Julia Extra Band 0342
Fensterbretter entlang der gegenüberliegenden Wand.
„Deine Wohnung ist … wundervoll“, sagte sie, während sie sich langsam im Kreis drehte, dabei nacheinander die Küche, das intime Esszimmer und das gemütliche Wohnzimmer in Augenschein nahm.
Jeder Raum hatte seinen eigenen Charakter, und doch schien alles eine stilistische Einheit zu bilden.
„Ganz anders, als ich sie mir vorgestellt habe.“
„Danke. Viele Stücke habe ich geerbt, als meine Eltern vor zehn Jahren verstorben sind“, sagte er. „Aber ich muss gestehen, dass ich einen Innenausstatter angeheuert habe, um alles anzuordnen. Meine Talente reichen nicht sehr weit über die Vorstandsetage hinaus.“
Sie warf ihm ein Lächeln zu. „Oh, da wäre ich mir nicht so sicher.“
Und schon wieder flirtete sie mit ihm. Jedes Mal wenn sie sich wieder auf die Spur gebracht hatte, kam sie vom Weg ab – verwirrt durch ihre Hormone. Das musste es sein: eine Überdosis Hormone aufgrund ihrer Schwangerschaft.
Nicht etwa die Tatsache, dass ein muskulöser, aufreizender Lincoln Curtis vor ihr stand. Mit nacktem Oberkörper. Verlockend.
Sofort erinnerte sie sich wieder an den Moment im Wasser. Seine Brust an ihrer. Dieses sinnlich-feuchte Gefühl von nackter Haut an nackter Haut. Daran, wie sie ihn geküsst hatte …
„Kaffee?“
„Hm?“
Sie musste sich zwingen, ihren Blick von seiner Brust zu nehmen und sich wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren. Er hatte ihr eine Frage gestellt.
„Möchtest du etwas Kaffee?“
„Nein, danke.“
Sie fuhr mit einer Hand über die Lehne des Ledersofas. Sie konnte nicht den ganzen Tag hier stehen und die Wohnung bewundern. Es gab einen Grund für ihr Kommen, und sie musste ihn endlich ansprechen.
„Diese Nacht in der Bar … Warum hast du da ausgerechnet mich angesprochen? Es gibt jede Nacht Tausende von alleinstehenden Frauen in Las Vegas. Warum ich?“
Warum eine gewöhnliche Vorschullehrerin aus San Diego, wo Lincoln Curtis doch jede haben konnte?
Er deutete auf den Balkon, wo zwei breite Korbstühle unter einer Markise standen, die eine willkommene Zuflucht vor der Sonne über Las Vegas bot. Sie gingen nach draußen und machten es sich bequem.
„Die Antwort ist einfach. Weil du anders warst und bist als alle Frauen, die ich jemals in Las Vegas kennengelernt habe.“
Das Kompliment wärmte ihr Herz.
„Wie meinst du das?“
„Als ich dich kennengelernt habe, da war es, als würde ich eine andere Welt betreten. Unsere Unterhaltung war so … normal. Du hast nicht mit den üblichen Sprüchen angefangen.“
„Welchen üblichen Sprüchen?“
„Na ja, wie in den Interviews im Fernsehen. Die ersten Worte aus dem Mund jedes Reporters sind der Name des Interviewten, sein Alter, sein Beruf. Viele Frauen, die ich in der Vergangenheit kennengelernt habe, waren nur daran interessiert. Vielleicht wollten sie sichergehen, dass ich berufstätig bin oder genug Kohle habe, um fürs Abendessen zu zahlen.“
Sein hartes Lachen zeugte von einer langen Reihe enttäuschender Verabredungen. Eine Welle der Sympathie erfasste Molly.
„Aber du …“ Seine Stimme wurde leiser. „Ich habe dich nach deinem schönsten Geburtstag gefragt“, beendete sie den Satz. Ihre Erinnerung daran war noch genauso lebendig wie in jener Nacht, als sie sich gewünscht hatte, ihr wäre etwas Clevereres eingefallen. „Wann du dein erstes Fahrrad bekommen hast.“
„Und wann ich mir das erste Mal etwas gebrochen habe.“ Linc schmunzelte. „Das hat wirklich das Eis gebrochen.“
Sie zuckte mit den Schultern, als wäre das nichts Besonderes. „Das ist nur etwas, das ich mit meinen Schülern mache, um ihnen das Kennenlernen zu erleichtern.“
Er sah sie an. „Es funktioniert.“
Sie biss sich auf die Lippe und stellte die andere große Frage, die sie beschäftigte, seit sie in Las Vegas angekommen war.
„Der lockere, nette Mann, den ich in dieser Nacht kennengelernt habe … War er der wahre Linc?“
Lincs Blick wanderte hinaus in die Wüste hinter der Stadt. Und blieb dort so lange, dass Molly schon dachte, er würde ihr überhaupt nicht antworten.
„Das spielt keine Rolle. Ich darf nicht dieser Mann sein, selbst wenn ich es wollte.“
Enttäuschung begann in ihr zu brodeln.
„Was soll das heißen? Du kannst kein normales Leben führen?“
Er drehte sich wieder zu ihr um. „Ich sollte es nicht. Ich bin nicht gut darin.“
Molly seufzte. Was hatte sie erwartet? Dass Linc ihr die Antwort geben würde, die sie
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