Julia Extra Band 0339
–, konnte er verzichten.
Mary straffte die Schultern. „Ich schlage vor, wir vergessen das Mittagessen“, sagte sie schroff. „Ich bin sowieso nicht mehr hungrig und Sie wahrscheinlich auch nicht.“
„Auf Garnelen gewiss nicht“, entgegnete er.
„Dann …“ Die Tür der Damentoilette ging auf, und die Frau von vorhin trat auf den Gang. Ohne Jonas oder sie eines Blickes zu würdigen, kehrte sie in den Speisesaal zurück. Mary spürte, wie sie erneut rot anlief.
Nun, zum Schämen war am Nachmittag noch genug Zeit. Entschlossen wandte sie sich ihm zu. „Ich werde Luciano erklären, dass Sie unerwartet ins Büro zurückmussten. Damit er nicht denkt, es hätte uns nicht geschmeckt.“
„Überlassen Sie das mir, ich kümmere mich um das Weitere, auch um die Rechnung.“
Sie runzelte die Stirn. „Ich habe Sie eingeladen, somit geht die …“
„Ich sagte, ich kümmere mich um alles, Mary. Einschließlich der Rechnung.“
Unschlüssig sah sie ihn an, dann zuckte sie die Schultern. „Ganz wie Sie möchten.“ Nur weg, dachte sie. Weg von hier, weg von ihm.
Jonas verharrte mehrere Minuten, bevor er in den Speisesaal zurückkehrte, die Rechnung beglich und das Restaurant verließ. Mary McCoy hatte sich zweifellos zu einem Problem entwickelt, nicht nur geschäftlich, sondern auch privat. Ein Problem, dessen Lösung in den Sternen stand. Oder lag sie womöglich in einem gemeinsamen Bett?
Später am Nachmittag klopfte es an Marys Wohnungstür. Barfuß, eine Scheibe trockenes Toastbrot in der Hand, ging sie aufmachen. Ein grauhaariger Mann in blauem Drillichanzug stand auf der Schwelle. „Ja, bitte?“, erkundigte sie sich höflich.
„Guten Tag, Miss“, grüßte er freundlich. „Bob Jenkins. Ich bin gekommen, um Ihr Fenster zu reparieren.“
Überrascht zog sie die Brauen hoch. „Das ging aber flott. Ich hatte Sie noch gar nicht erwartet.“
Ohne auf die Bemerkung einzugehen, begutachtete er die zerbrochene Fensterscheibe. „Einbruch, wie?“ Missbilligend sah er sie an. „Passiert heutzutage viel zu oft, wenn Sie mich fragen.“
„Da haben Sie recht“, stimmte Mary zu, als sie an die Verwüstung in ihrem Atelier dachte.
„Na, dann wollen wir mal. Lange wird es nicht dauern“, versicherte er lächelnd. „Ich hole nur schnell das Nötige aus dem Auto.“
„Okay. Dann setze ich inzwischen Teewasser auf.“
Gleich darauf kam der Mann mit seinem Werkzeugkasten und einer neuen Fensterscheibe zurück und machte sich an die Arbeit.
Mary reichte ihm einen Becher heißen Tee und sah eine Weile zu. „Die passt ja auf den Millimeter“, meinte sie beeindruckt mit einem Blick auf die neue Scheibe. „Wie kommt es, dass Sie die genauen Maße hatten?“
Bob Jenkins schmunzelte. „Unser Boss ist gut im Schätzen.“
Nachdenklich knabberte Mary an der Unterlippe. Soweit sie sich erinnerte, hatte sie am Telefon die Größe des Fensters nicht erwähnt. Und der Termin für die Instandsetzung war eigentlich erst morgen …
„Mr Jenkins …“, sie zögerte, „… heißt Ihr Boss zufällig Buchanan?“
Erstaunt sah er von der Arbeit auf. „Wie sollte er denn sonst heißen?“
Sie schwieg. Was fiel Jonas ein, sich in ihre Angelegenheiten zu mischen? Glaubte er, dass sie allein nicht zurechtkam? Wenn ja, dann war seine Arroganz wirklich einmalig. Oder ging der Einbruch doch auf sein Konto, und sein Gewissen plagte ihn? Nach dem Fiasko im Restaurant hatte sie nicht damit gerechnet, so schnell wieder an ihn erinnert zu werden – wenn überhaupt. Und jetzt schickte er ihr einen Handwerker ins Haus!
„Natürlich“, erwiderte sie zerstreut. „Entschuldigen Sie mich jetzt bitte, ich habe zu tun.“
„Gehen Sie nur, Miss.“
Je länger sie über sein selbstherrliches Verhalten nachdachte, umso wütender wurde sie. Der ursprüngliche Verdacht, dass er hinter dem Einbruch steckte, erwachte erneut, und nach kurzer Zeit war sie von seiner Schuld überzeugt. Aus welchem Grund hätte er Bob Jenkins sonst mit der Reparatur beauftragt?
Mary kochte vor Wut. Diesmal würde sie kein Blatt vor den Mund nehmen und ihm ein für alle Mal die Meinung sagen.
In der Tiefgarage seines Apartmenthauses angekommen, stellte Jonas den Motor ab, nahm die Aktentasche vom Beifahrersitz und stieg aus. Seufzend verschloss er die Wagentür, dann drehte er sich zu Mary um. „Was kann ich diesmal für Sie tun, Miss McCoy?“
Schon die ganze Zeit hatte er sich gefragt, wer der hartnäckige Verfolger auf dem schwarzen Motorrad,
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