bitter und fuhr fort: „Ich sage noch ‚Unfall‘, weil ich es nicht schaffe, es beim Namen zu nennen.“
Adan atmete hörbar aus. „Was passiert ist, war nicht deine Schuld. Eine postnatale Depression ist eine Krankheit.“
Er hatte sich an diesem Tag eingehend informiert und auch gelesen, dass Frauen, die sich zu Hause nicht geborgen fühlten und nicht von ihrer Familie unterstützt wurden, anfälliger für postnatale Depressionen waren.
„Es ist beängstigend, wenn man sich selbst nicht unter Kontrolle hat“, sagte Isabella. „Ich weiß noch, wie mir die Krankenschwester Rafik in die Arme legte. Er war mir vollkommen fremd, und ich fühlte mich völlig überfordert: noch jemand, der Aufmerksamkeit verlangte, ohne mir etwas zurückzugeben.“
Adan wollte die Arme nach ihr ausstrecken, glaube jedoch nicht, dass sie dies zulassen würde.
„Du glaubst jetzt sicher, dass du recht damit hattest, meine Fähigkeiten als Mutter infrage zu stellen.“
„Nein“, widersprach er. „Ich glaube, dass der ausschlaggebende Faktor deine Hormone waren – und die Tatsache, dass du allein warst. Es tut mir sehr leid.“
Abrupt hob sie den Kopf. „Was tut dir leid? Dass du nicht da warst? Oder dass du nicht gemerkt hast, wie schlecht es mir ging, weil ich dir einfach nicht wichtig genug war?“ Sie fluchte leise und fuhr dann fort: „Mein Vater hat es bemerkt, und du weißt ja, was er getan hat. Er hatte Angst, du würdest mich in eine Anstalt einweisen lassen. Sogar ihm war klar, dass ich dir nichts bedeutet habe.“
Gerne hätte Adan gesagt, dass sie ihm sehr wohl etwas bedeutet hatte, doch das wäre nicht die Wahrheit gewesen. Denn damals war seine Frau für ihn einfach ein weiterer Besitz gewesen: jemand, der mit ihm das Bett teilte, ihm Kinder gebar und den Haushalt führte. Doch das hatte nicht gereicht.
„Ich kann die Vergangenheit nicht ungeschehen machen, Isabella.“
Als ihr eine Träne über die Wange lief, trocknete Isabella sie ungeduldig. „Ich habe dich heute mit einer anderen Frau gesehen, Adan. Du hast sie geküsst.“
Er blinzelte überrascht. „Ich habe keine Frau außer dir geküsst!“
Noch immer drehte Rafik fröhlich quietschend seine Runden, doch Adan konnte nur die Frau wahrnehmen, die vor ihm stand und auf deren Gesicht sich Schmerz, Wut und Enttäuschung spiegelten.
„Du bist wirklich unglaublich“, sagte sie aufgebracht. „Ich habe dich gesehen! Hast du mich im Palast der Schmetterlinge auch angelogen? Du hast gesagt, ich sei die einzige Frau, mit der du in den letzten drei Jahren dort gewesen bist. Aber vielleicht wolltest du mich ja auch nur …“
Als sie verstummte, wusste Adan, dass sie mit den Tränen kämpfte.
„Nein, ich habe dich nicht belogen“, sagte er aufgebracht. „Und du hast mich ebenso begehrt wie ich dich, ganz egal, mit wie vielen Frauen ich geschlafen haben könnte.“
Isabella war angespannt, als hätte er sie beleidigt. „Zu deiner Beruhigung kann ich dir sagen, dass das nicht mehr der Fall ist: Ich will dich nicht mehr, Adan, nie mehr.“
12. KAPITEL
Adan sah Isabella ungläubig an. Doch sie hatte viel nachgedacht, seit sie ihn mit der anderen Frau gesehen hatte. Und sie hatte eine Entscheidung gefällt: Sie wollte nie wieder bemitleidenswert sein. Isabella war entschlossen, keinen Mann zu lieben, der ihre Gefühle nicht erwiderte. Einen Mann, der sie so leichtfertig aus seinem Bett vertrieb, wie er sich ein frisches Hemd anzog.
Isabella wollte nicht die Bittstellerin von König Adan ibn Nadschib Al Dhakir sein. Sie war die Mutter seines Kindes und würde das auch ihr Leben lang bleiben, aber sie würde nicht mit ihm zusammenleben. Sie liebte ihn, doch sie würde nie mehr bei ihm oder sonst jemandem die zweite Geige spielen.
„Und was willst du dann?“, fragte Adan, der eindeutig verärgert war, was Isabella durchaus gefiel.
„Ein Haus in der Nähe mit einem kleinen Pool für Rafik und einem Hof, in dem er spielen kann. Es braucht nichts Herrschaftliches
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