Julia Extra Band 0342
Brautparty für sie arrangiert hatten, mit der sie offiziell in die Familie aufgenommen werden sollte. Das Fest schien Jahre zurückzuliegen, obwohl es erst vor ein paar Monaten stattgefunden hatte.
So vieles hatte sich seitdem verändert. Sie berührte ihren linken Finger, an dem der Verlobungsring gesteckt hatte.
Na ja, so viel hatte sich doch nicht verändert. Jedenfalls nicht für sie.
Bedauernd betrachtete Jayne den Teller mit Silberrand, auf dem zwei goldbraune Hörnchen und ein Klecks Butter lagen.
Sie hatte überhaupt keinen Appetit.
Jayne riss sich zusammen. Es brachte nichts, in Selbstmitleid zu versinken. Stattdessen sollte sie einen Schlussstrich unter die Vergangenheit ziehen.
Sie trank einen Schluck Tee und setzte die Tasse mit einem klirrenden Geräusch auf die Untertasse zurück.
Die Erinnerungen an die Brautparty, die die Strickland-Schwestern für sie arrangiert hatten, waren zwar alles andere als erfreulich, aber Jayne hatte hier auch fröhliche Stunden verbracht – mit Alex, Molly und Serena. Die drei Freundinnen waren für sie wie Schwestern. Daran würde sich nie etwas ändern – weder die Entfernung noch die Tatsache, dass sie inzwischen verheiratet waren.
Höchste Zeit, sich der Gegenwart zu widmen. Entschlossen zog Jayne ein Buch aus ihrer Handtasche – das jüngste Werk eines renommierten Finanzfachmanns – und schlug es an der Seite auf, wo ihr Lesezeichen steckte: eine Postkarte, auf der eine Palme einen schneeweißen Sandstrand überragte und das türkisfarbene Wasser sich bis zum Horizont erstreckte.
Ein perfekter Ort für Flitterwochen, dachte sie mit einem Gefühl von Wehmut.
Bloß kein Selbstmitleid!
Sie straffte den Rücken.
Mit Rich Strickland hatte es nun mal nicht so geklappt wie geplant. Dafür hatten ihre drei besten Freundinnen, die wichtigsten Menschen in ihrem Leben, die Liebe ihres Lebens gefunden – ausgerechnet während jenes wilden Wochenendes, das Jayne nach ihrer geplatzten Verlobung mit ihnen in Las Vegas verbracht hatte.
Sie drehte die drei Monate alte Postkarte um und las noch einmal, was Serena mit ihrer großflächigen Schrift in Worte gefasst hatte:
Liebe Jayne, es war eine fantastische Zeit! Diese Reise war genau das Richtige, um Jonas’ Wahlsieg zu feiern und uns anschließend von den Strapazen des Wahlkampfs zu erholen! Sobald wir wieder zu Hause sind, musst du uns in Las Vegas besuchen! Ich will dich unbedingt sehen – ebenso Alex und Molly! Ich hoffe, dir geht’s gut! Ich vermisse dich!
Liebe Grüße, Serena und Jonas
Beim Anblick der zahlreichen Ausrufezeichen musste Jayne lächeln. Das war typisch für Serena – alles, was sie tat, egal ob privat oder beruflich, verdiente ihrer Meinung nach ein fettes Ausrufezeichen. Inzwischen hatte Jonas Benjamin, der neue Bürgermeister von Las Vegas, ein wenig Ruhe in ihr Leben gebracht. Und er betete seine Frau an.
Sobald wir wieder zu Hause sind, musst du uns in Las Vegas besuchen!
Jayne brannte darauf, ihre Freundinnen wiederzusehen, aber sie hatte den Besuch immer wieder verschoben. Die Stadt mit den flirrenden Neonlichtern, den gigantischen Hotels und dem heißen Klima übte auf sie überhaupt keinen Reiz aus – ganz abgesehen von den Erinnerungen, die sie damit verband. Vielleicht sollte sie ihre Freundinnen überreden, nach San Diego zu kommen. Sie konnten ihre Männer mitbringen, und gemeinsam würden sie ihnen zeigen, wo und wie sie vor ihrer Hochzeit gelebt hatten.
Vor ihrer Hochzeit! Für Jayne hatte sich leider gar nichts geändert.
Sie legte die Postkarte neben das Tablett mit den Hörnchen und nahm das Buch zur Hand. Hör endlich auf, dich zu bemitleiden. Finde dich damit ab, dass deine Träume zerbrochen sind und du allein bist.
Sie konzentrierte sich auf die Lektüre und stellte fest, dass das Buch zu Recht auf der Bestsellerliste stand: Der Autor hatte eine Menge guter Tipps für seine Leser, wie sie ihre Finanzen unter Kontrolle bringen konnten. Selbst Jayne, die in einer Schuldnerberatungsstelle arbeitete, konnte noch einiges von ihm lernen.
Einige Minuten später stieg der Geräuschpegel im Tea House erheblich an. Jayne schaute von ihrem Buch hoch und bemerkte eine Gruppe von Frauen, die mit Geschenken unter dem Arm das Restaurant betraten.
Eine von ihnen kam Jayne bekannt vor. Es war Savannah Strickland, die jüngste Schwester ihres Exverlobten. Peinlich berührt erwiderte sie Jaynes Blick, ehe sie rasch wegschaute.
Fand hier eine Geburtstagsfeier
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