Julia Extra Band 0342
du …?“
Tristan zog etwas aus der Gesäßtasche seiner Jeans. Serenas Postkarte. Er reichte sie ihr. Erstaunt schaute sie sie an. „Grace hat mich gebeten, sie dir zu bringen.“
„Ich habe sie wohl im Tea House vergessen“, überlegte Jayne laut. Mit der Kuppe des Daumens fuhr sie über die Karte und dachte an ihre überstürzte Flucht aus dem Restaurant. „Warum hat Grace sie nicht …?“
„Selbst gebracht?“, ergänzte Tristan. „Sie konnte nicht kommen.“ Er zögerte. „Oder besser: wollte nicht – wegen Deirdre.“
Deirdre. So hieß die also.
Ungläubig schüttelte Jayne den Kopf. Sie konnte nicht glauben, dass Rich bereits mitten in den Hochzeitsvorbereitungen steckte, während sie noch nicht einmal über die geplatzte Verlobung hinweggekommen war. Es war … einfach nicht fair.
„Ich verstehe“, sagte sie schließlich. Jayne konnte es Grace nicht verübeln, dass die Familie für sie an erster Stelle stand. Und sie selbst gehörte jetzt nicht mehr dazu. „Ich denke, sie hat das Richtige getan.“
„Das Richtige zu tun ist nicht immer leicht“, meinte Tristan. In diesem Augenblick trat Mrs Whitcomb aus ihrer Haustür und setzte sich in den Schaukelstuhl auf ihrer Veranda. Ihr kleiner Hund Duke, ein Papillon, sprang auf ihren Schoß.
Jayne winkte ihrer Nachbarin zu. Zum Gruß hob sie ihre Kaffeetasse.
„Würde es dir etwas ausmachen, wenn wir uns drinnen weiter unterhalten?“, fragte Tristan.
Sie schnappte nach Luft. „Du willst reinkommen?“
Er nickte.
„Ja, warum nicht?“
Jayne zögerte. Während sie mit Rich zusammen war, hatte Tristan sich ihr gegenüber stets kühl verhalten. Sie hatten kaum ein Wort miteinander gewechselt. Warum wollte er jetzt damit anfangen? „Wenn du willst. Aber …“
„Ich möchte ein bisschen mit dir reden“, unterbrach er sie.
Sie wurde misstrauisch. Richs bestem Freund sollte sie vielleicht besser nicht trauen. „Warum?“
„Grace macht sich deinetwegen Sorgen.“
Grace? Es ging also um Grace. Jayne entspannte sich ein wenig.
„Komm rein.“ Sie öffnete die Tür weiter. „Grace muss sich doch meinetwegen keine Sorgen machen. Mir geht es gut.“
Als Tristan an Jayne vorbei ins Haus trat, stieg ihr sein männlicher Geruch in die Nase – ein Hauch von herbem Rasierwasser, vermischt mit einem salzigen Aroma. „Ich finde es ja nett von dir, dass du dir so viel Mühe machst. Aber du hast doch bestimmt Besseres zu tun.“
Im Wohnzimmer blieb er stehen. Plötzlich hatte sie das Gefühl, der Raum sei viel zu klein für sie beide. „Nein, nein. Ich habe heute nichts Besonderes vor.“
Jayne schloss die Tür. Hoffentlich blieb er nicht zu lange. Obwohl sie kurz zuvor noch bedauert hatte, allein zu sein, war Tristan nicht die Art von Gesellschaft, nach der ihr der Sinn stand. „Tut mir leid, dass du dir wegen Grace und mir solche Umstände machst. Wie geht es ihr denn? Das Baby muss doch bald zur Welt kommen.“
„Es ist schon überfällig. Aber sie genießt die Zeit mit ihren anderen beiden Kindern.“
Das Gespräch stockte. Worüber sollte sie sich bloß mit ihrem unerwarteten Besucher unterhalten? Nervös ließ sie ihren Blick durchs Wohnzimmer schweifen, um ihm nicht in die Augen sehen zu müssen. Gut, dass alles so ordentlich war. Doch das war es ja immer, seit sie sämtliche Wochenenden mit Aufräumen verbrachte.
Sag etwas! Irgendetwas Höfliches! „Bist du durstig? Möchtest du vielleicht ein Glas Eistee?“
„Gerne“, erwiderte er. „Vielen Dank.“
Jayne eilte in die Küche. Sie hatte damit gerechnet, dass Tristan im Wohnzimmer wartete, aber er folgte ihr.
In der winzigen Küche wirkte er größer als seine ein Meter neunzig. Jayne musste aufpassen, nicht mit ihm zusammenzustoßen.
Tristan lehnte sich gegen die Küchentheke. Obwohl er irgendwie fehl am Platz aussah, benahm er sich ganz ungezwungen – als sei er es gewohnt, in den Küchen fremder Frauen zu stehen.
Er schnupperte. „Hm. Es duftet nach Keksen.“
Offenbar hatte er eine feine Nase. „Ich habe heute Morgen Schokoladenkekse gebacken. Möchtest du einen?“
„Gern.“
Sie griff nach der Plastikdose mit den Plätzchen und legte einige auf einen Teller. Das selbst gemachte Gebäck wäre ein weiterer Grund für Tristan, Grace zu berichten, dass es Jayne Cavendish ausgezeichnet ging. Wer backt schon, wenn er am Boden zerstört ist?!
Unmerklich hielt sie inne. Ausgezeichnet? Na ja, das war ein wenig übertrieben.
Fast bereute sie es, Tristan
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