Julia Extra Band 0342
wohl in einem Apartment?“
„Nein. Im Hotel.“
„Im Hotel?“ Ihre Verblüffung war unüberhörbar.
Tristan dachte an das Luxushotel aus Stahl und Glas – eine der ersten Adressen in San Diego –, das derzeit sein Zuhause war. Jedenfalls bis er wieder reisen würde. „Ja.“
„Warum?“
„Im Hotel zu wohnen ist bequemer, als ein Apartment zu mieten“, antwortete er. „Ich bin flexibler, wenn ich reisen muss. Außerdem kann ich jederzeit ausziehen, wenn es mir nicht mehr gefällt.“
„Und was ist mit deinen Sachen?“
„Welchen Sachen?“
„Bücher, CDs, Computer, Kleidung, Erinnerungsstücke … all so was“, erklärte sie. „Als ich aus meiner Wohnung hierhergezogen bin, hatte ich eine Menge Kisten. Alles Erinnerungen an meine Kindheit. Dinge, die ich niemals weggeben würde.“
„Alles, was ich besitze, passt in ein paar Plastikschachteln. Umziehen ist für mich kein Problem.“
„Ein paar Plastikkisten würden nicht einmal für meine Küchenutensilien reichen.“ Sie klang geradezu dankbar. „Als ich ein Kind war, sind wir oft umgezogen. ‚Wenig Gepäck, wenig Probleme‘, hat mein Vater immer gesagt. Ich finde jedoch, man muss ein paar Dinge besitzen, die einem etwas bedeuten.“
„Die habe ich auch“, erwiderte Tristan. „Aber sie passen in die Schachteln.“
„Aus dem Koffer zu leben macht dir überhaupt nichts aus?“
„Nein.“
„Wie merkst du dann überhaupt, ob du unterwegs oder zu Hause bist?“, wollte sie wissen. „Wenn du im Hotel lebst, bist du doch niemals zu Hause.“
„Das Hotel ist mein Zuhause.“
„Du gehst immer in dasselbe Hotel? In dasselbe Zimmer?“
„Nein, aber …“ Er hatte das Gefühl, sich verteidigen zu müssen. „Mein Leben ist gut für mich, so wie es ist. Ich bin zu viel unterwegs, als dass mir ein Ort etwas Besonderes bedeuten würde. Es wäre doch Geldverschwendung, Geld für eine Wohnung zu bezahlen, die man kaum benutzt. So bin ich frei und kann kommen und gehen, wann und wie ich will.“
„Hättest du einen Mitbewohner, wäre das Haus nicht leer.“
Er zog eine Augenbraue hoch. „Ist das ein Angebot?“
„Ich biete dir nur deinen eigenen Vorschlag an. Leben im Hotel muss doch sehr teuer sein.“
„Ich kann es mir leisten.“
„Bei den Zimmerpreisen kannst du es dir aber auch leisten, eine Wohnung zu kaufen.“
Emma, seine Exfrau, hatte ein Haus kaufen und ein Baby haben wollen – noch vor ihrem ersten Hochzeitstag. Tristan, gerade zweiundzwanzig Jahre alt und frisch vom College gekommen, hätte lieber die Freiheit genossen und wollte, dass Emma ihn bei seinen Fotoreportagen rund um die Welt begleitete. Selbst jetzt, mit zweiunddreißig, war das immer noch das Leben, das ihm vorschwebte – jedenfalls für ein oder zwei Jahre. „Ich habe nicht vor, mir ein Haus ans Bein zu hängen und dreißig Jahre lang Hypotheken zu zahlen.“
„Um Himmels willen!“ Jayne klang fast erschrocken. „Das wäre auch ein riesiger Fehler.“
Nanu? Das klang ja gar nicht nach der häuslichen Jayne, die er heute Abend ein wenig näher kennengelernt hatte. Interessiert beugte Tristan sich vor. „Du stimmst mir zu?“
„Natürlich stimme ich dir zu.“ Sie runzelte die Stirn – wie immer, wenn sie eine Sache sehr wichtig nahm. „Du solltest dich niemals für dreißig Jahre binden. Fünfzehnjährige Laufzeiten für Hypotheken sind momentan das einzig Vernünftige.“
Wäre da nicht die Ernsthaftigkeit in ihrer Stimme gewesen, hätte Tristan laut gelacht. Doch da sie offensichtlich versuchte, ihm zu helfen, hütete er sich, ihre Gefühle zu verletzen.
Überraschenderweise fand er ihre Gewissenhaftigkeit in Gelddingen ausgesprochen charmant und sehr anziehend. Er respektierte die Leidenschaft, mit der sie ihrem Job nachging, ebenso wie ihre Einstellung, obwohl sie das genaue Gegenteil seiner eigenen Meinung war. „Ich werde es berücksichtigen, falls ich mir jemals ein Haus kaufen sollte.“
„Nicht falls, sondern wenn“, verbesserte sie ihn. „Im Ernst, Tristan, eine Wohnung oder ein Haus zu kaufen und einen Mitbewohner zu finden wäre bei der derzeitigen Marktlage genau das Richtige. Wenn die Preise wieder anziehen, hast du einen attraktiven Wert geschaffen, und das ist allemal klüger, als dein Geld für teure Hotelzimmer zu verschwenden.“
Wenn es um Geld ging, war sie wirklich sehr hartnäckig. Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. „Ich bin nun mal nicht der Typ des Hausbauers.“
„Denk an die
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