Julia Extra Band 0339
Mund. „Worauf du aus bist, ist das ganze Programm – Sex, Liebe und Traualtar.“
Mary stieg das Blut in die Wangen. „Worauf ich aus bin, wie du es nennst, ist genau das, was du mir vor Kurzem selbst empfohlen hast – den Mann fürs Lebens.“
„Und der bin ich offenbar nicht.“
Sie schluckte. „Nein, der bist du nicht. Verstehst du denn nicht … Du hast stets das Beispiel deiner Eltern vor Augen, aber damit schadest du letztendlich nur dir selbst.“
„Mary McCoy, die Psychotherapeutin!“, höhnte er.
„Das bin ich ganz und gar nicht.“ Sie seufzte. „Dennoch glaube ich, dass die Ehe deiner Eltern dein Problem ist. Und solange du damit nicht klarkommst, sehe ich für deine Zukunft schwarz.“
„Du meinst, ich soll ihnen vergeben?“
„Ja, das meine ich.“
Schweigend sahen sie sich an, dann wandte Jonas sich ab und ließ den Blick über Marys Lagerhaus schweifen. „Hast du dir noch mal Gedanken gemacht, ob du verkaufen willst?“
Der Themenwechsel kam so abrupt, dass sie zunächst nicht verstand, wovon er sprach. Dann schüttelte sie verneinend den Kopf. „Darüber brauche ich nicht nachzudenken“, erwiderte sie fest. „Die Antwort bleibt Nein.“
Womit sie wieder dort gelandet waren, wo alles begonnen hatte. Sie hatten sich im Kreis gedreht, der ganze Aufwand war umsonst gewesen.
„Und dabei bleibt es?“
„Ja.“
Er atmete tief durch, dann nickte er. „Schön.“
„Heißt das, du findest dich damit ab?“
„Etwas anderes bleibt mir wohl nicht übrig.“
„Nein, nur … Noch vor einer Woche warst du so darauf versessen, deinen Willen um jeden Preis durchzusetzen.“
„Das war ich auch – bevor Yvonne eingegriffen hat.“
„Oh.“
„Und bevor ich dich kannte“, fügte er leise hinzu.
Welche Art von Kennen meinte er? Aber eigentlich konnte ihr das gleichgültig sein. Hauptsache, er fand sich mit den Tatsache ab.
Sie straffte die Schultern. „Jetzt muss ich aber gehen, Jonas.“
Er trat einen Schritt beiseite. Der Ausdruck in seinen Augen war kalt und unpersönlich wie am Abend ihrer ersten Begegnung. „Dann wünsche ich dir noch einen angenehmen Abend, Mary.“
Genauso gut hätte er „ein angenehmes Leben“ sagen können, ging es ihr durch den Kopf. Denn diesmal war es wirklich zu Ende. Jonas würde alles tun, damit sich ihre Wege nie wieder kreuzten. Für ihn existierte sie nicht mehr.
Im Grunde genommen hatte es mit ihr persönlich nichts zu tun. Was für ihn nicht existierte, waren Liebe und tiefere Gefühle überhaupt. Weil er daran nicht glaubte oder glauben wollte.
Ein Leben ohne Liebe war für Mary unvorstellbar. Welchen Sinn hätte es ohne die Liebe zu Eltern und Freunden? Zu der einen Person, die einem alles bedeutet und der man selbst alles bedeutet?
Nun, diese Person gab es für sie von jetzt an auch nicht mehr. Sie musste lernen, ohne ihn zu leben …
„Den wünsche ich dir auch, Jonas“, sagte sie leise. Dann wandte sie sich ab und eilte die Treppe hinauf. Ihre Hand zitterte, als sie die Wohnungstür aufschloss und eintrat, ohne sich noch einmal nach ihm umzudrehen. Denn das wagte sie nicht, aus Angst, doch noch schwach zu werden und seinen Bedingungen zuzustimmen, nur um ihn nicht ganz zu verlieren.
Sie schaltete das Licht an, warf den Sturzhelm auf die Couch und stieg die Wendeltreppe hinauf. Im Atelier trat sie vor die Staffelei und zog sacht das Tuch von der Leinwand, an der sie die letzten Tage gearbeitet hatte.
Der Hintergrund, eine abstrakte Komposition verschiedener Blautöne, war fertig, der eigentliche Gegenstand des Gemäldes, ein Gesicht, bis jetzt nur skizziert. Dennoch enthielt es bereits alle wesentlichen Details – die hohe Stirn, die ausgeprägten Wangenknochen und die aristokratische Nase. Seine durchdringenden Augen, den perfekt geformten Mund.
Jonas.
Weshalb sie das Bild überhaupt begonnen hatte, wusste sie selbst nicht. Im Allgemeinen malte sie keine Porträts, und seine Züge waren sowieso in ihrem Gedächtnis verewigt. So wie die Liebe zu ihm in ihrem Herzen …
Tränen stiegen Mary in die Augen, als sie das schöne arrogante Gesicht betrachtete. Traurig fragte sie sich, was sie mit seinem Porträt, wenn es erst fertig war, anfangen sollte.
13. KAPITEL
„Dad! Beeil dich ein bisschen! Du weißt genau, dass Mom nicht gern zu spät kommt.“
Mary und die übrigen Familienmitglieder standen in Mantel, Mütze und Schal im Flur des geräumigen Bungalows ihrer Eltern, während sich ihr Vater in seinen Parka
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