Julia Extra Band 0347
hast. Na ja, er hat mich gefragt, ob ich ihn heiraten will.“
Graces Herz schlug jetzt so schnell, dass sie glaubte, es würde zerspringen.
„Daisy? Bist du noch dran?“
Schweigen.
„Ja, ich bin noch da. Du bist verdammt schnell, Mum.“
„Es ist eine lange Geschichte.“
Grace klärte sie auf, was in den letzten Wochen passiert war.
„Es ist mir egal, wer er ist. Obwohl ich seine Bücher kenne und sagen muss, dass sie wirklich gut sind … Aber viel entscheidender ist, ob du ihn liebst.“
Noch nicht, aber fast …, lag es Grace auf den Lippen.
„Nicht so wie deinen Vater. Ich bin älter geworden und suche nach etwas anderem.“
„Glaubst du, dass du mit ihm glücklich werden kannst?“
Grace schloss die Augen und versuchte sich die Zukunft mit Noah vorzustellen.
„Ja. Ja, ich glaube, das kann ich.“
„Dann solltest du es versuchen, Mum.“
Noah hatte darauf bestanden, Daisys Heimflug aus Griechenland zu bezahlen. Wenige Tage vor der Hochzeit standen Mutter und Tochter jetzt lachend in Graces Wohnung, um Dinge auszusortieren oder Wohltätigkeitsorganisationen zu übergeben. Es war wie ein Abschied von einem alten Leben. Schön und traurig zugleich.
„Mum?“ Daisy blickte von einer der Kisten zu Grace hoch.
„Ja, Liebling?“
„Ich habe auch Neuigkeiten für dich.“
Grace packte sie an den Schultern.
„Lieber Gott, Daisy! Bitte sag mir nicht, dass du schwanger bist und heiraten willst!“
Daisy verdrehte die Augen. „Mum! Werde bloß nicht so melodramatisch! Es ist nichts dergleichen. Es ist etwas Wichtiges, aber nichts Schlimmes, glaube ich.“
Graces Herz schlug ihr bis zum Hals. „Dann spuck es aus, bevor deine arme Mutter einen Herzanfall bekommt.“
Daisy sah betreten zu Boden. „Auf meinen Reisen habe ich viel nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich nicht mehr Geschichte in Durham studieren will.“
Sie hob den Kopf und blickte Grace ernst an. „Es tut mir leid, Mum, aber mir fehlt einfach die Leidenschaft dafür.“
„Und was ist deine Leidenschaft?“, erkundigte sich Grace sanft.
„Ich habe das Café vermisst, die Gerüche und die Atmosphäre. Ich möchte kochen lernen und schöne Dinge herstellen, die andere glücklich machen. Selbst wenn es nur ein Essen oder eine Torte ist.“ Sie sah Grace erwartungsvoll an. „Ich möchte auch eine Catering-Ausbildung machen. So, wie du damals.“
Gerührt nahm Grace sie in die Arme.
„Wenn das dein Wunsch ist, bin ich einverstanden. Vielleicht eröffnen wir ja eines Tages unsere eigene Patisserie.“
Daisy strahlte ihre Mutter an. „Ich habe gehofft, dass du das sagen würdest.“
„Nennen wir es einen Plan“, erwiderte Grace schmunzelnd.
Es war herrlich. Vielleicht würden sich Noahs Zukunftsvisionen leichter realisieren lassen als erwartet. Das erste Mal seit Wochen sah Grace einen kleinen Hoffnungsschimmer am Horizont.
Am Abend vor der Hochzeit packte Grace die restlichen Sachen zusammen. Als Letztes hielt sie das Foto von Rob und Daisy in der Hand, das sie all die Jahre über begleitet hatte. Sie konnte es nicht über sich bringen, das Bild in eine der Kisten zu verstauen und starrte es minutenlang an. Daisy gesellte sich zu ihr.
„Es ist okay“, flüsterte sie ihrer Mutter ins Ohr.
Grace sah in Robs lächelnde Augen, die keine Spur von Wut oder Eifersucht ausdrückten. Sie wusste, dass Daisy recht hatte. Doch ein Teil von ihr sehnte sich nach dem, was sie mit Rob geteilt hatte. Eine wundervolle Mischung aus Freundschaft und Leidenschaft, Vollkommenheit und Freiheit. Es war, als ob sie sich nun von der Hoffnung, diese Dinge wiederzuerleben verabschieden musste.
Daisy nahm ihr das Foto aus der Hand und legte es in die Kiste. „Es wird alles gut, Mum, das verspreche ich dir. Noah ist der Richtige für dich. Außerdem habe ich ihm gesagt, dass ich ein paar starke Sizilianer kenne, die sich um ihn ‚kümmern‘ würden, wenn er dich jemals verletzen sollte.“
Grace brach in Gelächter aus und nahm ihre Tochter in die Arme. „Ich liebe dich, Daisy. Du wirst mir fehlen, wenn du wieder bei deinen Freunden in Griechenland bist.“
„Aber jetzt bin ich ja hier, und alles ist gut.“
„Ja, das stimmt“, räumte Grace ein und verschloss die letzte Kiste.
Die Hochzeit fand im kleinen Kreis im nahe gelegenen Gemeindehaus statt. Niemand schien die Blässe im Gesicht der Braut zu bemerken, als sie die Hand des Bräutigams nahm und ihr Eheversprechen gab.
Es konnte keiner wissen, dass Grace in
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