Julia Extra Band 0339
erotischen Bann auf keinen Fall brechen, aber nach dem, was er von seinen Eltern erzählt hatte, durfte sie ihm diese wichtige Tatsache nicht verschweigen.
„Du nimmst nicht die Pille?“ Er zog die Nachttischschublade auf und entnahm ihr ein Kondom.
„Da…das war bisher nicht nötig.“
Verständnislos sah er sie an, dann erstarrte er. „Willst du etwa behaupten, du hast noch nie Sex gehabt? Aber das ist doch unmöglich.“
„Wieso unmöglich? Ich … Jonas? Was ist?“
Er war aufgestanden und betrachtete sie ungläubig. Mary McCoy, eine moderne junge Frau – eine Künstlerin, ein Freigeist –, war mit siebenundzwanzig noch Jungfrau! „Und wann, wenn ich fragen darf, wolltest du mir diese interessante Nachricht unterbreiten?“, fuhr er sie wütend an. „Oder sollte ich das selbst herausfinden? Vorzugsweise wenn es für mich zu spät sein würde?“
Verstört schüttelte sie den Kopf. „Ich verstehe nicht, was du meinst.“
„Red keinen Blödsinn! So naiv kann nicht mal eine Jungfrau sein.“
Sie war zu betäubt, um klar zu denken. Warum war er auf einmal so aggressiv? „Ich bin nicht naiv“, erwiderte sie langsam und setzte sich auf. Das lange Haar fiel ihr wie ein Mantel um den nackten Oberkörper. „Ich … ich dachte, du hättest verstanden, als ich … als ich die Beziehung von vor sechs Jahren erwähnte. Außerdem, welchen Unterschied macht es schon, ob ich frühere Liebhaber hatte oder nicht?“
„In meinen Augen einen sehr großen“, entgegnete er harsch.
„Aber warum denn?“ Wie zum Schutz schlang sie die Arme um die Knie.
„Weil ich kein Interesse daran habe, der Erste zu sein, weder bei dir noch bei einer anderen Frau.“
„Für uns alle gibt es das erste Mal, was ist daran …“
„Aber dein erstes Mal wird nicht mit mir sein, verlass dich drauf.“
„Die meisten Männer sind stolz, der erste Lover einer Frau zu sein.“ Sie blinzelte, um die aufsteigenden Tränen zu verdrängen.
„Zu denen gehöre ich nicht.“
Mary verstand überhaupt nichts mehr. Warum demütigte er sie? Nur weil sie noch unerfahren war? Langsam packte sie die Wut.
„Warum nicht? Glaubst du, ich bin in dich verliebt und will dir meine Unschuld schenken? Oder hast du Angst, dass ich dir damit nur eine Falle stelle?“
Er schwieg, doch der Ausdruck in seinen Augen war für Mary Antwort genug. „Du eingebildeter Lump“, sagte sie verächtlich.
„Was auch immer. Meiner Ansicht nach sollten wir dem Ganzen jetzt ein Ende setzen.“
„Keine Angst, es ist bereits zu Ende.“ Sie schwang die Beine über den Bettrand und griff nach ihrer Jeans.
Jonas holte ein T-Shirt aus seinem Kleiderschrank und warf es aufs Bett. „Hier. Zieh dich an. Ich warte in der Küche.“ Er ging aus dem Schlafzimmer und schlug die Tür hinter sich zu.
Mary brach in Tränen aus – ob aus Zorn oder vor Schmerz, konnte sie nicht sagen. Glaubte er wirklich, dass sie versucht hatte, ihm auf diese Weise eine Falle zu stellen? Nun, wenn er so von ihr dachte, dann verdiente der arrogante Kerl nichts anderes als Verachtung. Keine Träne würde sie ihm nachweinen!
Wie kam er nur auf die Idee, sie könne in ihn verliebt sein? Sie empfand Mitgefühl mit ihm, weil er eine so schlimme Kindheit gehabt hatte, nichts weiter. Von Verliebtheit oder gar Liebe konnte nicht die Rede sein.
Jonas blickte auf, als Mary die Küche betrat. Er hatte seinen Pullover wieder angezogen und saß am Tisch vor einem halb leeren Glas Wein.
Sein T-Shirt reichte ihr fast bis zum Knie, von den aufregenden Kurven war nichts mehr zu sehen. Wie kam es nur, dass sie trotzdem so sexy wirkte?
Nicht im Entferntesten wie eine keusche Jungfrau, ging es ihm durch den Kopf.
Sie hatte seine Zärtlichkeiten so leidenschaftlich, so hemmungslos erwidert, dass es ihm nie in den Sinn gekommen wäre, er könnte ihr erster Liebhaber sein.
Mürrisch wies er mit dem Kinn auf die vollen Teller, die noch auf dem Tisch standen. „Das Abendessen war offenbar genauso erfolglos wie unser Lunch bei Luciano“, brummte er.
Ohne ihn eines Blickes zu würdigen, griff Mary nach ihrem T-Shirt, das zusammengefaltet auf einem Stuhl lag. „Sollte ich jemals auf Diät gehen wollen, weiß ich, an wen ich mit wenden muss.“
„Diät! Du bist dünn genug.“
Wütend funkelte sie ihn an. „Ich glaube, wir bleiben besser beim Sie, Jonas. Und was meine Figur angeht, so hatte ich den Eindruck, dass sie Ihnen bis vor Kurzem ganz gut gefallen hat.“
„Das war eine Feststellung, keine
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