Julia Extra Band 0342
ließ keinen Zweifel an Mollys Gefühlen.
Sie wollte nichts mehr mit Linc zu tun haben. Und konnte er ihr das wirklich verübeln? Er hätte sich nicht falscher verhalten können, wenn er es bewusst versucht hätte.
Verdammt.
Er wollte gerade gehen, als er etwas bemerkte, das am Bein des Schreibtisches lehnte.
Mollys Tasche.
Als er sie aufhob, fiel das Buch, das zuoberst in der Tasche lag, heraus und fiel zu Boden.
Das Babytagebuch. Linc begann damit, es durchzublättern.
Es war eines dieser Bücher, in dem man die Lücken ausfüllte. Es beinhaltete eine Reihe von Fragen, die die Eltern beantworteten sollten.
Nach ein paar Seiten stieß er auf die Überschrift „Über deinen Papa“. Hier stand:
Name des Vaters: Lincoln Curtis
Geburtstag: ?
Augenfarbe: Blau
Haarfarbe: Dunkelbraun
Beruf: Geschäftsführer
Wo wir uns kennengelernt haben: Bei einem Glas Wein in Las Vegas
Linc blätterte weiter und fand nichts als Lücken unter Fragen wie: Wo dein Vater aufgewachsen ist, Seine glücklichste Kindheitserinnerung, Namen, die er sich für dich ausgedacht hat.
In der Mitte des Buchs fand er einige Punkte, die ausgefüllt waren. Die Informationen stammten ganz eindeutig aus der Unterhaltung mit Harry.
Nun ergaben die Fragen, die sie ihm in den letzten Tagen immer wieder gestellt hatte, einen Sinn. Und die leeren Seiten waren ein Zeugnis davon, wie wenig er sich ihr geöffnet hatte.
Sein Herz hatte er nicht einmal ansatzweise geöffnet. Lediglich sein Scheckbuch.
Linc stieß einen tiefen Seufzer aus und legte die Tasche dorthin zurück, wo er sie gefunden hatte.
Das Tagebuch nahm er jedoch mit, dann machte er das Licht aus und ging aus dem Zimmer.
Molly erwachte vor Sonnenaufgang.
Ihre Morgenübelkeit hatte nachgelassen, und nach einigen Crackern und einem kleinen Glas Saft fühlte sie sich gut – zumindest was die Übelkeit anging. Was ihre Gefühle betraf …
Nicht so gut.
Welche Reaktion hatte sie von Linc erwartet, wenn er von dem Baby erfuhr? Dass er sie in die Arme nehmen und vorschlagen würde, dass sie drei glücklich bis ans Ende ihrer Tage zusammenleben?
Nun …
Ja. Ein Teil von ihr, tief in ihr drin, hatte das gehofft, ganz gleich wie verrückt sich das anhörte. Doch nicht einmal ihre realistische und vorsichtige Seite hätte damit gerechnet, dass er ihr Geld hinterherwerfen würde. Als wäre sie eine Unannehmlichkeit, aus der man sich freikaufen konnte.
Sie durfte dem Strudel ihrer Emotionen nicht nachgeben. Sie setzte sich auf und sagte sich, dass es ihr gut ging. Und genau das würde sie auch Linc erzählen.
Sie würde mit ihm sprechen. Vielleicht war er einfach nur schockiert gewesen, was seine Reaktion erklären würde.
Sie zog sich an, dann verließ sie ihre Wohnung.
Im Fahrstuhl presste sie den Knopf mit dem „P“ für Penthouse, statt dem für das Erdgeschoss. In Gedanken legte sie sich bereits tausend verschiedene Dinge zurecht, die sie ihm sagen wollte.
Doch als er schließlich die Tür öffnete, blieb sie stumm.
Linc stand ohne Hemd in seinem geräumigen Apartment, nur mit seiner dunkelblauen Anzughose bekleidet.
Er hatte einen gut gebauten Körper. Muskulös, mit einem festen Sixpack und einer robusten Kraft, die eine Frau geradezu einlud, in seine Arme zu fallen und sich voll und ganz auf ihn zu verlassen.
Trotz ihrer guten Vorsätze strömte das Verlangen durch Mollys Adern, und ihre Gedanken wanderten zurück zum Tag davor, als sie im Wasser gewesen waren und sie sich gegen Lincs warme, starke Brust gepresst hatte.
Gott, wie sehr sie ihn wollte.
Auch wenn das genau das Falsche für sie war. Und er klargestellt hatte, dass er das genaue Gegenteil davon wollte.
Konzentrier dich, Molly!
„Molly!“
Überraschung hellte seine Züge auf. „Was machst du denn so früh schon hier?“
„Ich wollte mit dir sprechen. Alleine.“
Linc trat zurück und bedeutete ihr, einzutreten.
Kaum hatte sie Lincs Privaträume betreten, war sie überwältigt von …
Davon, wie untypisch es für Linc war.
Sie hatte erwartet, dass das Apartment so streng und geradlinig wie die Büros von Curtis Systems war. Stattdessen fand sie einen warmen, gemütlichen und einladenden Ort vor, ausgestattet mit dick gepolsterten karamellfarbenen Ledermöbeln und dicken, plüschigen, weiß-grauen Teppichen. Und Bildern …
Unmengen an Bildern. Rahmen in allen Formen, Größen und Stilrichtungen dominierten den Couchbereich, die Regale zu beiden Seiten des offenen Kamins, die langen
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