Julia Extra Band 0339
strengte sich an, damit diese nicht zitterte. „Das ist eine gute Idee“, erwiderte sie nur. „Es wird sicher eine Weile dauern, bis du jemanden findest, der geeignet ist.“
„Ja. In den nächsten Wochen ist viel zu tun. Es wäre gut, wenn bald eine neue Kinderfrau da ist, damit alles glattläuft.“
Isabella war sehr stolz darauf, dass sie einen Schluck Kaffee trinken konnte, ohne etwas zu verschütten. „Ja, je eher, desto besser“, sagte sie betont fröhlich.
Sie hatte das Gefühl, Adan würde ihr einen merkwürdigen Blick zuwerfen, doch dann war seine Miene schon wieder ausdruckslos. „Und was hast du heute vor, Isabella?“ Offenbar wollte er jetzt wieder Smalltalk führen, nachdem sie diese Angelegenheit geklärt hatten.
„Ich wollte mit Rafik zum Swimmingpool.“
„Das ist toll, er planscht sehr gerne.“
„Und was wirst du nach dem Besuch bei Kalila tun?“, fragte Isabella.
Adan trommelte mit den Fingern auf der Mappe, die vor ihm lag. Er war geradezu frustrierend höflich und distanziert. Wo war der Mann, der sie nachts zärtlich in den Armen gehalten hatte?
„Ich muss mich um sehr vieles kümmern.“ Als er sie mit seinen dunklen Augen ansah, hatte sie das Gefühl, er würde ihr direkt in die Seele blicken. „Ich weiß noch nicht, wann ich heute Abend wieder da bin. Genauer gesagt, sollte ich jetzt lieber aufbrechen, damit ich auch alles schaffe.“
Isabella wartete, ohne genau zu wissen, worauf. Eine Minute lang, die ihr wie eine Ewigkeit erschien, sahen sie einander in die Augen. Und mit jeder Sekunde schlug ihr Herz heftiger. Bitte sag etwas, Adan, dachte sie. Sag, dass du mich letzte Nacht vermisst hast. Sag, dass du diese Nacht mit mir verbringen möchtest .
Doch Adan stand auf, wandte sich wortlos um und ging.
Isabella setzte Rafik ins Babybecken und sah ihm dann vom Rand aus beim Planschen zu. Immer wieder machte sie sich Gedanken und Sorgen um die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft, doch sie konnte einfach nicht anders.
Bis Adan plötzlich ihn ihrem Leben aufgetaucht war, vor gerade zwei Wochen, war Isabella eigentlich zufrieden gewesen, wenn sie sich auch ein wenig einsam und melancholisch gefühlt hatte. Doch jetzt hatte sie so viel zu verlieren, dass es ihr Angst machte. Und das wiederum machte sie wütend: Eigentlich waren die Zeiten doch vorbei, in denen sie lediglich ihrem Ehemann hatte gefallen wollen. Ob Adan sie wollte oder nicht – das musste nicht ihr Leben bestimmen! Unzählige Menschen überlebten es, dass man ihnen das Herz brach. Und ihr würde es auch gelingen.
Als Rafik zu quengeln begann, brachte Isabella ihn zum Mittagsschlaf ins Bett. Da sie schreckliche Kopfschmerzen hatte, nahm sie die Migränetabletten von Adan, schloss die Fensterläden vor der gleißend hellen Sonne und legte sich ebenfalls hin.
Während sie immer wieder einschlief und aufwachte, gingen ihr so viele Dinge durch den Kopf, dass ihr erst nach einer Weile klar war, was es mit diesen Szenen und Gefühlen auf sich hatte. Abrupt und mit klopfendem Herzen setzte Isabella sich auf. Die Erinnerung an das gemeinsame Leben mit Adan kehrte zurück!
Zuerst kamen die Gefühle: die Erkenntnis, wie es war, einen Mann zu lieben, der die Liebe seiner Frau nicht erwiderte und – noch schlimmer – auch keinen Respekt vor ihr hatte.
Isabella wurde von einem Gefühl der Demütigung erfüllt: Sie hatte wirklich versucht, Adan eine gute Ehefrau zu sein. Doch nachdem er mit ihr ein Kind gezeugt hatte, war er ihr gegenüber zwar noch immer sehr höflich gewesen, hatte jedoch ganz offensichtlich jegliches Interesse an ihr verloren. Und sie hatte ihre eigenen Vorlieben und Abneigungen vernachlässigt, um ihm nur ja alles recht zu machen.
Dann erinnerte Isabella sich an die furchtbare Übelkeit, die sie so unendlich lang gequält hatte, und an ihre schreckliche Angst, als die Wehen eingesetzt hatten. Weder Adan noch Bedienstete waren bei ihr gewesen. Ihr Vater war außer Landes gewesen, ihre Mutter natürlich in den USA. Und Adans Verwandte waren Fremde für sie. Also hatte sie ihren Sohn ganz allein im Kreißsaal eines Krankenhauses zur Welt gebracht.
Sie erinnerte sich an die schmerzhaften Wehen und den Moment, als man ihr ihren kleinen Sohn in den Arm drückte. Isabella hätte am liebsten nur geweint, doch man hatte darauf bestanden, dass sie Rafik die Brust gab. Zutiefst beschämt erinnerte sie sich jetzt an ihren übermächtigen Wunsch, vor all dem zu flüchten.
Damals hatte sie Rafik
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