Julia Extra Band 0342
für das Amt des Bürgermeisters, für das er kandidierte, ging nämlich in die Endrunde.
Er kam gerade von einem Meeting mit seinem Wahlkampfmanager Jameson Culver zurück. Fünf Stunden lang hatten sie darüber diskutiert, wie sie sich die Umfrageergebnisse zunutze machen sollten, denen zufolge Jonas seinem Konkurrenten gegenüber einen kleinen Vorsprung hatte.
Jameson Culver war der Veteran unter den Wahlkampfmanagern, aber leider auch ziemlich langweilig und humorlos. Und noch dazu mindestens genauso verbissen wie Jonas’ Vater Corbin Benjamin, der in den Neunzigerjahren zwei Amtsperioden lang Gouverneur von Nevada gewesen war, bis man ihn in den Kongress gewählt hatte.
„Das Bürgermeisteramt von Las Vegas ist der ideale Einstieg, um eines Tages Gouverneur zu werden oder nach Washington zu gehen“, pflegte Corbin ihm ständig zu predigen.
Er wollte einfach nicht kapieren, dass sein Sohn sich nicht für höhere Politik interessierte.
Jonas lockerte seine Krawatte. Er brauchte dringend einen Drink. Nur deshalb war er schließlich gekommen – und weil hier nicht so viel Einheimische herumliefen, die ihn vielleicht erkennen würden.
Als er aus dem Augenwinkel ein Pärchen aufbrechen sah, steuerte er sofort auf den verlassenen Tisch zu – und kam zur selben Zeit dort an wie die Rothaarige, die eine attraktive dunkelhaarige Frau im Schlepptau hatte.
„Dafür verdienen Sie eine Ohrfeige“, sagte sie.
„Warum teilen wir uns den Tisch nicht einfach?“, hörte Jonas sich fragen. Noch bevor er sich von seinem Schock erholen konnte, machte er schon den nächsten Vorschlag: „Ich spendiere Ihnen und Ihrer Freundin auch einen Drink.“
„Ich weiß nicht recht“, antwortete die Rothaarige und legte nachdenklich den Kopf schief, sodass ihre Ohrringe schaukelten. Jonas’ Herzfrequenz schoss sofort nach oben. „Wird unser Gequatsche Sie nicht stören?“
Jonas zuckte die Achseln. „Nein. Hauptsache, ich kann mich endlich hinsetzen.“ Man konnte schließlich nie wissen, wann der nächste Tisch frei wurde.
Die Rothaarige lachte. Ihr Lachen klang genauso frei heraus wie erwartet. Was Jonas jedoch nicht erwartet hatte, war ihr verschmitzter Gesichtsausdruck. Im Bruchteil einer Sekunde hatte sie sich von einer sinnlichen Sirene in ein burschikoses Mädchen von nebenan verwandelt. Eine faszinierende Veränderung.
Jonas hatte zwar keine Ahnung, was sie so amüsierte, erwiderte ihr Lächeln jedoch. „Was ist denn daran so witzig?“, fragte er.
„Das wollen Sie lieber nicht erfahren, glauben Sie mir“, murmelte die Brünette trocken.
„Ach, kommen Sie schon“, drängte Jonas. „Spucken Sie’s aus.“
Die Rothaarige zuckte mit den Schultern. „Okay, aber sagen Sie hinterher nicht, wir hätten Sie nicht gewarnt. Meine Freundin und ich haben gerade darüber diskutiert, wie man einen Mann möglichst qualvoll kastrieren kann.“
Jonas zuckte unwillkürlich zusammen und unterdrückte den Impuls, die Hände schützend über sein bestes Stück zu legen. „Doch hoffentlich rein hypothetisch, oder?“
Die Rothaarige lächelte nur geheimnisvoll.
„Okay“, antwortete Jonas gedehnt. „Meinten Sie einen bestimmten Mann oder die Spezies an sich?“
Sie musste schon wieder lachen. „Keine Sorge, Adonis, Ihre Kronjuwelen sind vor mir in Sicherheit.“ Doch als er sich gerade entspannen wollte, fügte sie kichernd hinzu: „Vorerst jedenfalls.“
„Na? Wollen Sie sich jetzt immer noch einen Tisch mit uns teilen?“, fragte die Brünette belustigt.
„Warum nicht? Ich lebe gern gefährlich.“
„Na klar, genauso sehen Sie auch aus“, kommentierte die Rothaarige ironisch, während sie den Blick von seiner Krawatte zu seinen Schuhen gleiten ließ.
„Das äußere Erscheinungsbild kann täuschen“, antwortete er und streckte die Hand aus. „Ich heiße übrigens Jonas.“
„Serena.“
Ihr Händedruck hatte eine unglaubliche Wirkung auf Jonas. Er empfand ihn so heftig wie einen Stromschlag.
Ihre Augen weiteten sich überrascht, bevor sie ihre Hand hastig wieder zurückzog. Offensichtlich ging es ihr ähnlich. Jonas wusste nur nicht, ob er das beruhigend finden sollte oder nicht.
Sie zeigte auf ihre Freundin. „Das ist übrigens …“
„Molly“, ergänzte die Brünette, die der plötzliche Gedächtnisverlust ihrer Freundin zu belustigen schien.
„Schön, Sie kennenzulernen, Molly.“
Jonas schüttelte der jungen Frau die Hand. Null Elektrizität. Schade, mit ihrer gepflegten Erscheinung
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