Julia Extra Band 0339
Fenstertische in Lucianos kleinem Restaurant – der Beweis, dass Mary den Besitzer tatsächlich kannte. Als Stammkunde wusste er, dass Fenstertische Lucianos Lieblingsgästen vorbehalten waren.
Sie knabberte genüsslich Grissini, als er zehn nach eins ankam. „Tut mir leid“, sagte er mürrisch, als sie ironisch auf die Armbanduhr schaute.
Nachdem Mary sein Büro verlassen hatte, verlief nichts wie geplant. Die Besprechung verschob sich um eine halbe Stunde, was den Rest des Vormittags durcheinanderbrachte. Immer wieder musste er an Mary denken und konnte sich nicht auf seine Geschäfte konzentrieren – eine kalte Dusche hätte ihm gutgetan.
Marys Bemerkung, Yvonne sei in ihn verknallt, ließ ihm ebenfalls keine Ruhe. Persönliche Beziehungen am Arbeitsplatz lehnte er kategorisch ab, weshalb er seine Assistentin in den nächsten Stunden auch besonders aufmerksam beobachtete. Voll Genugtuung stellte er fest, dass sie sich wie gewöhnlich äußerst korrekt verhielt; wenn überhaupt, war sie sogar noch reservierter als sonst. Schulterzuckend schob er den Gedanken beiseite – er hätte nicht auf Mary hören sollen. Dass er es dennoch getan hatte, irritierte ihn.
Verdrießlich nahm er die Speisekarte zur Hand. „Was ist?“, fragte er, als sie seinem Beispiel nicht folgte. „Wollen Sie nicht bestellen?“
„Ich weiß, was ich möchte.“
Während er sich ins Menü vertiefte, schweifte Marys Blick durch den Saal. Ihr war nicht entgangen, dass die anwesenden Damen immer wieder verstohlen zu ihrem Tisch herübersahen. Wie konnte es auch anders sein? Jonas war ein Mann, der weibliche Blicke wie ein Magnet anzog, selbst wenn seine Miene, so wie jetzt, alles andere als liebenswürdig war. Ganz offensichtlich passte ihm etwas nicht.
„Wir brauchen ja nicht zusammenzusitzen, falls Ihnen das unangenehm ist“, meinte sie.
Er sah auf. „Und wie, wenn ich fragen darf, stellen Sie sich eine Unterhaltung von Tisch zu Tisch vor?“
Bei seiner sarkastischen Bemerkung wurde sie rot.
Er legte die Speisekarte beiseite. „Erzählen Sie mir mehr über den Einbruch. Wie kam der Täter in Ihre Wohnung?“
„Neben der Eingangstür ist ein kleines Fenster. Das hat er eingeschlagen und von innen aufgemacht.“
„Haben Sie keine Alarmanlage?“
Mary wirkte zerknirscht. „Ich dachte, ich brauche keine.“
„Worin Sie sich offensichtlich geirrt haben.“
Aufgebracht funkelte sie ihn an. „Was mich ganz besonders ärgert, sind gute Ratschläge im Nachhinein, Mr Buchanan.“
Jonas lehnte sich zurück. Um seine Mundwinkel zuckte es. „Genug, hoffe ich, um Sie eines Besseren zu belehren.“ Er schwieg. „Vermutlich sollte ich die Sache in die Hand nehmen“, überlegte er laut.
„Nicht nötig, alles ist erledigt“, entgegnete sie abweisend. „Der Elektriker kommt morgen Vormittag, um eine Alarmanlage zu installieren; ebenso der Glaser für die Fensterscheibe.“
„Das Fenster ist noch nicht repariert?“, fragte er ungläubig.
„Sagte ich das nicht eben?“
„So etwas schiebt man nicht auf die lange Bank. Gestern früh hätte das bereits getan werden sollen.“
„Ich glaube, Sie machen mir Vorschriften“, fuhr sie zornig auf.
„Sie sind nicht nur leichtsinnig, Sie verstoßen gegen die …“
„Ersparen Sie mir die Gardinenpredigt, Jonas! Ich bin durchaus imstande, auf mich selbst aufzupassen.“
„Das beginne ich ernsthaft zu bezweifeln.“
„Ach, hören Sie endlich auf! Ich habe Sie nicht zum Essen eingeladen, um über Reparaturen in meiner Wohnung …“ Sie brach ab, als Luciano an den Tisch kam, um die Bestellung aufzunehmen.
Als sie wieder allein waren, bemerkte Jonas spöttisch: „Ich vermute, dass Sie für heute Abend keine Verabredung haben.“
Mary wusste, sein Kommentar bezog sich auf die Garnelen in Knoblauchbutter, die sie bestellt hatte. „Sie anscheinend schon“, erwiderte sie im gleichen Ton. „Nicht die kleinste Spur von Knoblauch in Ihrer Auswahl.“
„Falsch geraten. Es sei denn, Sie überreden mich dazu.“ Herausfordernd begegnete er ihrem Blick.
„Das ist doch nicht Ihr Ernst.“
Sie hatte recht – er konnte das unmöglich ernst gemeint haben. Das Problem war, er wusste selbst nicht mehr, was er wollte. Mary erregte und irritierte ihn gleichermaßen – ein Grund mehr, sie zu meiden.
„Nein, natürlich nicht“, gab er leise zurück.
„Danach hat es sich aber angehört, zumindest für mich.“
„Es steht Ihnen frei, Ihrer Fantasie freien Lauf zu
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