Julia Extra Band 0347
Café und all die lieb gewordenen Erinnerungen waren alles, was Grace jetzt noch blieb, und sie würde es nicht zulassen, dass ein großes Unternehmen all das einfach schluckte.
„Wir werden eine Lösung finden“, erklärte sie. „Ich werde eine neue spektakuläre Torte kreieren, die alle ausprobieren wollen.“
Caz tätschelte ihr anerkennend den Arm. „So wunderbar deine Torten auch sind, Liebes, ich glaube nicht, dass sie mit den Preisen von Java Express konkurrieren können.“ Sie schüttelte den Kopf. „Das Problem ist, dass die Leute alles immer billiger haben wollen.“
„Ich habe Ersparnisse. Zwar nur ein paar Tausend, aber trotzdem …“
Caz verschränkte die Arme über der Brust und schüttelte den Kopf. „Kommt nicht infrage. Das ist für deinen eigenen Laden gedacht.“
„Aber ich könnte doch Teilhaberin werden. Du hast es mir schon einmal angeboten.“
Caz bekam gläserne Augen. „Danke, Grace, nein. Wir wissen beide, dass es wenig Chancen gibt, das Café zu retten, und du brauchst das Geld vielleicht für Daisys Ausbildung. Ich kann nicht von dir verlangen, dir dein eigenes Grab zu schaufeln.“
„Ich möchte es aber versuchen. Du weißt, wie viel mir dieser Ort bedeutet.“
„Sorry, Grace. Das kann ich nicht zulassen.“
Grace schenkte Caz ein betrübtes Lächeln. „Ich werde dich schon noch dazu bringen.“
Caz schmunzelte. „Ich weiß, dass du dazu in der Lage bist. Aber vergiss nicht, ich habe zwanzig Jahre Vorsprung in Sachen Starrköpfigkeit.“
Grace wollte gerade kontern, als die altmodische Türglocke einen Gast ankündigte.
„Oh mein Gott!“ Grace schlug die Hände vor den Mund.
Im Eingang stand ein Bote mit dem größten Blumenstrauß, den sie je gesehen hatte.
„Grace Marlowe?“, murmelte der Junge hinter dem Grün.
„Dort drüben.“ Caz zeigte auf einen der freien Tische.
Grace konnte ihre Augen nicht von dem üppigen Strauß abwenden, während sie die Empfangsbestätigung unterschrieb. Es waren nicht die üblichen Lilien oder Rosen, sondern lange, majestätisch wirkende Blüten, umrahmt von Blättern und Gräsern. Blumen, die sie noch nie in ihrem Leben gesehen hatte. Und sie dufteten …
„Da hat jemand offensichtlich einen sehr schönen Abend gehabt“, bemerkte Caz. „Na los, wirf schon einen Blick auf die Karte.“
Es war lange her, dass jemand Grace Blumen geschenkt hatte. Rob hatte ihr damals einen Strauß Rosen von der Tankstelle überreicht, als er um ihre Hand angehalten hatte. Eine von ihnen hatte bereits den Kopf hängen lassen, doch für sie war es in dem Augenblick der schönste Strauß gewesen, den sie je gesehen hatte. Natürlich verblasste er neben Noahs Bouquet. Warum hatte er nicht einfach nur Lilien schicken können?
Mit finsterer Miene suchte sie nach der Karte zwischen all den Blättern und Gräsern.
Für Grace,
danke für einen unvergesslichen Abend.
Noah.
Grace stieß einen tiefen Seufzer aus und wehrte sich gegen dieses warme Gefühl, das sie durchflutete. Wie konnte sie in den nächsten zwei Wochen diesen Kuss vergessen? So lange würden diese Blumen bestimmt mit ihrem Duft alle Details in Erinnerung bringen. Kein Zweifel, sie stammten aus einem der teuersten Läden der Stadt und würden lange halten.
Grace nahm das Bouquet und ging zu Caz hinüber. „Hier, nimm du sie“, erklärte sie und lud die Blumen auf dem Tresen ab.
Caz schüttelte den Kopf und verschränkte die Arme noch fester.
„Na los, der Strauß ist viel zu groß für meine kleine Wohnung. Nimm du sie fürs Café.“
Caz zog schweigend die Brauen hoch.
„Du bist unmöglich“, beschwerte sich Grace und stürzte davon, um eine Schere und eine Vase zu holen. Dann wuchtete sie den Riesenstrauß auf einen der größeren Tische, entfernte das Zellophan und schnitt die Stiele an.
„Wehe, wenn du die Narzissen aus meinen Krügen entfernst. Das ziehe ich dir vom Lohn ab.“
Grace drehte sich zu Caz um. „Das würdest du nicht wagen.“
„Es wird höchste Zeit, dass du dir von einem Mann Blumen schenken lässt. Es tut mir leid, dass du sie jetzt am Hals hast.“
Doch Grace hatte schon eine Idee, wie sie den Strauß loswerden würde.
Der Computer gab einen Pington von sich. Noah sah von seinem sonntäglichen Kreuzworträtsel auf und überflog die neu eingegangenen E-Mails.
Schuldbewusst erblickte er eine Nachricht von seiner Mutter, die ihn nächsten Sonntag zum Lunch einlud. Es war schon eine Weile her, dass er zu ihr an die Küste gefahren war.
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