Julia Extra Band 0342
überzeugt haben, dass es ihr gut ging. Er würde es Grace brühwarm berichten können. Jetzt könnte er sich eigentlich verabschieden.
Er schien es allerdings nicht eilig zu haben, seinen Eistee zu trinken und zu verschwinden.
„Möchtest du sonst noch etwas wissen, was du Grace berichten kannst?“ Hoffentlich verstand er den Wink mit dem Zaunpfahl. „Ich will dich nicht länger aufhalten.“
„Du hältst mich nicht auf.“ Er ließ seinen Blick über das Bücherregal und die Fotos auf dem Kaminsims wandern. „Es ist schön, in deinem Haus zu sitzen. Ich bin gerade von einem zweimonatigen Aufenthalt in Malaysia und Bali zurückgekommen.“
Zwei Monate? Das hieße ja auch, dass er vergangenen Monat nicht hier war … im Dezember. „Du warst Weihnachten im Ausland?“
Er nickte. „Weihnachten kann man doch überall feiern.“
Aber es war nicht dasselbe wie zu Hause. Nicht, dass ihr einsames Weihnachtsfest so toll gewesen wäre. Immerhin hatte sie einen kleinen Tannenbaum geschmückt, unter den sie die Geschenke ihrer Freundinnen gelegt hatte – inklusive einem Strumpf voller Süßigkeiten.
„Andauernd unterwegs sein – das wäre nichts für mich.“ Allein die Vorstellung ließ Jayne schaudern. Sie fuhr sich mit der Hand über den Arm. „Wochen oder Monate weg von zu Hause. Wenn ich nur daran denke, fühle ich mich ganz schlecht.“
„Ich fühle mich schlecht, wenn ich nicht reise“, gab er zu. „Wenn ich irgendwo zu lange bin, werde ich nervös.“
„Mein Vater war genauso. Ich komme nach meiner Mutter. Als ich jünger war, bin ich so viel gereist, dass es mich jetzt nicht mehr so reizt. Ich bin ziemlich häuslich.“
Tristans Augen wurden schmal. „So siehst du gar nicht aus.“
„Du kennst mich eben nicht besonders gut. Als Kind habe ich meine Eltern genervt, sie sollten ein Haus bauen und sich einen Hund anschaffen.“
„Du willst einen Hund?“
„Warum nicht?“ Sie zuckte mit den Schultern. „Meine ehemalige Mitbewohnerin hatte einen Hund. Und ich gehe fast jeden Abend mit dem Hund meiner Nachbarin spazieren. Ich überlege gerade, ob ein Hund in dieses Haus passt.“
„Es ist ein schönes Haus.“
„Danke. Ich kann von Glück sagen, dass ich es bekommen habe.“
„Wieso?“
„Na ja, ich hatte meine Wohnung gekündigt, weil ich nach der Hochzeit mit Rich zusammenziehen wollte. Und als er … ich meine, als wir uns trennten, hatte ich auf einmal die Aussicht, in Kürze auf der Straße zu stehen. Meine Freundin Molly hatte in diesem hübschen Bungalow noch ein Zimmer frei, also zog ich zu ihr. Es sollte ohnehin nur vorübergehend sein. Aber dann hat sie sich während unseres Wochenendes in Las Vegas in einen Mann verliebt, ihn ein paar Monate später geheiratet und ist nach Nevada gezogen. So bin ich hier gelandet.“
„Da hattest du ja wirklich Glück.“
Jayne nickte. „Ich habe gern mit Molly zusammengewohnt. Ich vermisse die Gespräche mit ihr.“
„Such dir doch eine neue Mitbewohnerin.“
Jayne dachte über diesen Vorschlag nach. Jemand, mit dem sie reden konnte. Jemand, der die Hälfte der Miete und Nebenkosten übernahm. „Gar keine schlechte Idee.“
„Es sei denn, du lebst lieber allein.“
„Ich bin nicht gern allein“, antwortete sie schnell. „Molly und meine anderen beiden Freundinnen sind weggezogen. Ohne sie ist es wirklich ziemlich …“
Versagerin, dachte Jayne. Wann lernte sie endlich, den Mund zu halten und nicht so viel von sich preiszugeben?
„Einsam?“, beendete er den Satz für sie.
„Ja.“ Sie wünschte, mehr Kekse auf den Teller gelegt zu haben. Dann könnte sie ihre Verlegenheit durch Knabbern überspielen.
„Kein Wunder – wenn man seinen Verlobten und die drei besten Freundinnen verloren hat.“
Sie nickte. „Das Einzige, was sich in den letzten sieben Monaten in meinem Leben nicht geändert hat, sind mein Job und mein Auto.“
„Das ist krass.“
„Es ist eine … Herausforderung.“
Er rutschte ein wenig näher. „Das glaube ich gern.“
Oh nein, dachte sie. Er war Richs Freund. Und sie schüttete ihm ihr Herz aus. Es war erbärmlich! Wenn er das alles nun Rich erzählte?
Eine entsetzliche Vorstellung! Ihr Magen verkrampfte sich.
„Nicht, dass ich nicht froh darüber wäre, wie alles gekommen ist“, fügte sie hastig hinzu.
„Natürlich.“
Tristan änderte seine Sitzhaltung. Seine Beine berührten ihre. Es fühlte sich warm an. Es irritierte sie. Was sie jedoch noch mehr irritierte: Er zog sein
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