Julia Extra Band 0347
drehte. „Mein Vater fragte, wann ich wieder in die Wüste rausfahre, und ich habe geantwortet, dass ich morgen aufbreche.“
Georgie entspannte sich immer mehr, sodass sie nicht einmal sofort bemerkte, dass Felicity zurückkam.
„Tut mir wirklich leid, Georgie, dass es so lange gedauert hat.“
„Kein Problem, ehrlich nicht. Ibrahim hat sich wunderbar um mich gekümmert.“ Georgie sah, wie ihre Schwester die Lippen zusammenpresste und ihrem Schwager einen kurzen Blick zuwarf. „Was ist?“
„Nichts“, lautete Felicitys Antwort, doch sie war offensichtlich beunruhigt.
Ibrahim hatte den Stuhl für Felicity frei gemacht und sich auf die andere Tischseite gesetzt. Sein Benehmen gab nicht den geringsten Anlass zu Kritik. Er unterhielt sich mit den Gästen und führte Georgie mit Erklärungen durch das Menü und den Abend, wenn Felicity mit den anderen im Gespräch war.
Beim Dessert – mahalabia, Rosenpudding –, wie Ibrahim ihr über den Tisch gelehnt erklärte, merkte Georgie wieder, wie ihre Schwester sich verspannte. Es irritierte sie. Sicher, Felicity konnte nichts dafür, aber den ganzen Tag hatte sie die Schwester sich selbst überlassen, und Georgie wollte gar nicht daran denken, wie es ihr ergangen wäre, hätte Ibrahim sich nicht ihrer angenommen.
Felicity schien verstimmt, dass die beiden so gut miteinander auskamen. Einmal stieß sie Georgie sogar mit dem Ellbogen an, als diese über etwas, das Ibrahim sagte, lachte.
„Was? Hab ich etwas falsch gemacht?“
„Ich rede später mit dir.“
Nun, Georgie hatte auch so Einiges zu sagen. Aber erst dann, wenn sie allein waren!
Der Kaffee wurde serviert, und damit ging der Abend zu Ende, so wie Ibrahim gesagt hatte. Man verabschiedete Dschamilas Familie. Hassan verkündete, dass er zur Klinik fahren würde, um die Nacht dort mit seiner Frau und seinem Sohn zu verbringen. Doch ganz zu Ende schien der Abend noch nicht zu sein, denn es wurde für die noch Anwesenden noch einmal Kaffee und Gebäck gereicht. Ausgerechnet in diese viel entspanntere Stimmung drang das schrille Klingeln von Ibrahims Handy.
„Entschuldigt.“ Er erhob sich, um den Raum zu verlassen. „Den Anruf muss ich annehmen.“
Über das Gesicht des Königs zogen düstere Gewitterwolken, und die Gespräche hielten sich nur noch gezwungen aufrecht, bis Ibrahim eine gute halbe Stunde später zurückkehrte.
„Was ist?“ Unbeeindruckt ließ er den Blick durch die Runde wandern.
„Wir unterhalten uns später“, stieß der König aus.
„Warum nicht jetzt?“
„Na gut. Du hast jeden an diesem Tisch gleich zweimal an einem Abend warten lassen.“
„Ich hätte gedacht, dass ihr auch ohne mich weitermacht.“
„Wir sitzen hier als Familie zusammen.“
„Aber nicht die ganze Familie, oder?“
Georgie hätte einen eigenen Fauxpas nicht zu fürchten brauchen … Ibrahims ganze Haltung war eine einzige Herausforderung.
„Ich würde gern die Geburt des künftigen Königs von Zaraq mit einem Glas Champagner feiern.“ Ibrahim winkte nach den Dienstboten, die unsicher zum König schauten und sich erst nach dessen grimmigem Nicken in Bewegung setzten.
Auf Felicitys Hochzeit war Champagner serviert worden, allerdings nur den ausländischen Gästen. Heute Abend war es ganz offensichtlich nicht geplant gewesen.
„Sonst noch jemand?“
Als sich seine schwarzen Augen herausfordernd auf Georgie richteten, schüttelte sie den Kopf. „Nein, danke.“ Und fast konnte sie den erleichterten Seufzer ihrer Schwester hören.
„Nicht die ganze Familie“, wiederholte er, als sein Champagner eingeschenkt wurde. Sein Blick ging erst zu seinem Bruder, dann zu seinem Vater. „Hat niemand daran gedacht, sie anzurufen? Ich schon. Deshalb war ich auch zu spät beim Dinner. Ich habe meine Mutter angerufen, um ihr mitzuteilen, dass sie heute Morgen ein weiteres Mal Großmutter geworden ist.“
„Ibrahim“, mischte Karim sich ein. „Nicht jetzt.“
„Wann dann? Wir sind doch eine Familie, oder? Wann reden Familien über Dinge, wenn nicht beim Dinner?“
„Heute wird gefeiert.“ In der Wange des Königs zuckte ein Muskel. „Ich werde meinen Sekretär beauftragen …“
„Derselbe Sekretär, der sie angerufen hat, als ihr Sohn gestorben ist?“, fiel Ibrahim seinem Vater verächtlich ins Wort. „Der, der sie angerufen hat, als Hassans und Dschamilas erstes Kind gleich nach der Geburt gestorben ist? Du weißt, dass ihr das das Herz gebrochen hat.“
„Damals hatte ich seit Jahren
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