Julia Extra Band 0347
oder mache eine Szene …
Sein Handy klingelte, als er das Frühstück beendet hatte. Hoffentlich war das nicht Corinne. Aber nein, die Nummer auf dem Display war die seiner Mutter. Erleichtert nahm er den Anruf an.
„Guten Morgen“, meldete er sich aufgeräumt. „Was kann ich für dich tun?“
„Du kannst dir den Freitag frei halten und mich zu einer Vernissage begleiten“, erwiderte seine Mutter mit der ihr eigenen majestätischen Würde. Erstaunlich, wie viele Menschen bei diesem Ton kuschten. Aber Nonie Powell hatte ja auch ein enormes Polster im Rücken, sodass sie sich so ein Verhalten leisten konnte. Ihr eilte der Ruf einer großzügigen Wohltäterin voraus, und sie war sich auch nicht zu schade, das einzusetzen.
Jordan jedoch gehörte nicht zu ihren Höflingen. „Was ist mit Murray?“ Er fragte sich, ob die bevorzugte Eskorte seiner Mutter – wie jede ihrer Begleitungen gut aussehend und homosexuell – bei ihr in Ungnade gefallen war.
„Der arme Junge ist ausgerutscht und hat sich den Knöchel gebrochen.“
„Der arme Junge“ war ein höchst modebewusster Mittsechziger. „Das tut mir leid. Was wird denn gezeigt?“
„Der gute Henry stellt Sacha Thorntons neueste Werke in seiner Galerie in Paddington aus. Du hast zwei ihrer Bilder auf der letzten Ausstellung gekauft, es müsste dich also interessieren.“
Er erinnerte sich. Lebhafte Farben, ein weites Mohnfeld in Italien und eine Vase mit leuchtenden Ringelblumen. Die Bilder frischten jetzt die Empfangshalle einer seiner Seniorenwohnanlagen auf. Er erinnerte sich auch an das rotgoldene Haar von Sacha Thorntons Tochter. Sie war in Jeans erschienen. Ihren Hintern hätte Margaret bestimmt nicht kritisiert. Aber es war dieses Haar gewesen, das ihn, Jordan, zu der Bitte veranlasst hatte, ihr vorgestellt zu werden. Allerdings ein unguter Zeitpunkt – mit Melanie Tindell an seinem Arm.
Jetzt flammte erneut Interesse in ihm auf, die Tochter der Künstlerin wiederzusehen. Er erinnerte sich sogar an ihren Namen – Ivy. Helle Haut – erstaunlicherweise ohne die kleinste Sommersprosse. Hellgrüne Augen – Jordan würde keine Einwände haben, in deren Tiefen einzutauchen. Mit wenigen Handgriffen würde die Frau fantastisch aussehen. Er fragte sich, warum sie sich keine Mühe gegeben hatte. Andere Frauen würden jedes einzelne solcher Attribute betonen. – Und da hatte es eindeutig Spannungen zwischen Mutter und Tochter gegeben.
Alles höchst interessant.
„Um sechs fängt es an“, teilte seine Mutter ihm jetzt mit. „Henry reicht einen guten Champagner und die üblichen Hors d’œuvres. Ich hole dich um halb sechs mit der Limousine ab.“
„Abgemacht.“ Sollte Ivy sich als interessant genug erweisen, konnte er ohne Probleme eine andere Transportmöglichkeit organisieren.
„Danke, Jordan.“
„Keine Ursache.“
Mit einem Lächeln klappte er das Handy zu. Er tat seiner Mutter gern den Gefallen – vor allem, wenn die Möglichkeit bestand, dass er selbst sich ebenfalls vergnügen würde.
2. KAPITEL
Ivy kam zu spät. Der Freitagnachmittagverkehr war die Hölle, und es hatte ewig gedauert, bis sie einen Parkplatz fand – drei Blocks von der Galerie entfernt. Während sie mit ihren neuen High Heels den Bürgersteig entlanghastete, verfluchte sie in Gedanken sämtliche Designer, die solche Schuhmode entwarfen. Sie sollten dazu verdammt werden, bis in alle Ewigkeit in den eigenen Kreationen zu laufen!
Als sie um die letzte Ecke bog, sah sie einen Rolls-Royce in zweiter Reihe vor der Galerie parken. Tja, manche hatten es eben leichter als andere. Sofort musste Ivy an Jordan Powell denken. Für einen Milliardär musste alles leichter sein – vor allem, was Frauen betraf. Das durfte sie nicht vergessen. Was, wenn er heute tatsächlich anwesend war?
Immer schön eins nach dem anderen. Damit würde sie sich befassen, wenn es notwendig wurde.
Als Ivy die Galerie betrat, stand Henry Boyce, der Eigentümer, mit zwei offensichtlich superreichen Kunden im Gespräch zusammen, registrierte jedoch jeden Neuankömmling. Als er Ivy erblickte, blieb ihm der Mund offen stehen. Die elegante Frau mit der makellosen Frisur, die sich seiner Aufmerksamkeit beraubt sah, folgte pikiert seinem Blick, um den Grund für einen solchen Affront herauszufinden. Der Mann an ihrer Seite wandte ebenfalls den Kopf – und ein entzücktes Lächeln erschien auf seinem Gesicht.
Jordan Powell.
Ivy raste das Herz.
„Grundgütiger, Ivy“, stammelte Henry
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