Julia Extra Band 0342
…“
„Danke, für mich war’s das. Und für Sie ebenfalls.“ Lincoln stand auf. „Trotzdem danke, dass Sie sich Zeit genommen haben.“
Er eilte schnurstracks aus dem Konferenzraum, gefolgt von Conner Paulson, dem Finanzchef von Curtis Systems, jener Firma für Sicherheitssoftware, die Lincoln und sein Bruder vor zwölf Jahren im Keller ihrer Eltern gegründet hatten. In nur einem Jahr hatten die Brüder Curtis aus einer fixen Idee eine Firma gemacht, deren Kundenstamm einige der laut Fortune Magazine fünfhundert einflussreichsten Unternehmen umfasste.
Fünf Jahre nach ihrer Gründung hatten sie bereits Kaufangebote von internationalen Softwaregiganten für mehrere Millionen Dollar ausgeschlagen. Lincoln, der Ältere von beiden, hatte die Rolle des Geschäftsführers übernommen, der zwei Jahre jüngere Marcus den Posten des Vizepräsidenten.
Heute besaß Lincoln die Firma, von der er immer geträumt hatte – und sie war sogar noch größer, als er es sich in seinen Träumen ausgemalt hatte. Sie war in jeder Hinsicht perfekt.
Bis auf das leere Büro neben seinem eigenen. Es trübte den Erfolg, für den Linc so hart gearbeitet hatte. Aber er kannte und besaß nun mal nichts anderes. Und so ließ Lincoln Curtis sich von dieser Firma komplett vereinnahmen.
„Die Architekten haben genau das geliefert, worum du sie gebeten hast“, meinte Conner, während sie den breiten Gang entlangeilten, der zu Lincolns Büro führte.
„Was hat sich geändert, seit du dich im letzten Quartal mit ihnen getroffen hast?“
„Überhaupt nichts.“
Conner hüstelte. „Machst du Witze? Alles ist neuerdings anders bei dir.“
Lincoln blieb stehen. „Was meinst du damit?“
„Komm mir jetzt bitte nicht mit demselben alten Lied, das du mir schon die letzten beiden Monate vorgetragen hast: Dass dir nichts durch den Kopf geht. Dass alles in bester Ordnung ist.“ Conner tat so, als würde er seine Hand sprechen lassen. „Du redest mit mir, Linc. Ich kenne dich schon seit der ersten Klasse. Und zurzeit bist du so weit davon entfernt, zufrieden zu sein, wie die Erde vom Mars.“
„Was soll das denn bitte schön heißen?“
„Sieh mal, du hast den Tod deines Bruders sehr schwer verkraftet. Genau wie wir alle“, fügte Conner hinzu. „Aber du ganz besonders. Das werfe ich dir ja auch gar nicht vor. Ich an deiner Stelle aber …“
„Müssen wir dieses Gespräch wirklich führen?“
Conner öffnete den Mund, schloss ihn sogleich wieder. „Nein.“
„Prima.“
„Ich sage ja nur, dass du dich die ganze letzte Zeit wie ein Roboter verhältst. Du machst deine Arbeit, schuftest wie ein Wahnsinniger. Bis auf diesen einen Urlaub …“
„Ich dachte, wir verzichten auf dieses Gespräch.“
„Und danach …“ Conner hielt inne und sein Blick wurde vor lauter Mitgefühl sanfter. „Danach bist du wieder derselbe alte Linc. Es macht dir ja niemand einen Vorwurf, aber …“
„Lass gut sein“, sagte Linc mit warnendem Tonfall. Conner war sein bester Freund, aber nicht einmal mit ihm wollte Linc jenen verhängnisvollen Tag vor drei Jahren noch einmal durchleben.
Conner atmete tief aus und gab damit zu verstehen, dass er bereit war, das Thema zu wechseln.
„In letzter Zeit … Ich weiß nicht warum, aber deine Einstellung hat sich irgendwie geändert. Zum Guten, wie ich hinzufügen will. So wie die Idee für die Software für Kinder, die du vor ein paar Monaten hattest.“
„Eine Idee, die du und die anderen Anzugträger abgeschossen habt, wenn ich mich recht erinnere“, hob Linc hervor. „Und du hattest recht. Ich sollte nicht abschweifen und verrückten Ideen hinterherjagen, die am Ende nur die Betriebsmittel aufzehren, anstatt die Kasse zu füllen.“
Einen kurzen Moment lang hatte er gedacht, dass er vielleicht … etwas wiederbekommen konnte, das ihm beim ständigen Herumstochern in der Vergangenheit abhandengekommen war. Und so hatte er ein wenig mit seiner Idee jongliert, war aber wieder zur Vernunft gekommen, nachdem seine Buchhalter sie niedergeschmettert hatten.
„Hey, vielleicht funktioniert das Programm ja irgendwann einmal, Linc. Aber ganz ehrlich, ich sehe nicht, wie du nebenher noch Zeit für irgendetwas anderes haben kannst. Oder wie siehst du das?“ Conner legte eine Hand auf seinen Arm. „Von allen, die ich kenne, hast du den vollsten Terminplan. Ganz zu schweigen von …“
„Was?“, fragte Linc, als Conner plötzlich innehielt.
„Ich glaube ja auch, dass es toll für dich wäre,
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