Julia Extra Band 0342
seine Gesundheit.
„Er hat mich gebeten, mir keine Sorgen zu machen. Er habe seine Medizin genommen. Aber ich hätte es besser wissen müssen. Er war immer so vergesslich und weil ich nicht da war …“
„Du konntest ihn nicht jede Sekunde überwachen. Er war erwachsen. Er hat es nicht einmal …“
Renee unterbrach ihren Satz und aus den wenigen Silben hörte Linc dasselbe bodenlose Bedauern heraus, das ihn selbst quälte. „Er hat es nicht einmal mir erzählt.“
Linc drehte sich zu seiner Schwägerin um und legte eine Hand auf ihren Arm. „Er wollte nicht, dass du dir Sorgen machst.“
Ein süßlich-bitteres Lächeln legte sich auf ihre Lippen. „Welcher Ehemann verschweigt seiner Frau, dass er Herzprobleme hat?“
„Einer, der nicht will, dass sie ihn für schwach hält. Marcus hasste es, krank zu sein. Er hasste es, anders zu sein. Er hat es niemandem erzählt.“
„Ich wünschte, er hätte es.“
Tränen glitzerten in ihren Augen. „Es hätte nie nur in deiner Verantwortung liegen dürfen, Linc.“
Er wandte sich von ihr ab, wollte den Ausdruck der Vergebung in ihrem Gesicht nicht sehen. Renee hatte ihm nie einen Vorwurf gemacht, aber Linc hatte sich selbst mehr gequält, als es ein Dutzend Menschen vermocht hätten.
„Wenn ich …“
„Wenn du dies oder das getan hättest, dann hätte er trotzdem einen Herzanfall erlitten.“ Renee blieb hinter ihm stehen und legte eine Hand auf seine Schulter. „Marcus liebte seinen Job, Linc. Er liebte sein Leben. Ihm war immer wichtig, es sich gut gehen zu lassen. Egal wie viel Zeit er dafür erübrigen konnte.“
Linc nickte stumm. Der Teufelskerl von einem Bruder hatte für den Augenblick gelebt – in jedem Augenblick.
„Sein Herz hat nicht wegen der Arbeit versagt. Es war einfach … an der Zeit. Wenn jemand das wissen müsste, dann du. Der Arzt hat gesagt …“
Linc wirbelte herum.
„Es ist mir egal, was der Arzt gesagt hat, Renee. Wenn ich da gewesen wäre, dann hätte ich mich vergewissert, dass er jede seiner Pillen nimmt. Dass er zum Arzt gegangen wäre, wenn er sich schlecht gefühlt hätte, anstatt einfach so weiterzumachen, als sei alles in Ordnung. Das war mein Job. Auf Marcus aufzupassen, ihn zu beschützen. Und ich habe versagt.“
Renee legte eine Hand an Lincs Gesicht und schüttelte den Kopf.
„Nein, Linc, das hast du nicht. Und du weißt genau, dass Marcus dasselbe sagen würde, wenn er jetzt hier wäre. Warum quälst du dich wegen etwas, das du nicht ändern kannst?“
Im hinteren Teil des Hauses wurde eine Tür geöffnet und Rufe und Gelächter platzten ins Zimmer. „Mom, kriegen wir auch eine Rutsche für unseren Pool?“
Der Stimme folgten nur eine Sekunde später die beiden Ebenbilder von Marcus. Anna und Daniel.
Die beiden Kinder blieben stolpernd stehen. Anna, die Jüngere, kratzte sich verwirrt am Kopf, doch Daniels Gesicht verzerrte sich zu einem Grinsen.
„Hi, Onkel Linc.“
„Hallo, Daniel, Anna.“
Linc konnte kaum glauben, wie sehr der achtjährige Daniel seinem Vater ähnelte. Er hatte dasselbe schiefe Grinsen, dieselben großen blauen Augen, denselben Wirbel, der die Haare vor seinem Kopf zu einer Welle formte.
„Ich habe euch ein paar Sachen mitgebracht.“
Linc drehte sich um und gab jedem der Kinder eine Tüte mit Spielsachen, die er auf dem Weg hierher gekauft hatte. Er hatte keine Ahnung gehabt, was er besorgen sollte, und sich deshalb ganz auf den Verkäufer im Spielzeugladen verlassen.
Daniel zeigte sich von dem Auto mit Fernsteuerung begeistert, und die blonde, blauäugige Anna klammerte die Babypuppe an ihre Brust. Linc fühlte sich darin bestätigt. Für einen Kerl, der nichts von Kindern verstand, hatte er alles richtig gemacht.
Für eine Sekunde wanderten seine Gedanken zu Molly. Zu dem Kind, das sie in sich trug.
Linc drückte den Gedanken beiseite. Er hatte seine Entscheidung gefällt. So war es für ihn und für Molly am besten.
Marcus’ Kinder bedankten sich bei ihm, dann stürmten sie wieder nach draußen um mit ihren neuen Geschenken zu spielen.
„Danke, Linc“, sagte Renee.
„Das ist doch das Mindeste“, entgegnete er und wandte sich wieder seiner Schwägerin zu. „Finanziell alles in Ordnung?“
„Uns geht es gut, Linc. Das versuche ich doch ständig, dir klarzumachen.“
Renee legte eine Hand auf seinen Arm. „Du musst dich nicht um uns kümmern. Jedenfalls nicht finanziell. Ich arbeite, und die Lebensversicherung hat auch sehr viel abgeworfen.“
Renee hob
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