Julia Extra Band 0347
die Androhung eines gemeinsamen Einkaufsbummels, damit man sich mit der Tochter sehen lassen konnte.
Das Problem war, Ivy und ihre Mutter lebten in verschiedenen Welten, und das schon, seit Ivy denken konnte. Ihre Eltern hatten sich nie scheiden lassen, aber nicht zusammengewohnt. Ivy war bei ihrem Vater auf dem Hof, von dem sie die Rosenzucht leiteten, aufgewachsen, während die Mutter ihrem Bedürfnis nach kultureller Aktivität in der Stadt nachgegangen war. Gartenbau hatte nie zu ihren Interessen gehört, und so drängte sie Ivy ständig, die Gärtnerei aufzugeben, um endlich das wahre Leben kennenzulernen – was hauptsächlich aus endlosen Partys mit endlosem Small Talk zu bestehen schien.
Ivy liebte die Gärtnerei, hier fühlte sie sich wohl und erfüllt. Und sie hatte ihren Vater geliebt, der ihr alles über Gartenbau beigebracht hatte. Ihr fehlte nur noch ein Mann, dem sie tiefe Gefühle entgegenbringen konnte und der ebenso für sie empfand. Sie hatte gedacht, dass … Aber nein, Ben hatte ihr nicht geholfen, als sie seine Unterstützung dringend gebraucht hatte.
„Hey, vielleicht triffst du unseren Rosenkavalier ja auf der Ausstellung deiner Mutter wieder!“ Heather hob vielsagend die Augenbrauen. „Und möglicherweise ist er dieses Mal sogar frei.“
„Ich bezweifle, dass ein Mann wie er irgendwo allein auftaucht“, erstickte Ivy die lächerlichen Spekulationen sofort im Keim.
Was Heathers Begeisterung keinen Abbruch tat. „Man kann nie wissen. Ich wette, wenn du dir ein bisschen Mühe gibst, kannst du ihm den Kopf verdrehen. Wie oft bekommt man so eine rotgoldene Haarpracht schon zu sehen? Würdest du sie nicht ständig zu einem Zopf flechten, würde allein die Fülle seine Aufmerksamkeit erregen.“
„Selbst wenn … und dann?“, fragte Ivy skeptisch. „Glaubst du wirklich, Jordan Powell interessiert sich für eine Gärtnerin? Und überhaupt … ich habe keine Lust, die Nächste auf der Liste unseres Rudolfo Valentino zu sein.“
Heather, fast dreißig und damit zwei Jahre älter als Ivy, verheiratet mit Barry Gale, dem Gewächshausverwalter, legte provozierend den Kopf schief. „Das wäre mal eine ganz neue Erfahrung für Jordan Powell, das könnte ihm guttun. Und dir auch, Ivy.“
Der Kommentar der Freundin brachte Ivy zum Lachen. „‚Wäre‘ ist hier definitiv der richtige Ausdruck. Ich kenne doch seine Biografie.“
„Eben! Gefahr erkannt, Gefahr gebannt. Er kann dir nicht das Herz brechen, weil du von vornherein weißt, dass er schon bald weiterziehen wird. Ivy, seit drei Jahren hast du keinen Urlaub mehr gemacht und fast genauso lange keine Beziehung mit einem Mann gehabt. Du vergeudest deine besten Jahre mit Arbeit. Wenn du nicht bald wieder einmal ein bisschen Spaß hast, vergisst du noch, wie das geht. Jede Wette, dass Jordan Powell genau der Richtige dafür ist. Nein, für großartigen Spaß … und großartigen Sex. Nur für eine Weile dem Trott entfliehen, mal was anderes, eine Abwechslung, um die Dinge aus einer neuen Perspektive zu sehen … Das ist die Sache wert, auch wenn es nur ein kurzes Intermezzo ist.“
„Tagträumerei, Heather. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Jordan Powell ausgerechnet auf mich aufmerksam wird, selbst wenn er allein in der Galerie erscheinen sollte.“ Ivy zuckte mit den Schultern. „Und was das andere angeht … Jetzt, da sich hier auf dem Rosenhof alles wieder eingespielt hat, habe ich schon an einen Urlaub gedacht. Gerade gestern habe ich mir den Reiseteil der Sonntagszeitung angesehen und …“
„Ha, das ist es!“ Heather sprang auf. „Hast du die Zeitung noch?“
„Im Papierkorb.“
„Ich hab nämlich genau das Richtige für dich. Warte.“ Heather eilte zum Papierkorb, zog die Zeitung heraus und glättete sie auf Ivys Schreibtisch, um dann bis zum Modeteil zu blättern.
„Ich sprach von Urlaub, nicht von Mode …“
„Hier, das ist es.“ Heather tippte mit dem Finger auf das Bild eines Models in schwarzem Paillettenbolero, knappem pinkfarbenen Minirock und schwarzen Stilettos. „Wenn du das zur Ausstellungseröffnung deiner Mutter trägst, haust du sie alle von den Socken.“
„Garantiert! Pink zu karottenrotem Haar? Du bist nicht bei Trost, Heather.“
„Den Rock gibt es bestimmt auch in anderen Farben. Grün – das passt dann zu deinen Augen. Oh Ivy, du sähst einfach toll darin aus. Du bist groß, schlank und kannst so etwas tragen.“ Heather legte wieder den Finger auf das Bild. „Siehst du die langen
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