Julia Extra Band 0347
um den hinzugekommenen Passagier.
„Ist alles in Ordnung mit Ihnen, Miss Anderson?“
Georgie nickte nur stumm, und die Stewardess räumte den unangerührten Teller wieder ab.
Sie hatte doch alles versucht, um sicherzustellen, dass er nicht zur gleichen Zeit wie sie da sein würde, hatte ihre Schwester so unauffällig wie möglich nach seinen Plänen ausgefragt. Im Nachtklub hatte er auch keine Andeutung gemacht, dass er …
Nun, sie auch nicht.
Vielleicht gab es einen Notfall. Schließlich war sein Vater erst kürzlich operiert worden. Warum sonst sollte er in diesem Aufzug ein Flugzeug besteigen? Oder vielleicht reisten die Reichen ja so – aus dem Sattel direkt ins Flugzeug. Allerdings … wer tat sich einen derart langen Flug in Reitstiefeln an?
Später, als sie aufstand, um zur Toilette zu gehen, kam der Steward gerade kopfschüttelnd aus der Suite mit einem voll beladenen Tablett. Georgie erhaschte einen Blick auf Ibrahim, bevor der Mann die Tür wieder hinter sich ins Schloss zog. Ibrahim lag ausgebreitet auf dem Bett, die Stiefel achtlos auf den Boden geworfen, und schlief tief und fest.
So flüchtig der Blick auch gewesen war, das Bild ging Georgie während des gesamten Fluges nicht aus dem Kopf.
Selbst im Schlaf sah er nicht entspannt aus, sondern rastlos und gehetzt. Allerdings war es noch beunruhigender, dass Georgie unbedingt wissen wollte, was ihn so beschäftigte.
„Wünschen Sie noch etwas? Kann ich Ihnen etwas bringen?“, fragte die Stewardess mehrere Male während des Fluges, und jedes Mal musste Georgie sich auf die Zunge beißen, um ihre Gedanken nicht über die Lippen schlüpfen zu lassen: ‚Ihn. Bringen Sie mich zu ihm.‘ So schüttelte sie jedes Mal nur den Kopf und versuchte sich zurechtzulegen, was sie sagen würde, wenn sie und Ibrahim aufeinandertrafen.
Irgendwann schlief sie ein, doch es war kein erholsamer Schlaf. Sie träumte wirre Dinge – von Ibrahim.
„Miss Anderson, möchten Sie noch frühstücken, bevor wir landen?“
Die freundliche Stewardess weckte sie auf, und dieses Mal nickte Georgie. Das schlechte Gewissen wollte sich melden, doch sie unterdrückte es. Auch nach der Hochzeit hatte sie den eigenen Namen behalten, sich aber mit „Mrs“ ansprechen lassen. Da Felicity nichts von der kurzen Ehe wusste, hatte sie natürlich „Miss“ für das Ticket angegeben.
Während das Flugzeug zur Landung ansetzte, schaute Georgie nach unten auf das glitzernde Meer, und dann kam Zaraq in Sicht – die endlose goldene Wüste, sandfarbene Dörfer und schließlich die modernen Wolkenkratzer von Zaraqua, der Hauptstadt. Für die nächsten beiden Wochen würde Georgie in dem großen Palast mit der hohen Kuppel wohnen, doch daran wollte sie jetzt nicht denken. Stattdessen bewunderte sie die künstlich angelegten Seen und die Hängebrücken. Das war besser, als sich auszumalen, wie die Begegnung mit Ibrahim ablaufen würde, wenn sie aus dem Flugzeug stiegen.
Er stieg nicht aus.
Georgie fragte sich sogar, ob sie sich vielleicht nur eingebildet hatte, dass er an Bord gekommen war, denn während des gesamten Fluges hatte sie ihn nicht gesehen.
„Georgie!“
Mit Begeisterung wurde sie von ihrer Schwester in der VIP-Lounge in Empfang genommen. Felicity sah großartig aus in dem hellen Leinenhosenanzug. Sie strahlte regelrecht vor Glück und Gesundheit, und die kleine Azizah bezauberte Georgie sofort. Einige Monate alt, war das Baby die hinreißende Kombination aus der blonden Mutter und dem Vater mit den schwarzen Augen. Azizah war erst wenige Wochen alt gewesen, als Karim und Felicity mit ihr für einen Besuch nach London gekommen waren, jetzt jedoch war das Mädchen bereits eine richtige kleine Person. Georgie verliebte sich innerhalb von Sekunden.
„Sie ist absolut hinreißend.“ Georgie hielt das Baby auf dem Arm. „Ich kann’s gar nicht erwarten, mehr Zeit mit ihr zu verbringen. Wo ist Karim?“
„Er ist auch hier. Die Fluglinie hatte uns angerufen. Ibrahim ist wohl mit derselben Maschine geflogen. Karim holt ihn ab.“
„Dachte ich mir doch, dass ich ihn gesehen habe“, meinte Georgie vorsichtig. „Auch wenn er mich nicht bemerkt hat. Ist alles in Ordnung?“
„Ja, sicher. Wieso fragst du?“, wollte Felicity wissen.
„Ich dachte, es gäbe vielleicht einen Notfall. Er wirkte irgendwie …“ Sie sprach den Satz nicht zu Ende. Ihre Schwester konnte sich ja gleich eine eigene Meinung bilden.
„Gut möglich, dass Karim gleich wieder losfährt, sobald wir
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