Julia Extra Band 0347
großen Schritten bei ihr. Die Hände neben ihrem Kopf an die Scheibe gedrückt, beugte er sich zu ihr hinunter. Ihre Lippen öffneten sich, während sie sich seufzend gegen das Glas lehnte.
Und dann küsste er Grace, so wie er es schon den ganzen Abend lang gewollt hatte.
3. KAPITEL
Grace zitterten die Knie, und sie hielt sich an Noahs Reverskragen fest. Seit Ewigkeiten war sie nicht mehr geküsst worden und hatte schon vergessen gehabt, wie schön es sein konnte. Jeder Teil ihres Körpers schien dahinzuschmelzen, dabei benutzte er noch nicht einmal seine Hände, da er sich immer noch an der Fensterscheibe abstützte. Es war lediglich das Spiel seiner Lippen, das ein solches Gefühl in ihr auslöste.
Noch nie war sie auf diese Art geküsst worden.
Robs Küsse waren auf andere Weise aufregend gewesen, voll jugendlicher Ungeduld und drängendem Verlangen. Doch hatte sie beim Küssen nie diese umwerfende Geschicklichkeit erfahren wie in diesem Augenblick.
Sie schlang die Arme um Noahs Hals und zog ihn fester an sich.
Als er schließlich sanft ihren Nacken und ihre Wangen streichelte, konnte sie keinen klaren Gedanken mehr fassen.
Als er sich endlich von ihr löste und sie ansah, zitterte sie am ganzen Leib.
Das war ganz und gar nicht das, was sie von ihrem ersten Date erwartet hatte.
„Grace?“
Selbst sein Flüstern war sexy. Sie hoffte, dass sie aufhören würde zu zittern.
„Ich würde dich wirklich gern wiedersehen.“
Ihr Körper hätte am liebsten ja geschrien, ihn zurück ins Café gezogen und zu einem der Sofas gezerrt. Doch ihre Vernunft siegte. Sie war nicht der Typ für One-Night-Stands. Sie glaubte an Liebe, an Seelenverwandtschaft. Dates übers Internet waren nichts für sie.
Sie wand sich aus seinen Armen und zog sich hinter die halb offene Tür zurück. „Es tut mir leid, Noah. Ich glaube, das ist keine gute Idee.“ Eilig schloss sie die Tür, schob den Riegel vor und verschwand, ohne sich umzudrehen, im Halbdunkel des Cafés.
Noah starrte ihr nach, bevor Sekunden später das Licht im Café erlosch und er nur noch sein eigenes Spiegelbild im dunklen Fenster sah.
Er war wie benommen. Die einzige Frau, die ihn interessierte, hatte ihm gerade eine Abfuhr erteilt. Er konnte sich nicht erinnern, wann ihm so etwas zuletzt passiert war und musste plötzlich lachen über die Ironie, die darin lag.
Wenigstens hatte er das Geheimnis weiblicher Zurückweisung entdeckt. Man musste einfach nur ehrliches Interesse zeigen.
Grace öffnete die Tür zu ihrem Apartment, legte den Mantel ab und betrachtete sich im Spiegel. Wem wollte sie eigentlich etwas vormachen? Daisys Kleid mit den passenden Schuhen wirkte wie eine Verkleidung.
Schnell streifte sie die Sachen ab und zog sich im Schlafzimmer ihren gestreiften Pyjama an. Aber an Schlaf war jetzt nicht zu denken.
Sie schnappte sich Daisys Laptop und ließ sich damit auf dem Sofa im Wohnzimmer nieder. Sobald er hochgefahren war, loggte sie sich bei Blinddatebrides.com ein.
Grace klickte auf die Chatroom-Seite, wo sie Kangagirl und Sanfrandani zuvor getroffen hatte, doch keiner der Namen war online. Sie schüttelte enttäuscht den Kopf. In Australien war jetzt Mittag, und sie hatte keine Ahnung, wie spät es in Kalifornien war.
Sie wollte gerade das Gerät ausschalten, als ein Beepen erklang und sich ein Fenster öffnete.
Kangagirl lädt dich zu einem Privatgespräch ein. Drücke OK, um die Einladung anzunehmen.
Grace zögerte nicht lange, woraufhin sich ein weiteres Fenster öffnete.
Kangagirl: Du bist also zurück. Na los, erzähl, wie es war. Wir sind neugierig!
Englishcrumpet: Wir?
Sanfrandani: Ich bin auch da!
Englishcrumpet: Okay.
Sanfrandani: Ja, schlüpfrige Details, bitte!
Es gab keine schlüpfrigen Details, lediglich einen Kuss.
Englishcrumpet: Wir haben zusammen gegessen und Espresso getrunken. Dann ist er nach Hause gegangen.
Sanfrandani: Wirst du ihn wiedersehen?
Englishcrumpet: Ich glaube nicht.
Kangagirl: Hat er nicht gefragt?
Englishcrumpet: Er hat gefragt, aber ich habe Nein gesagt.
Kangagirl: Wie war er?
Sanfrandani: Eine fette Nullnummer?
Grace schüttelte den Kopf. Das wäre so viel einfacher gewesen. Nein, sie hatte mit einem charmanten, kultivierten Mann, der traumhaft küssen konnte, in einem wunderschönen Restaurant zu Abend gegessen und war am Ende davongelaufen. Wie sollte sie das erklären?
Englishcrumpet: Ich glaube, wir haben nicht zusammengepasst. Er war zu …
Kangagirl: Langweilig?
Sanfrandani:
Weitere Kostenlose Bücher