Julia Extra Band 0345
ging noch alles Drunter und Drüber, aber glücklicherweise lernt man aus seinen Fehlern.“
„Leider scheint das auf mich nicht zuzutreffen.“
„Das wissen Sie doch gar nicht! Sie müssen es ja erst einmal ausprobieren!“
„Stimmt. Kennen Sie auf jede Frage die richtige Antwort, Miss Williams?“
„Was das Geschäftliche betrifft … meistens. Aber im Privatleben …“
„Also wie bei uns anderen auch. Wir fahren auf der Straße des Lebens und wissen doch nie, ob wir auf dem richtigen Weg sind.“
„Bis wir ankommen und feststellen, dass wir das Ziel total verpasst haben.“
Carter lachte lauthals auf. Sie sahen einander in die Augen. Wir liegen auf einer Wellenlänge, dachte Daphne. Ihr wurde bewusst: Sie mochte Carter Matthews. Nicht unbedingt als Liebhaber … aber als Mensch. Er hatte Humor und verfügte über eine scharfe Beobachtungsgabe – sodass es ihm manchmal gelang, sie zu durchschauen.
Carter trank von seinem Eistee, dann sah er sie ernst an. „Daphne, ich möchte Sie wirklich gerne engagieren. Wenn die Firma noch zu retten sein sollte, dann bedarf es eines Wunders.“
„Im Moment habe ich leider keine Zeit.“ Das war nicht gelogen, sondern eine geschickte Taktik, um auf Distanz zu gehen. „Ich muss mich gerade um mein eigenes Projekt kümmern und Sponsoren akquirieren.“
„Sponsoren? Für welches Projekt?“
„Ein Kreativitätszentrum für Kinder.“
„Und dafür brauchen Sie ein ganzes Zentrum? Reichen da nicht ein Stück Papier und ein paar Buntstifte?“
Das ist ja typisch! Wie konnte sie nur erwarten, bei jemandem wie Carter Matthews auf Verständnis zu stoßen. „Papier! Buntstifte! Vergessen Sie es einfach!“ Sie stand auf. „Das Ganze war ein Fehler.“
Rasch griff Carter nach einer ihrer Hände und zog Daphne wieder an den Tisch. „Bitte, es tut mir leid.“
Zögernd sank sie auf den Stuhl. Wieso lasse ich mich nur wieder darauf ein? Aber etwas in ihr ahnte, dass sich hinter der Maske des Playboys ein völlig anderer Mann verbarg.
„Danke.“ Wieder nahm Carter ihre Hand. Ernst blickte er ihr in die Augen. „Erzählen Sie mir von diesem Zentrum.“
„Meinen Sie das ernst?“
„Ja, wirklich! Vielleicht sollte ich meine Designer auch dorthin schicken – sicher kämen ihnen dann ein paar gute Einfälle.“
Daphne lachte. „Bei mir war es der Großvater, der mich wirklich gefördert hat. Ich durfte alles ausprobieren, wirklich alles – außerhalb aller Normen und Vorgaben.“ Sie seufzte. Großvater Wallace war viel zu früh gestorben. Sie hätte ihn gebraucht, um sie vor dem familiären Chaos zu retten, mit einer Mutter, die sie häufig verlassen hatte und immer wieder zurückgekommen war, als wäre ihr Zuhause ein Hotel. „Egal. Auf jeden Fall ist es mein Traum, ein Zentrum zu schaffen, in dem Kinder ihre Fantasie, ihre Kreativität ausleben können. Das ist so wichtig – noch dazu in einer Zeit, in der diese Eigenschaften immer weniger in den Schulen gefördert werden.“
Sie wurde durch den Ober unterbrochen, der die Pasta servierte.
„Natürlich sind Fähigkeiten wie Rechnen, Schreiben und Lesen wichtig. Aber ohne Kreativität hätte es auch keinen Einstein, Rembrandt oder Leonardo da Vinci gegeben.“
„Und keine Daphne Williams.“
Daphne errötete bis unter die Haarwurzeln. Verlegen widmete sie sich ihren Nudeln. „Ach, es ist doch gar nichts Besonderes, was ich …“
„Bitte nicht“, unterbrach Carter sie. „Weisen Sie bitte nicht so einfach ein Kompliment zurück. Wissen Sie, in meiner Familie waren die ziemlich dünn gesät.“
Obwohl er das scherzhaft formulierte, spürte Daphne eine tiefe Verletzung. Im Leben dieses Playboys schien auch nicht alles eitel Sonnenschein gewesen zu sein. Offensichtlich verbarg sich hinter der lebenslustigen Fassade eine gewisse Tiefe. „Sie haben recht“, gab sie zu. „Also: vielen Dank.“
Carter lächelte sie strahlend an. „Wunderbar!“
„Mit diesem Zentrum möchte ich einen geschützten Raum schaffen, in dem Kinder sich entwickeln können. Ich möchte die Vielfalt fördern und dazu ermutigen, aus normiertem Denken auszubrechen.“ Daphne wusste, wie wichtig das war. Sie hatte das Glück gehabt, von ihrem Großvater unterstützt worden zu sein … aber so etwas war selten. „Dafür brauche ich Sponsoren – und zwar schnell. In zwei Wochen ist Baubeginn.“
„Aber wurden Sie denn nicht von einer Stiftung unterstützt?“
„Doch. Aber dann hat mir der ‚Korb‘, der für
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