Julia Extra Band 0342
„Ganz genau.“
Zwei Stunden Herumgeflachse und einen zweiten scharfen Martini später riet Serenas Verstand ihr zum Aufbruch. Doch seltsamerweise hatte sie überhaupt keine Lust dazu, was ziemlich beängstigend war. Ihre letzten Beziehungen – wenn man sie überhaupt so nennen konnte – waren immer schnell im Sande verlaufen. Normalerweise hatte Serena nämlich schon nach dem zweiten Date die Nase voll.
Sie mochte Männer, hatte aber nicht vor, ihr Glück von ihnen abhängig zu machen. Was zum Teil an ihren Eltern lag. Susanne und Buck Warren hatten es sich nämlich in den letzten dreißig Jahren zur Lebensaufgabe gemacht, einander die Hölle auf Erden zu bereiten.
„Alles in Ordnung mit Ihnen?“, fragte Jonas angesichts ihrer gerunzelten Stirn.
„Ja. Ich frage mich nur gerade, wo die Zeit geblieben ist.“
„Stimmt.“ Jonas lachte. „Eigentlich wollte ich hier nur rasch etwas trinken gehen, um mich zu entspannen, und dann sofort nach Hause fahren.“
„Hatten Sie einen langen Tag?“
„Allerdings.“
„Aber Sie sind immer noch hier.“
„So ist es.“ Er lächelte. „Und seltsamerweise bin ich überhaupt nicht mehr müde.“
„Das muss an unserem faszinierenden Gespräch liegen“, scherzte sie.
Jonas wurde unvermittelt ernst. „Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so viel Spaß hatte. Es war toll, sich mit Ihnen zu unterhalten.“
„Fand ich auch.“
„Eigentlich mache ich so etwas sonst nicht.“ Er senkte den Blick und nestelte an seiner Serviette herum. „Normalerweise unterhalte ich mich nicht mit fremden Frauen in einer Bar, ganz zu schweigen davon, sie zu küssen.“ Er blickte auf. „Es klingt vielleicht verrückt, aber ich habe das Gefühl, Sie schon eine Ewigkeit zu kennen. Dabei kenne ich noch nicht einmal Ihren Nachnamen.“
„Warren.“
„Meiner ist Benjamin.“
„Okay, Jonas Benjamin, eines sollten Sie wissen: Normalerweise lasse ich mich auch nicht von fremden Männern in einer Bar küssen.“
„Dann bin ich ja froh, dass Sie bei mir eine Ausnahme gemacht haben.“ Er lächelte, wobei die Linien um seinen Mund sich vertieften. In Serenas Magen begann es wieder zu flattern. „Gern geschehen.“
Eine längere Gesprächspause folgte. „Streng genommen sind wir jetzt nicht mehr Fremde. Wenn ich Sie also wieder küssen würde …“ Er brach ab, ließ den Blick jedoch zu ihrem Mund wandern. „Vielleicht sollten wir noch eine Kleinigkeit essen gehen, bevor wir uns voneinander verabschieden. Ganz in der Nähe ist ein tolles Retro-Diner, das die besten Cheeseburger der Stadt macht.“
„Ich liebe Cheeseburger“, antwortete Serena und griff nach seiner ausgestreckten Hand. Diesmal war sie auf die Wirkung vorbereitet.
„Ganz schön verrückt, oder?“, fragte er.
Serena wusste, was er damit meinte. „Ja, es ist absolut unglaublich“, stimmte sie zu. Auf den ersten Blick konnten sie beide nicht gegensätzlicher sein, doch irgendwie harmonierten sie auch. So sehr, dass sie zwei Stunden später auf dem Rückweg vom Diner Arm im Arm gingen.
Vor den Wasserfontänen des Bellagio blieben sie stehen. Hier hat alles angefangen, dachte Serena.
Sie spürte, dass ihr Leben nach dieser Nacht nie wieder so sein würde wie vorher. Als die Wasserfontäne nach oben schoss, drehte Jonas sich zu ihr um. Seit sie das Bellagio verlassen hatten, hatte er sie öfter geküsst, jedes Mal länger und leidenschaftlicher als das Mal davor. Trotzdem konnte sie einfach nicht genug von ihm bekommen – und das weit übers Körperliche hinaus.
Diesmal jedoch küsste er sie nicht, sondern nahm sie nur in die Arme und tanzte mit ihr im Mondschein. Am Schluss beugte er sie tief zurück.
Serena fand die unerwartete Fred-Astaire-Einlage umwerfend romantisch. Sie musste lachen, doch seine anschließende Abschiedsumarmung fühlte sich fast verzweifelt an.
Sie konnte das gut nachempfinden. Sie warf einen Blick über die Schulter auf den Wasserbogen in der Luft. Absolut zauberhaft – genauso wie ihr gemeinsamer Abend.
„Dieser Abend war einfach magisch“, sagte Jonas, als habe er ihre Gedanken erraten.
Serena nickte. „Ich wünschte, er würde nie enden.“
„Muss er das denn?“
Jonas’ Antwort überraschte sie. Sie warf den Kopf zurück und sah Jonas fragend an. „Nicht?“
„Keine Ahnung.“ Verwirrt runzelte er die Stirn. „Du … wir … irgendwie ergibt das alles keinen Sinn.“
„Vielleicht nicht. Aber erst kürzlich habe ich gehört, dass der erste Eindruck
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