Julia Extra Band 0347
Kopf beugte.
„Bal-smin …“ Er sog die Luft, die zwischen ihnen wirbelte, ein, und Georgie fragte sich, ob er sie küssen würde.
„Bei uns nennt man es Melisse …“, hauchte sie noch atemlos, dann aber konnte sie nicht mehr sprechen, weil sie seinen warmen Atem an ihrem Hals spürte.
Oh, wie sehr sie sich wünschte, er würde sie küssen! So sehr, dass sie meinte, seinen Geschmack auf den Lippen bereits schmecken zu können. Doch er beugte sich nur noch ein wenig weiter vor und atmete genießerisch den Geruch ein, ohne sie zu berühren. Quälte sie mit seiner Nähe und machte sie so schwach, dass ihre Knie nachgeben wollten. Ja, er nahm zu Recht an, dass sie ihm erlauben würde, sie zu küssen, sie zu berühren. Er könnte sie direkt hier auf dem Balkon verführen … Und das wiederum war ein sehr guter Grund, ihm jetzt eine gute Nacht zu wünschen!
„Ich muss gehen“, stieß sie hervor.
„Dann geh besser sofort“, warnte er.
Es war eine kluge Warnung. Auf dem Weg zurück zu ihrem Zimmer musste Georgie sich zwingen, sich nicht noch einmal zu Ibrahim umzudrehen. Doch auch die Abgeschiedenheit des eigenen Raumes bot ihr keine wahre Zuflucht.
Sie zog sich aus und schlüpfte nackt zwischen die kühlen Laken. Zwischen ihr und Ibrahim lag nur eine Tür. Sollte er ihr nachkommen … Schon jetzt wusste sie, wie ihre Antwort ausfallen würde.
Er kam ihr nicht nach.
Aber er hatte Flammen in ihr entfacht, und sie brannte, wie sie schon einmal gebrannt hatte. Vielleicht hatte er ja genau das beabsichtigt. Vielleicht wollte er sie dazu bringen, ihn anzuflehen – nur, damit er ablehnen konnte.
Dem Himmel sei Dank für das Babyfon. Es war wie ein elektronischer Keuschheitsgürtel, der die ganze Nacht blinkte und leise Laute übermittelte. Anstatt sich davon gestört zu fühlen, war Georgie dankbar.
Sonst wäre sie vielleicht aufgestanden und durch den Palast geschlichen, um seine Suite zu finden.
6. KAPITEL
„Du wolltest mich sprechen.“
Ibrahim betrat das prunkvolle Arbeitszimmer seines Vaters um zehn Minuten vor acht. Die Rüge des Vaters gestern hatte ihn verärgert, und auch wenn er der Unterhaltung alles andere als begeistert entgegensah … Unangenehmes brachte er lieber schnell hinter sich.
Er würde seine Meinung sagen und dann wieder gehen.
„Setz dich.“ Der König klang eher erschöpft als streng. Was dann als Nächstes folgte, überrumpelte Ibrahim. Es war der Vater, der ihn ansah, nicht der Herrscher. „Du hattest recht.“
„Ich habe immer recht.“ Ibrahim lächelte. Er war der Einzige von den Söhnen, der es manchmal wagte, den Vater ein wenig aufzuziehen – und damit auch durchkam. „Darf ich fragen, womit?“
„Ich hätte deine Mutter informieren sollen. Sie hat Besseres verdient, als es durch die Nachrichten zu erfahren. Oder vom Sekretär. Oder von ihrem Sohn.“
Sie hat Besseres verdient. Punkt. Das war es, was Ibrahim sagen wollte, doch er wusste, wann er sein Glück besser nicht herausforderte.
„Als ich heute Morgen anrief, weigerte sie sich, ans Telefon zu kommen. Daher werde ich hinüberfliegen, um meine Entschuldigung persönlich zu überbringen.“
„Jetzt?“ Eigentlich undenkbar. Es war Zaraqs großer Tag, überall in den Straßen wurde gefeiert. Und der König wollte das Land verlassen?
„Ich werde vorher noch in die Klinik fahren, und bevor der Junge entlassen wird, bin ich wieder zurück. Niemand muss es erfahren, und falls es doch irgendwie öffentlich werden sollte …“ Der König zuckte die Achseln. „Ich besuche meine Frau, um ihr die frohe Nachricht zu überbringen.“ Er musterte seinen Sohn, den jüngsten und kompliziertesten. Der von seinen Söhnen, aus dem er am wenigsten schlau wurde. „Du siehst nicht zufrieden aus.“
„Sollte ich das sein?“
„Seit meiner Krankheit fliege ich öfter nach London. Deine Brüder freuen sich darüber, dass deine Mutter und ich wieder Kontakt haben. Du nicht?“
„Nein.“ Ibrahim war immer ehrlich, auch wenn er sich damit ins eigene Fleisch schnitt. „Mir gefällt es nicht, dass meine Mutter auf eine Mätresse reduziert wird.“
„Ibrahim!“ Das Donnern müsste Azizah geweckt haben, aber Ibrahim zuckte nicht einmal mit der Wimper. „Ich erlaube nicht, dass du so über sie redest!“
„Das ist es, was du aus ihr machst“, konterte Ibrahim. „Jahrelang hast du sie ignoriert.“
„Ich habe sie unterstützt und ihren Lebensunterhalt gesichert.“
„Und jetzt überhäufst du sie mit
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