Julia Extra Band 0339
Sie denn, wo Sie sind?“
Jemand eilte an ihnen vorbei in die Damentoilette und knallte die Tür hinter sich zu, aber da hatte Mary sich bereits aus seinen Armen befreit. Rot vor Scham wandte sie das Gesicht zur Wand.
War sie denn wahnsinnig? In einem Restaurant, in aller Öffentlichkeit, gab sie sich einem Mann hin!
Und wem? Ihm . Jonas Buchanan!
Was hatte sie sich dabei gedacht? Das Problem war, sie hatte nicht gedacht, nur noch gefühlt. Empfindungen, von denen sie nicht geahnt hatte, dass sie existieren, hatten ihr den Verstand geraubt.
Wäre diese Frau aufgetaucht und hätte sie mit ihrem konsternierten Hinweis zur Besinnung gebracht, wer weiß, wie weit sie gegangen wäre, um den Hunger zu stillen, den er mit seinen Liebkosungen in ihr geweckt hatte. Zu weit, so viel stand fest.
Um Himels willen, das hätte ihr gerade noch gefehlt !
5. KAPITEL
Jonas trat einen Schritt zurück. „Nun? Wie denken Sie darüber?“
Das Haar aus der Stirn streichend, drehte sie sich zu ihm. „Was? Ich meine, worüber denke ich was?“ Ihr Gesicht glühte, die Lippen waren vom Küssen gerötet, die rauchgrauen Augen glänzten fiebrig.
Er unterdrückte einen Fluch – wie konnte er sich so vergessen? Nicht allein, wer sie waren, sondern auch, wo!
Aber als er sie in den Armen hielt, hatte nur noch Marys sinnlicher Mund für ihn existiert. Und ihr Körper, der sich so willig an seinen schmiegte. Wann hatte er zuletzt so die Beherrschung verloren? Zwanzig Jahre lag es bestimmt schon zurück. Damals war er ein unwissender Junge, jetzt ein selbstsicherer, erfolgreicher Mann … Die Erkenntnis, wie es um ihn stand, war keine angenehme …
Er verzog die Lippen zu einem schiefen Lächeln. „Dass wir uns für den Rest des Nachmittags ein Hotelzimmer nehmen.“
Einen Moment lang war Mary sprachlos, dann konterte sie: „Auf gar keinen Fall.“
„Warum nicht?“
„ Warum ? Weil es nicht zu meinen Gewohnheiten gehört, den Nachmittag mit Männern in einem Hotelzimmer zu verbringen.“
„Ich rede auch nicht von Männern, Mary. Nur von einem – von mir.“
„ Nein !“ Für wen hielt er sie? Vor Entrüstung ging ihre Atmung schneller, und ihre Brüste hoben und senkten sich – was Jonas’ Zustand nicht eben verbesserte.
„Warum nicht?“, fragte er. „Ihnen ist doch genauso danach wie mir.“ Alles wäre bedeutend einfacher, wenn sie sich nicht so anstellen würde. Ein paar gemeinsame Stunden im Bett, und die Sache wäre erledigt; stattdessen würde er den ganzen Nachmittag herumrätseln, was in ihr vorging.
Dass sie ihn genauso leidenschaftlich begehrte wie er sie, stand fest, das hatte sie eben bewiesen. Aber aus irgendeinem Grund wollte sie sich das nicht eingestehen, lieber machte sie ihm und sich selbst das Leben schwer. Warum? Täuschte er sich vielleicht doch? War er ihr gleichgültig?
„Wollen Sie etwa behaupten, ich bin Ihnen gleichgültig?“, sagte er.
Mary wusste nicht, welcher Wunsch stärker war – den arroganten Menschen zu ohrfeigen oder in Tränen auszubrechen, weil er ihr nicht gleichgültig war. Sie wollte ihn. Ihr Körper verlangte so stürmisch nach seinen Umarmungen, dass es fast schmerzte.
Der Teufel sollte ihn holen! Er weckte Sehnsüchte in ihr, die sie sich nur widerstrebend eingestand – und dann schlug er ihr seelenruhig vor, diese mit Sex in einem Hotelbett zu befriedigen.
Aber dazu war sie nicht bereit. Jetzt, wo sie wieder klar denken konnte, wusste sie, dass ihr für Abenteuer dieser Art der Mut fehlte – auch wenn es sie insgeheim noch so sehr danach verlangte, von ihm geliebt zu werden. Einen Mann so zu küssen, wie sie Jonas eben geküsst hatte, war das Waghalsigste, was sie in ihrem ganzen Leben getan hatte.
Der innere Zwiespalt machte sie wütend. „Ob Sie mir gleichgültig sind oder nicht, spielt keine Rolle“, informierte sie ihn. „Ich kenne Sie kaum und habe auch nicht den Wunsch, Sie besser kennenzulernen. Wenn Sie unbedingt Sex wollen, Jonas, dann findet sich dafür sicherlich eine Lösung. Ich kann mir vorstellen, dass es genügend Frauen gibt, die den Nachmittag nur zu gern mit Ihnen verbringen würden.“
Seine Augen wurden schmal. „Was Sex betrifft, so war ich bisher noch nie in Verlegenheit, Mary.“
Das bezweifelte sie nicht eine Sekunde. Er war jung, attraktiv und obendrein reich – er konnte haben, wen er wollte. Auf eine eigenwillige Künstlerin, die ihn gleichermaßen irritierte und erregte – denn dass sie ihn erregte, war offensichtlich gewesen
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