Julia Extra Band 0339
Jungfräulichkeit genommen, mit ihr ein Kind gezeugt und sie dann mehr oder weniger sich selbst überlassen, um sich mit seinen Geschäften zu befassen.
Nah waren sie einander nicht gewesen. Meistens hatte Isabella ihn gelangweilt. Sie hatte alles getan, was man von ihr als Ehefrau erwartet hatte. Herausgefordert hatte sie ihn nie, und er war auch nie voller Sehnsucht gewesen, abends nach Hause zu kommen. Nicht einmal gesungen hatte sie für ihn, dabei summte oder sang sie doch ständig! Warum war ihm das vorher nie aufgefallen?
Und so aufgebracht Adan auch gewesen war, als er sie gefunden hatte, so sehr hatte Isabella ihn gleichzeitig auch fasziniert. Seit dem Kuss in dieser schäbigen Bar auf Hawaii hatte die heftige Anziehung zwischen ihnen nicht nachgelassen.
Adan machte sich schwere Vorwürfe. War es womöglich seine Schuld, dass Isabella vor zwei Jahren so unglücklich gewesen war? Und warum hatte er nichts davon bemerkt? Laut Aussage des Arztes wurde die postnatale Depression zwar allein von Hormonen verursacht, doch warum verdrängte Isabella die Erinnerung an ihren Ehemann?
Adan wusste es nicht, und er würde es auch nicht herausbekommen, wenn er einen ganzen Monat lang jede Nacht darüber grübeln würde. Stattdessen musste er sich jetzt auf die Zukunft konzentrieren. Er seufzte schwer, denn alles war anders gelaufen als geplant.
Er hatte Jasmin heiraten wollen, weil sie sanft und liebevoll war und Rafik sowie weiteren Kindern, die sie bekommen würden, eine gute Mutter wäre. Doch am Abend des Tages, an dem Kalila ins Krankenhaus gekommen war, hatte er mit Isabella im Bett gelegen und gewusst, dass er mit keiner anderen Frau als ihr schlafen wollte. Denn er konnte immer nur an Isabella denken. Innerhalb kürzester Zeit war sie für ihn fast lebenswichtig geworden: Sie ließ sein Herz klopfen und erfüllte ihn mit Verlangen.
Doch es war mehr als nur das: Isabella sprühte vor Energie, sie war so lebendig und so wunderschön. Und sie liebte ihren gemeinsamen Sohn offenbar über alles. Adan konnte sich ein Leben ohne sie einfach nicht mehr vorstellen.
Ob das Liebe war? Wann immer er Rafik ansah, wurde ihm warm ums Herz vor Liebe, doch seine Gefühle für Isabella waren anders. Fühlte er sich nur körperlich zu ihr hingezogen, oder empfand er mehr für sie? Das musste er unbedingt herausfinden.
Und nun war Adan auch noch besorgt um sie. Würde er ihr geben können, was sie brauchte, oder würden sich die tragischen Ereignisse wiederholen? Konnte er sie glücklich machen? Er wollte unbedingt alles in Ordnung bringen, doch er wusste nicht, wie.
Ich bin der König eines Landes und komme nicht einmal mit meinem Privatleben zurecht, dachte Adan bitter.
11. KAPITEL
Etwas war anders zwischen ihnen, wie Isabella feststellte, als sie im Innenhof unter den Bögen im maurischen Stil frühstückten.
Zum zwanzigsten Mal versuchte sie, einen Artikel in der Al-Arab Jahfar zu lesen, doch schon nach dem ersten Absatz schweiften ihre Gedanken ab. Adan saß ihr gegenüber und war in die Papiere vertieft, die Mahmud ihm gebracht hatte. Mit ihr hatte er kaum ein Wort gesprochen. Sicher war er entsetzt über das, was ihr Vater ihm erzählt hatte. Nun würde er sich von ihr scheiden lassen und wie geplant die andere Frau heiraten.
Bei diesem Gedanken krampfte sich ihr der Magen zusammen. Wie kann Adan noch immer eine andere Frau heiraten wollen, nachdem wir uns gestern Morgen so leidenschaftlich geliebt haben? fragte Isabella sich verzweifelt. Und es war auch nicht nur um Sex gegangen. Sie hatten doch so viel miteinander geteilt! Für sie ging es um Liebe – eine so intensive Liebe, dass ihr das Herz fast wehtat. So war es also, wenn man jemanden liebte, aber nicht wusste, ob er die eigenen Gefühle erwiderte …
Schon am Vorabend hatte Isabella von Adan wissen wollen, was nun passieren würde. Doch jetzt war sie zu verängstigt, um ihre Frage zu wiederholen. Sie fühlte sich einfach nicht in der Lage, die Wahrheit zu verkraften. Irgendwann würde sie sich den Tatsachen stellen müssen, doch vorerst wollte sie so tun, als hätte sich nichts geändert: Sie wollte sich daran erinnern, dass sie sich mit Adan und ihrem Sohn etwas unendlich Wertvolles aufgebaut hatte – etwas, das sie vielleicht nie zurückbekommen würde.
„Ich fahre heute Morgen zu Kalila“, sagte Adan plötzlich. „Ich möchte sie fragen, ob sie mir eine Kinderfrau empfehlen kann.“
Isabella schloss die Finger fester um ihre Kaffeetasse und
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