Julia Extra Band 0342
eine Erfrischung angeboten zu haben. Aber sie würde es schon überstehen.
Entschlossen verteilte sie Eiswürfel auf zwei Gläser, goss den selbst gemachten Tee ein und reichte Tristan eines davon.
Er nahm einen Schluck. „Sehr süß.“
„O je, ich hätte dich warnen sollen. Im Süden ist es so Tradition.“
Über den Rand seines Glases schaute er sie an. „Ich höre gar keinen Akzent bei dir heraus.“
„Als Kind habe ich ein paar Jahre in North Carolina gelebt.“ Sie erinnerte sich an die feuchten Sommer und die riesigen Käfer. „Mein Vater war beim Militär. Wir mussten alle paar Jahre umziehen.“
„Du Glückliche.“ Er nahm einen weiteren Schluck Tee. „Ich bin in San Diego geboren. Meine Eltern wohnen immer noch hier, und auch ich bin hier nie rausgekommen.“
„Dann bist du doch eher der Glückliche.“ Jayne griff nach ein paar Servietten. „Ich möchte nicht mehr aus San Diego wegziehen.“
„Man kann sich hier wohlfühlen.“
Zu dumm, dass sie sich im Moment gar nicht wohlfühlte. Am allerwenigsten in ihrer Küche. Die fühlte sich nämlich ein wenig … überfüllt an.
Jayne nahm den Teller mit den Keksen und ihren Tee. „Gehen wir ins Wohnzimmer.“
„Nach dir.“
Im Wohnzimmer stellte sie die Kekse auf den zerschrammten Ahorntisch, den Molly zurückgelassen hatte, als sie nach Las Vegas gezogen war, und holte zwei Untersetzer hervor, ehe sie sich ans eine Ende der gelb gemusterten Couch setzte. „Was will Grace denn genau wissen?“
Und wie lange willst du noch hier bleiben?
Tristan nahm auf dem Sofa Platz, sodass sie auf einmal das Gefühl hatte, es wäre viel zu klein. Er stellte sein Glas auf einen Untersetzer, steckte sich ein Kissen mit Blumenmuster in den Rücken und streckte die Beine aus. Meine Güte! Wie viel Platz dieser Mann beanspruchte! Als er seine Hand auf die Rückenlehne des Sofas lehnte, streifte er mit den Fingern Jaynes nackte Schulter – rein zufällig natürlich.
Trotzdem wurde ihr ganz heiß, als habe jemand die Heizung auf die höchste Stufe gestellt.
Sie trank einen Schluck Eistee, aber er kühlte sie nicht ab. Sogar ihre Fingerspitzen schienen zu glühen.
Die Reaktion verwirrte Jayne. Wahrscheinlich lag es daran, dass sie allen Männern abgeschworen hatte. Wenn sie überhaupt mit ihnen zu tun hatte, dann rein beruflich. Dummerweise war derjenige, der gerade neben ihr auf dem Sofa saß, äußerst präsent und ziemlich sexy. Kein Wunder, dass sie nervös war.
Aber den besten Freund ihres Exverlobten attraktiv zu finden war ein Ding der Unmöglichkeit!
Unmerklich rutschte sie von ihm weg, bis sie an die Sofalehne stieß. Verflixt. Es war nicht weit genug.
Er nahm einen Keks. „Na, zum Beispiel, wie’s dir in letzter Zeit so ergangen ist. Und sag bitte nicht ‚gut‘ . Das hast du bereits getan.“
Normalerweise behauptete Jayne immer, dass es ihr gut ging. Sie wollte nicht, dass sich die Leute um sie sorgten.
„Nun ja, es ist alles … okay.“
„Okay“ schien die beste Antwort zu sein – die sicherste. Denn gut ging es ihr wahrhaftig nicht, und das schon eine ganze Weile. Sieben Monate, um genau zu sein.
Der Keks in seiner Hand schwebte in der Luft. „Okay wie ‚Alles in Ordnung‘? Oder okay wie ‚Ich möchte nicht darüber reden‘?“
Durchdringend schaute er sie an. Warum war er bloß so hartnäckig? „Sowohl als auch.“
„Das nenne ich eine ehrliche Antwort.“
Sie hob das Kinn. „Ich bin eben ehrlich.“
„Ehrlichkeit ist heutzutage selten.“
„Wem sagst du das?“ Nach den Erfahrungen mit Rich stimmte Jayne ihm voll und ganz zu. Dieser hinterhältige Mistkerl!
Und was verriet das über Tristan – seinen besten Freund?
Jayne betrachtete einen Tropfen Kondenswasser, der an ihrem Glas entlanglief.
„Du hast dir die Haare schneiden lassen“, stellte Tristan fest.
Erstaunt sah sie ihn an. „Das ist dir aufgefallen?“
„Hast du vergessen – ich bin Fotograf“, erwiderte er, als ob dies alles erklärte. „Ich habe einen Blick für Details.“
Sie hatte es tatsächlich vergessen! Ihre Wangen brannten. Immerhin hatte er zahlreiche Bilder von ihr und Rich gemacht. Doch die Erinnerungen an diese Zeit hatte sie komplett aus ihrem Gedächtnis verbannt.
Um sich ihre Verlegenheit nicht anmerken zu lassen, fuhr sie fort: „Meine Freundinnen haben mich überredet, zum Friseur zu gehen, als wir in Las Vegas waren.“ Sie fuhr sich mit den Fingern durch die kurzen Haare. „Rich hat mir immer gesagt, ich
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