Julia Extra Band 0339
verlagerte er sein Gewicht. „Erlaube, dass ich dir zuerst ein paar Dinge erkläre.“ Er machte eine Pause. „Ich … Erinnerst du dich, was du mir bei unserer letzten Begegnung gesagt hast? Dass die Ehe meiner Eltern ein Problem ist, mit dem ich fertig werden muss, weil ich mir sonst nur selbst schade? Dass ich ihnen vergeben sollte? Dass ich …“
„Anscheinend habe ich an dem Abend eine Menge Sachen gesagt, die mich nichts angehen“, fiel Mary ihm ins Wort. „An deiner Stelle würde ich dem nicht zu viel Bedeutung beimessen. Wenn ich durcheinander bin – und das war ich –, werde ich leicht sentimental, das habe ich von meinem irischen Großvater.“
Jonas lächelte schief. „Was wahr ist, bleibt wahr, wie immer man es auch formuliert.“
„Nicht unbedingt. Im Eifer des Gefechts …“
„Aber was du gesagt hast, ist richtig, Mary. Ich bin zu dem Mann geworden, der ich heute bin, weil ich meine Kindheit und die unglückliche Ehe meiner Eltern nie verwunden habe. Ich war überzeugt, alle Ehen enden so wie ihre.“ Er holte tief Atem, dann sah er Mary in die Augen. „Letzte Woche habe ich beide besucht …“
„Du hast …“
„Ja. Meinen Stiefvater und meine Stiefmutter habe ich auch kennengelernt. Mit niemandem, weder Eltern noch Stiefeltern, habe ich viel gemeinsam, aber beide Ehen sind offenbar glücklich. Ich weiß auch, dass mein Vater und meine Mutter sich ausgesöhnt haben.“ Er seufzte. „Wenn sie sich gegenseitig vergeben konnten, dann besteht kein Grund, dass ich nicht das Gleiche tue.“
Tränen stiegen Mary in die Augen, und sie blinzelte ein paarmal. „Was du sagst, macht mich sehr glücklich, Jonas. Deinetwegen.“
„Schon gut“, brummte er. „Allerdings verdanke ich dir jetzt ein neues Problem.“
„Welches Problem? Und wieso verdankst du es mir?“
„Weil das Versöhnen deine Idee war. Jetzt haben mich beide prompt zu Weihnachten eingeladen, und da ich nicht gleichzeitig auf zwei Hochzeiten tanzen kann und weder den einen noch den anderen verletzen möchte …“
„… fällst du lieber mir auf den Wecker“, beendete Mary den Satz, aber dabei lächelte sie.
„Falle ich dir denn auf den Wecker?“
Zumindest beunruhigte sie seine Anwesenheit. Warum war er ausgerechnet heute Abend gekommen? Warum war er mit zur Christmette gegangen? Und – vor allem –, warum war er immer noch hier?
Unruhig stand sie auf und ging im Wohnzimmer auf und ab. „Das Dilemma mit deinen Eltern verstehe ich. Aber warum bist du dann nicht in die Karibik geflogen?“
„Das konnte ich nicht.“
„Wieso nicht?“
„Weil ein gewisser Jemand nicht mitgekommen wäre.“
„Du meinst … mich ? “
„Ja.“
Die Luft um sie her war auf einmal wie elektrisch geladen. „Ich … ich verstehe nicht …“
Jonas atmete tief ein, dann sah er sie an. „Die einzige Person, mit der ich an Weihnachten zusammen sein möchte, bist du.“
„Du … du willst Weihnachten mit mir feiern?“
„Mit dir und deinen Angehörigen, wenn ich das darf.“ Er sprang auf und war mit zwei Schritten bei ihr. „Ich weiß, dass meine Bilanz, was dauerhafte Beziehungen angeht, ziemlich mager ist …“
„Mager? Willst du behaupten, dass es auch nur eine dauerhafte Beziehung in deinem Leben gegeben hat?“
Er presste die Lippen zusammen, dann gab er klein bei. „Du hast recht, es gab keine. Aber das könnte auch ein Vorteil sein.“ Er nahm ihre beiden Hände in seine und drückte sie. „Das bedeutet, es gibt keine alten Geschichten und somit auch kein Risiko für Komplikationen.“
„Wovon redest du?“ Ihre Stimme zitterte ein wenig, und der kleine Hoffnungsfunke wurde größer.
„Das will ich dir gerade erklären, aber dazu brauche ich dein Geschenk. Es steckt in meiner Manteltasche … Einen Moment.“ Er ließ ihre Hände los und ging zur Tür.
„In diesem Haus werden Geschenke erst am Weihnachtsmorgen ausgepackt“, protestierte sie.
Er blieb stehen und drehte sich um. „Was ich dir schenke, ist nicht eingewickelt. Außerdem ist bereits Weihnachtsmorgen.“ Damit eilte er aus dem Raum.
Mary verstand überhaupt nichts mehr. Eben noch hatte es den Anschein, als wolle er … als habe er etwas ganz Bestimmtes im Sinn. Und jetzt schien er nur noch an sein Geschenk für sie zu denken.
Dabei war er – er allein – das einzige Geschenk, das sie sich wünschte!
In ein paar Sekunden kam er mit zwei zusammengefalteten weißen Dokumenten zurück. Mary hatte sich nicht vom Fleck gerührt; ihr Herz
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