Julia Extra Band 0347
waschen. Allerdings hatte Georgie nicht vor, sich an der Gästegarderobe zu bedienen. Sie brauchte nichts von den Kleidungsstücken für unerwartete Gäste, und sie hatte auch keine Lust, sich herauszuputzen …
Obwohl … Die helle Caprihose, die in der Londoner Boutique so chic und elegant ausgesehen hatte, wirkte inzwischen völlig zerknittert und eher schmuddelig.
Zögernd ging Georgie die Roben durch – weite Kaftane, in denen sie ertrinken würde! Offensichtlich war Gelb die Lieblingsfarbe in Zaraq! Doch dann schaute sie genauer hin. Jedes Teil war mit Perlen und Stickereien verziert und ein wahres Kunstwerk. Natürlich gab es auch kleinere Größen. Wie zum Beispiel das dunkelrote lange Kleid mit der Leiste kleiner Glasperlen, die vom Kragen bis zum Saum verliefen. Es war das schönste Kleidungsstück, das sie je gesehen hatte.
Selig schloss Georgie die Augen, als sie sich das Kleid über den Kopf zog und die Seide kühl über ihre Haut floss. Als sie sich anschließend im Spiegel betrachtete, zog sich ihr Magen zusammen. Dort sah ihr eine Person entgegen, die nichts mehr mit dem unsicheren jungen Mädchen gemein hatte, sondern es war eine Frau, die sich ihrer selbst sicher fühlte.
Ihr gefiel, was sie im Spiegel sah, und sie würde dieses Bild gern noch verstärken. Ihr Blick fiel auf die Tiegel und Fläschchen, die bereitstanden. Sie nahm den Stopfen von einem Parfümflakon und atmete tief den exotischen Duft ein.
Ja, sie würde sich für ihn zurechtmachen. Sie würde ihre Nacht in der Wüste erleben.
Ibrahims Küchentalente beschränkten sich darauf, einen Tisch in seinem Lieblingsrestaurant zu bestellen. In London achtete seine Haushälterin darauf, dass der Kühlschrank immer aufgestockt war, und im Palast sorgte der Küchenchef für sein leibliches Wohl. Hier in der Wüste allerdings musste selbst ein Prinz allein zurechtkommen.
Heute Abend glücklicherweise jedoch nicht. Bedra war augenscheinlich beides – Ärztin und königliche Haushälterin. Als Ibrahim die Kühlschranktür aufzog, fand er angerichtete Platten und volle Schüsseln für ein königliches Festmahl. Er brauchte nichts weiter zu tun, als alles von der Küche in die Lounge zu tragen und auf den Tisch zu stellen. Er zündete noch einige Kerzen und Räucherstäbchen an, drehte leise Musik auf, um das Heulen des Windes auszublenden, und betrachtete für einen Moment zufrieden sein Werk. Dann ging er in sein Quartier, um sich frisch zu machen und umzuziehen.
Er rasierte sich sogar, was er in der Wüste eigentlich nicht für nötig gehalten hätte. Während er die Klinge über seine Haut führte, dachte er an Georgies sanfte Wangen, an ihre vollen Lippen … und ja, so liebend gern er es auch bestritten hätte, er machte sich für sie zurecht.
Für morgen, warnte er sich in Gedanken. Denn dieses Zelt hier war der Ort, an den man seine Braut brachte, hier wurde der Bund besiegelt. Auch wenn er nicht unbedingt an diesen Brauch glaubte … heute Abend würde er die Tradition respektieren.
Als er fertig war, ging er zurück in den Hauptraum. Er hatte Hunger und fragte sich, warum Georgie so lange brauchte. Er war schließlich auch fertig und hatte vorher noch das Essen aufgetragen.
Als sie dann endlich kam, befand er jedoch, dass es jeden Moment des Wartens wert gewesen war.
„Du siehst …“ Er beendete den Satz nicht, weil er nicht weitersprechen konnte. Sie sah nicht nur wunderschön aus in dem Kleid, mit dem offenen Haar, den großen blauen Augen und den vollen Lippen, geschminkt in dem gleichen blutrot, wie das Kleid … sie wirkte, als wäre sie soeben aus der Wüste gekommen. Als gehörte sie hierher. Und er fragte sich, ob er sich – trotz der getrennten Schlafabteile – nicht zu viel vorgenommen hatte.
Fragte sich, wie weit er es wagen konnte zu gehen, ohne seine Selbstbeherrschung fürchten zu müssen.
Sie setzte sich an den niedrigen Tisch, und Ibrahim ließ sich ebenfalls auf den Kissen nieder. Er hatte ihre Nervosität bemerkt, wenn Essen vor ihr stand, doch jetzt lag nur Neugier für die Speisen in ihrem Blick. Für die Anspannung, die von ihr ausstrahlte, gab es einen ganz anderen Grund, ein Grund, der sich in ihren Augen ablesen ließ – pure Erregung.
„Hier.“ Er reichte ihr eine Frucht, die aussah wie eine Kreuzung zwischen einer Birne und einer Aprikose, und nahm sich selbst auch eine. „Das ist Marula. Man isst sie nicht, man trinkt sie.“ Er drückte die Frucht mit einer Hand, bis dicker Saft
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