Julia Extra Band 0347
Geschenken und gehst zu ihr, wann immer du Zeit erübrigen kannst.“ Mit den Händen ahmte Ibrahim die Bewegungen eines Puppenspielers nach. „Wenn du zu ihr fliegst, erwartest du natürlich, dass sie alles stehen und liegen lässt und nur für dich da ist. Bei Familienzusammenkünften kann sie allerdings nicht dabei sein. Wie würdest du eine solche Frau nennen?“
„Ich brauche deine Billigung nicht.“
„Umso besser. Denn die wirst du nie erhalten.“ Ibrahim stand auf.
„Setz dich wieder“, ordnete sein Vater an. „Du bist noch nicht entlassen. Ich habe mit dir zu reden.“
„Ich stehe lieber.“
„Dann werde ich auch stehen.“ Die Herausforderung hing drohend zwischen Vater und Sohn, keiner von beiden würde nachgeben. „Bisher habe ich dir gegenüber große Geduld gezeigt“, erklärte der König. „Doch diese Geduld ist jetzt erschöpft. Du wirst hier gebraucht.“
„Ich werde dort drüben gebraucht“, widersprach Ibrahim. „Oder bist du erst zufrieden, wenn sie ganz alleine ist? Ist ihre Strafe erst dann hart genug, wenn alle ihre Kinder hier in Zaraq sind?“
„Das hat nichts mit deiner Mutter zu tun, sondern hier geht es um deine Pflicht gegenüber Zaraq.“
Ibrahim weigerte sich, noch länger zuzuhören. Er ging zur Tür.
„Dein Platz ist hier. Du kannst wegrennen, aber die Wüste wird dich rufen. Ich weiß, dass sie dich schon jetzt ruft.“
Ibrahim drehte sich um und lachte seinem Vater ins Gesicht. „Ich kann die Wüste nicht ausstehen.“
„Du fürchtest sie“, sagte sein Vater provozierend. „Ich habe dich reiten sehen … nur bis zum Rand. Wenn du nicht auf ihren Ruf hören willst, dann wirst du auf mich hören. Ich werde eine Braut für dich suchen.“
„Ich treffe immer meine eigene Wahl.“
„Doch selten eine weise“, rief der König ihm noch nach.
Ibrahim war nur von einem Gedanken beherrscht: Er musste hier weg. Er würde abreisen, sobald sein Vater abgeflogen war. Er hatte nicht vor, mit seinem Vater im gleichen Flugzeug festzustecken. Er wollte nichts mit diesem Land und seinen Regeln zu tun haben, und ganz bestimmt wollte er keine Braut für sich ausgewählt bekommen.
Es war gut, dass er hergekommen war. Es hatte ihn daran erinnert, warum er es hier nicht aushielt.
Und dann sah er sie. Sie saß auf dem Sofa, das blonde Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, den Laptop auf den Knien und die Kreditkarte in der Hand. Sie wurde rot, als er in den Salon trat, ohne ihn überhaupt anzusehen.
Nein, auch heute Morgen beim Aufstehen hatte Ibrahim nicht anwesend sein müssen. Ihre Gedanken hatten ausgereicht, um Georgie das Blut in die Wangen zu treiben.
Hätte er es gewollt, hätte er sie gestern Abend gleich dort auf dem Balkon verführen können. Oder wenn er in ihr Zimmer gekommen wäre. Was für eine Babysitterin war sie nur?! Sie musste aus diesem Palast fort, musste ihren Kopf klären, bevor sich ihre Gedanken wieder allein um ihn drehten. Sie hatte damit gerechnet, dass das Gespräch mit seinem Vater länger dauern würde und sie bis dahin längst verschwunden wäre.
Ibrahim stellte sich direkt hinter sie. „Was machst du da?“
Die meisten Menschen würden einem nicht so unverfroren über die Schulter schauen. Er allerdings kannte solche Skrupel offensichtlich nicht. Georgie wagte es nicht, sich umzudrehen. „Ich buche eine Wüstentour.“
„Scroll weiter nach unten.“
„Bist du immer so …?“ Ihr fiel kein passendes Wort ein … Diktatorisch? Anmaßend? Als sie nicht schnell genug reagierte, schob er ihre Hand beiseite und rollte selbst den Text ab. In diesem Moment fiel es Georgie ein – aufdringlich!
„‚Erleben Sie die echte Wüste …‘“, las er vor, und jede Silbe triefte vor Spott. „Du wohnst im Palast, deine Schwester ist eine Prinzessin, und du buchst eine Touristentour?“
„Felicity ist beschäftigt.“ Georgie seufzte.
„Mit Dschamila?“
„Nein, Karim fährt heute wieder zu den Beduinen und möchte, dass Felicity ihn begleitet. Sie kommen erst spät zurück.“
„Bist du heute nicht als Babysitterin engagiert? Hat sie dich nicht gebeten, dich um Azizah zu kümmern?“
„Hat sie. Aber ich habe Nein gesagt. Da ich sehen konnte, dass sie die nächsten Tage beschäftigt ist, habe ich andere Pläne gemacht.“
„Böse Tante.“
„Im Gegenteil … liebe Tante.“ Georgie hatte darüber nachgedacht, dazu hatte sie ja viel Zeit gehabt, als sie Azizah in der Nacht das Fläschchen gegeben hatte. „Ich
Weitere Kostenlose Bücher