Julia Extra Band 0342
sich vorgestellt, als sie Doug geheiratet hatte …
Doug hatte jedoch unmissverständlich deutlich gemacht, dass Kinder nicht in seiner Lebensplanung vorkamen. Nicht jetzt, nicht später und auch zu keinem anderen Zeitpunkt. Das war der Anfang des Endes ihrer Ehe gewesen. Der Moment, in dem ihr bewusst geworden war, dass sie einen Mann geheiratet hatte, der keinen einzigen ihrer Zukunftsträume mit ihr teilte.
Jetzt stand sie vor der Zukunft, die sie immer gewollt hatte. Mal abgesehen davon, dass sie alleine war. Und kurz davor, kein Geld mehr zu haben. So hatte sie sich ihren Traum wahrlich nicht vorgestellt. Wie hatte ausgerechnet sie in eine solche Situation geraten können?
Sie war immer so vorsichtig gewesen, so bodenständig. Und kaum brach sie ein einziges Mal aus ihren selbst gesteckten Grenzen aus, war sie am Ende schwanger, alleine und arbeitslos.
Mannomann, das Schicksal hatte wirklich einen ausgeprägten Sinn für Humor.
Molly seufzte. Sie kramte in ihrer Handtasche nach einem weiteren Taschentuch, dann beschäftigte sie sich mit Problem Nummer zwei.
Dem Vater des Kindes.
Selbst wenn sie ihn vielleicht gar nicht mehr sehen wollte, sich sogar einredete, dass diese Nacht in Las Vegas niemals passiert war – es ging einfach nicht.
Sie musste es ihm sagen. Irgendwie. Und zwar irgendwann in den kommenden Monaten.
Wie würde Linc reagieren? Sie kannte ihn ja nicht einmal gut genug um zu wissen, wie er seinen Kaffee morgens am liebsten trank. Ganz zu schweigen von solch einer großen Sache.
Was hatte sie bloß getan?
Doch ganz egal, ob er etwas mit dem Baby zu tun haben wollte oder nicht – schon des Kindes wegen musste sie einfach wissen, wer dieser Mann war. Was, wenn es irgendein medizinisches Problem gab? Wenn ihr Kind sie irgendwann einmal nach seinem Vater fragen würde?
Sie dachte zurück an jene verrückte, heißblütige Nacht vor zwei Monaten.
Dachte Linc manchmal auch an sie? Fragte er sich gelegentlich, ob ihre kurzzeitige Unzurechnungsfähigkeit irgendeine Konsequenz gehabt hatte? Wenn sie ihm erneut gegenübertrat, wie würde er sich dann verhalten? Was würde er sagen?
Wahrscheinlich hatte er sie längst vergessen und würde sich bei einer erneuten Begegnung nicht einmal an ihren Namen erinnern – geschweige denn an das, was zwischen ihnen passiert war.
Bei einem so gut aussehenden Mann, noch dazu in einer Stadt wie Las Vegas, war die Wahrscheinlichkeit groß, dass es Dutzende von Frauen in seinem Leben gab. Molly war möglicherweise nur eine in einer langen Reihe unverbindlicher Verabredungen.
Oder vielleicht auch nicht.
Sie hatte doch keine Ahnung, welche Art Mann er wirklich war. Schließlich waren sie sich einig gewesen, alles beiläufig und ungezwungen anzugehen. Keine persönlichen Details, keine emotionalen Bindungen, kein Aufbau einer Beziehung.
Wollte sie ihn überhaupt wiedersehen? Das war doch die viel wichtigere Frage. Wollte sie sich wirklich noch einmal ihrer bisher dümmsten Entscheidung stellen? Nein. Was sie wollte und was sie musste , waren jedoch zwei völlig verschiedene Paar Schuhe.
Und schließlich Entscheidung Nummer drei: Sie musste diese ganze Sache für sich behalten. Zumindest so lange, bis sie sich über alles andere klar geworden war.
Sie konnte sich jetzt schon die Reaktion ihrer Mutter vorstellen. Bestimmt würde sie Doug anrufen und versuchen, Molly wieder mit ihrem Exmann zusammenzubringen. Ganz egal, ob beide füreinander bestimmt waren oder ob er etwas mit Kindern zu tun haben wollte. Ganz davon abgesehen, dass das Kind noch nicht einmal sein eigenes war.
Genau, sie würde niemandem davon erzählen. Nicht, solange sie keine Notwendigkeit sah.
Molly stieg aus dem Auto und betrat das Haus. Rocky begrüßte sie mit der üblichen Begeisterung, leckte, bellte und sprang sein Frauchen an. Sie ließ ihn nach draußen, dann ging sie zurück ins Wohnzimmer, um ihre Tasche auf dem zerkratzten Beistelltisch aus Ahornholz abzulegen.
Jayne arbeitete noch, und so hatte Molly das Haus ganz für sich alleine, was ihr gottlob etwas Zeit gab, den Tag noch einmal Revue passieren zu lassen.
Als sie an ihrem Schreibtisch in der Ecke des Wohnzimmers vorbeikam, streifte ihr Blick den Computer, dann wanderte er zu dem Stapel Software-Programme neben dem Monitor.
Software.
Linc.
Die Nacht in der Bar.
Unmöglich … Das war eine verrückte Idee. Völlig durchgeknallt.
Eine, die ihr ein gebrochenes Herz bescheren würde. Vor allem wenn Linc ihr sagen
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