Julia Extra Band 0339
erneut zu spüren.
Ist das der eigentliche Grund, weshalb ich ihm nachgefahren bin ?
Jonas ließ sie nicht aus den Augen – was sich in dem hübschen Köpfchen abspielte, war leicht zu erraten: nach der Wut die Zweifel und jetzt ganz deutlich Verlangen …
Ein Verlangen, das er aus ganzer Seele erwiderte.
Er räusperte sich. „Ich werde heute Abend noch ein Glas Wein trinken, vielleicht auch zwei. Wollen Sie mir nicht Gesellschaft leisten?“
Sie schluckte. „Da…das halte ich nicht für eine gute Idee.“
Nach dem Nachmittag im Büro hatte Jonas gegen eine ungute Idee nichts einzuwenden. Der Abend war lang, und die Nacht würde mit Sicherheit noch länger werden. Und ihr perfektes kleines Hinterteil in der schwarzen Lederkombi würde er auch gern näher in Augenschein nehmen. „Wie wäre es mit einem halben Glas? Das wird Ihnen doch sicher nicht schaden.“
„Ich … Ich weiß nicht …“
„Bange, Mary?“
Das Blut stieg ihr in die Wangen. „Sie wollen mich unbedingt zum Bleiben überreden, nicht wahr?“
Er grinste. „Bin ich erfolgreich?“
Sie wusste, dass sie mit dem Feuer spielte. Mit ihm allein in seiner Wohnung … Bei dem Gedanken überlief es sie heiß und kalt. Sie wusste, dass sie sich ihm – und ihrem eigenen unverständlichen Verlangen nach ihm – auf Gedeih und Verderb auslieferte und es später bereuen würde.
Das Problem war nur – die Versuchung, mit Jonas allein zu sein, war stärker als alle Vernunft.
Unvermittelt nickte sie. „Also gut, auf ein halbes Glas. Kann ich das Motorrad und den Sturzhelm in der Garage lassen?“
„Selbstverständlich, hier sind sie sicher.“
Und was ist mit meiner Sicherheit ? Schnell schob Mary den Gedanken beiseite.
6. KAPITEL
Während sie auf den Aufzug warteten, musterte Jonas sie ungeniert von Kopf bis Fuß. Mary errötete und sah ihn tadelnd an.
„Mary, wenn Ihnen männliche Blicke unliebsam sind, sollten Sie keine hautenge Lederkleidung tragen. Nach Ihnen.“ Er trat beiseite, um sie in den Aufzug zu lassen.
„Die Kombi trage ich aus Sicherheitsgründen, nicht um Männerblicke auf mich zu ziehen. Das sollte Ihnen eigentlich einleuchten – Sie sind doch sonst so scharf auf Sicherheitsvorkehrungen.“
„Aber nicht nur … Auch auf andere Dinge.“
Ihre Wangen wurden noch röter. „Macht es Ihnen etwas aus, wenn wir das Thema wechseln?“
„Gern. Worüber möchten Sie reden?“ Unverhohlene Belustigung funkelte in seinen blauen Augen.
Mary wandte sich ab und sah stumm geradeaus, bis der Aufzug in der obersten Etage anhielt. Dass Jonas das Penthouse bewohnte, überraschte sie kein bisschen. Wo sonst?
Die Tür glitt auf, das Licht schaltete sich automatisch ein, und sie standen im Wohnzimmer, wahrscheinlich nicht dem einzigen …
Mary schaute sie um. Weiß gestrichene Wände, Möbel aus Glas und Chrom, Sofas und Sessel aus schwarzem Leder – genau wie sie es sich vorgestellt hatte: unpersönlich und ultramodern. Die Teppiche auf dem blank polierten Parkettboden waren schwarzweiß gemustert, nur ein paar Sofakissen in verschiedenen Rottönen sorgten für etwas Farbe. Der Raum war ein Albtraum.
Instinktiv verzog sie das Gesicht, fing sich jedoch sofort wieder.
„Sehr schön“, sagte sie höflich.
Ihr Mienenspiel war Jonas nicht entgangen. „Das Dekor hat ein Innenarchitekt verbrochen“, bemerkte er. „Scheußlich, nicht wahr?“
„Warum dekorieren Sie nicht um, wenn es Ihnen nicht gefällt?“
Er hob die Schultern. „Wozu? Die Wohnung ist nur für vorübergehend.“
„Sie wollen umziehen? Das ist wohl der Grund, weshalb es bei Ihnen auch nicht weihnachtlich aussieht.“
Für Jonas war Weihnachten ein notwendiges Übel – die Leute aßen zu viel, tranken zu viel und wurden zu sentimental. Im Allgemeinen flog er zum Jahresende auf eine der Inseln in der Karibik, um die Sonne zu genießen. So war es auch dieses Jahr geplant, doch das brauchte er Mary nicht auf die Nase zu binden.
„So ist es“, sagte er nur. „Kommen Sie. Gehen wir in die Küche, um das versprochene Glas Wein zu trinken.“
Die Küche war sein bevorzugter Ort. Technisch war sie aufs Modernste ausgestattet, im Gegensatz zum Wohnzimmer jedoch warm und behaglich. Die Deckenbalken sahen nicht nur alt aus, sie waren es auch. Einbauschränke und der schwere Tisch in der Mitte mit den vier Stühlen waren aus Eiche. An einer Wand stand ein dunkelgrüner AGA-Herd, neben dem Töpfe und Pfannen aus blankem Kupfer hingen. Hier verbrachte er seine
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