Julia Extra Band 0347
Sex, sondern um viel mehr.
Ibrahim jedoch gab alle Hoffnung auf Entspannung auf. Es würde ihn jede Unze Selbstbeherrschung kosten, nicht der natürlichen Reaktion seines Körpers nachzugeben. Er würde sich darauf konzentrieren müssen, an alles andere zu denken, nur nicht an die Frau, die neben ihm kniete und deren Hände gleich über seinen Körper fahren würden. Er wollte sich schon wieder umdrehen und ihr sagen, dass sie es vergessen sollte, doch da spürte er ihre Finger an seinem Fuß. Seidige, sanfte, warme Finger voller Öl …
Georgie fühlte seinen Widerstand, aber als sie über seine Fußsohle fuhr, konnte sie auch ein winziges Anzeichen seines Nachgebens bemerken. Sie war nicht sicher, ob sie dieses Vertrauen verdient hatte. Dann plötzlich, von einer Sekunde auf die andere, verflüchtigten sich alle Zweifel. Georgie wusste genau, was zu tun war. Ihr war, als hätte sich das Zeltdach aufgetan und die Sonne schiene direkt auf sie herab. Zusammen mit Ibrahim ergab sie sich der Heilung und ließ die Wüste ihre Hände führen.
Es war so viel mehr als Sex, so viel intimer. Nie zuvor war Ibrahim einem anderen Menschen so nah gewesen. Als Georgie mit der Massage zu Ende war, hob er die Lider und brachte sie mit seinem Blick dazu, weiterzumachen. Sie hörte die Musik, und jetzt sah sie den Mann vor sich. Es war nicht länger ihr Beruf, auch nicht ihre Berufung, die sie führten, sondern es war der Instinkt.
Es war die Frau, die ihr heute aus dem Spiegel entgegengeblickt hatte, die jetzt Öl auf seinen Bauch tropfen ließ und das Tuch zurückzog. Es waren die Finger dieser Frau, die ihn umfassten und streichelten, während sie ihm tief in die Augen schaute. Und Ibrahim tauchte ein in die blauen Augen und versank in ihnen, las dort Lust und Verlangen, bevor sein Blick zu dem blutroten Mund wanderte, der sich gleich um ihn legen würde … Wie sehr er es sich wünschte!
„Wir können hier nicht zusammen sein.“ Er entglitt ihren Fingern, und sie hörte den eigenen donnernden Herzschlag in ihren Ohren. Er, nur er, machte sie so kühn …
„Niemand braucht es zu erfahren.“ Ihre Lippen verzogen sich zu einem sinnlichen Lächeln. „Was in der Wüste passiert, weiß nur die Wüste.“
Ibrahim fasste an ihr Kinn, schob seine Finger in ihr Haar. Er wollte ihren Kopf herunterziehen, wollte nicht bis morgen warten, sondern alle Regeln brechen. Doch er war stärker als das … Oder war er zu schwach, um die Wüste zu besiegen?
„Arbeitest du immer so?“ Er sah, wie ihr das Blut in die Wangen schoss, und spürte das schmerzhafte Ziehen in seinen Lenden, als sie ihre Hände unverrichteter Dinge zurückzog.
„Natürlich nicht.“
„Geh zu Bett, Georgie.“ Er stand auf und zog sie auf die Füße, fühlte sich schuldig, weil er sie bewusst beschämte. „Denn vielleicht änderst du ja wieder in letzter Minute deine Meinung. Es ist besser, wenn du zu Bett gehst.“
8. KAPITEL
Es war die längste Nacht ihres Lebens.
Georgie lag in ihrem Bett, Scham und Lust brannten in ihr. Die Wasserkaraffe war schnell leer getrunken, zu gern würde Georgie zur Küche gehen und sie wieder auffüllen, doch sie wagte es nicht, sich zu rühren.
Sie hatte tatsächlich versucht, Ibrahim zu verführen. Vor Entsetzen kniff sie die Augen zusammen. Da hatte sie großspurig ihre Professionalität gepriesen, und dann … Sie konnte nicht fassen, was sie getan hatte. Zu was die Wüste sie angestiftet hatte!
Georgie. Sie konnte ihn rufen hören.
Georgie. Sie hörte seinen Ruf und stand auf.
Georgie. Es war seine Stimme, ganz sicher.
Auf bloßen Füßen tappte sie durch den Raum, schob den Vorhang beiseite und trat in den Gang. Da hörte sie das schrille Gelächter. Es war nur der Wind, der sie mit seinem Geheul narrte!
Sie rannte zurück zum Bett, rollte sich unter den Decken zusammen und fragte sich, ob sie allmählich dem Wahnsinn verfiel …
Ibrahim.
Auch er hörte den Ruf, aber er war darauf vorbereitet. Er wusste, was die Wüste einem Menschen vorgaukeln konnte. Das Heulen des Windes sank zu einer tiefen Frauenstimme und wehte verführerisch um sein Bett. Im Traum sah er ihr Gesicht. Als er aufschreckte, konnte er nicht mehr schlafen. Seine Hände, auf dem Weg zu einsamem Trost, hielten inne. Selbst diese Erlösung war ihm durch die Regeln der heutigen Nacht verwehrt, denn er würde dabei nur an sie denken.
Der Sonnenaufgang hätte die Atmosphäre entspannen sollen, doch das tat er nicht – weil es keinen gab. Noch
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