Julia Extra Band 0347
so gut aussah.
Sie holte tief Luft, bevor sie ihm schließlich den Espresso brachte. Er hatte sich in einem etwas heruntergekommenen geblümten Sessel niedergelassen und wirkte trotz seiner Eleganz in dem skurrilen Ambiente wie zu Hause.
„Bitte.“ Sie stellte die Tasse auf den Tisch und ließ sich in den benachbarten Sessel fallen.
„Was mich anbetrifft, wäre es also geklärt“, stellte er fest und umfasste mit den schlanken Händen die kleine Tasse. „Also, Grace Marlowe, was willst du?“
Grace hatte keine Ahnung.
Doch sie wusste, was sie nicht wollte. Sie wollte nicht hier sitzen und auf sein Handgelenk und die muskulösen Unterarme starren. Wie konnten die Handgelenke eines Mannes nur so anziehend sein? Allein der Blick darauf löste ein Kribbeln in ihr aus.
Was wollte sie?
Es wäre besser, sich schlicht auf ihre kulinarischen Bedürfnisse zu konzentrieren, um diesem unbehaglichen Schweigen zu entkommen. Sie schielte zu Noah hinüber, der sich im Gegensatz zu ihr richtig wohlzufühlen schien. Er hatte die Torte zur Hälfte gegessen und nahm einen Schluck Kaffee. Wenn ihr doch auch nur eine solche Gelassenheit möglich wäre!
Ein Croissant wäre jetzt nicht schlecht.
Etwas Einfaches, um ihren Magen zu beruhigen. Sie wollte gerade aufstehen, als ein Teller mit einem Pain au Chocolat vor ihrer Nase auftauchte.
„Ich dachte, das würde dir jetzt guttun“, bemerkte Caz und stellte eine große Tasse schwarzen Kaffee dazu, bevor sie mit unschuldiger Miene wieder davonschlenderte. Aber Grace hatte sie durchschaut.
Was Grace in Wirklichkeit gewollt hatte, war, ein paar Minuten von Noah Abstand zu bekommen, damit sich ihre Pulsfrequenz wieder normalisieren konnte.
„Grace? Was willst du?“, fragte er leise.
Grace zerbrach das Gebäck und pulte ein Stück dunkle Schokolade heraus. „Das hier ist okay.“
Noah verzog keine Miene, doch sie sah ein verschmitztes Funkeln in seinen Augen. „Ich meine nicht zum Frühstück. Was willst du im Leben?“
„Ist das nicht eine etwas zu tief greifende Frage für einen Sonntagmorgen?“
Er schüttelte den Kopf und schob sich ein weiteres Stück Torte in den Mund. „Ich finde, es ist die perfekte Sonntagmorgenfrage.“ Sie beobachtete, wie er den Kuchen aß und sah zwangsläufig auf seine Hände und seinen Mund. Er hatte sehr schöne Lippen. Und sie wusste, wie wunderbar sie sich anfühlten!
Schnell schob sie den Gedanken beiseite. Es konnte nicht sein, dass sie solche Gefühle ein zweites Mal entwickelte. Dieser Teil ihrer Seele gehörte noch immer Rob.
„Okay. Dann erzähl mir was von deiner Tochter.“
Das war nicht schwierig. „Sie ist ein Jahr auf Tour, bevor sie mit dem Studium beginnt. Wahrscheinlich verspeist sie in diesem Moment in Paris dasselbe zum Frühstück wie ich hier.“
Grace starrte auf ihr Pain au Chocolat und wünschte, es hätte magische Kräfte und würde sie auf der Stelle in die Stadt mit den besten Patisserien der Welt befördern.
„Ich würde auch gern in Paris sein“, flüsterte sie verträumt und vergaß einen Moment Noahs Anwesenheit.
„Nun, das ist eine Antwort. Grace möchte reisen.“
„Wie bitte?“ Sie blickte auf und bemerkte, dass er sich ein wenig vorgebeugt hatte. Was machte er? Stellte er eine Liste zusammen?
„Dein Nest ist leer, und jetzt möchtest du die Welt sehen, nicht wahr?“
Sie nickte. „Das wäre schön, aber ich muss mich wohl mit dem Träumen begnügen. Ich kann es mir nicht leisten, nur aus Spaß hier und da hinzufliegen.“
Ihr Blick fiel auf die unauffällige Eleganz von Noahs Mantel. Alles an diesem Mann zeugte von Wohlstand. Er musste sich keine Gedanken über Universitätsgebühren oder Ersparnisse für einen eigenen kleinen Laden machen.
„Dieser Kuchen schmeckt fantastisch“, erklärte er, bevor er das letzte Stück auf die Gabel schob.
„Wer beliefert dich?“
„Ich. Ich meine … ich habe ihn gebacken.“
Das erste Mal seit ihrer Begegnung vor 24 Stunden sah sie Überraschung in Noahs Gesicht. „Wirklich?“
Sie nickte, und ihre Wangen glühten noch mehr.
„Du hast wirklich Talent. Wo hast du gelernt, so köstliche Dinge herzustellen?“
Wenn ein Mann wie Noah, der ein Kenner auf vielen Gebieten zu sein schien, so etwas sagte, musste es etwas bedeuten.
„Ich hatte am Westminster College gerade einen Catering-Kurs beendet, als Daisy geboren wurde“, erklärte sie und sah auf das Muster der Kuchenkrümel auf Noahs Teller. „Ich wollte damals gerne Konditorin
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