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Julia Extra Band 0347

Julia Extra Band 0347

Titel: Julia Extra Band 0347 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Darcy , Carol Marinelli , Fiona Harper , Catherine George
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immer heulte der Sturm, noch immer war der Himmel dunkel. Endlich verstand Georgie, warum Ibrahim die Wüste hasste. Und sie war einer Meinung mit ihm.
    Sie wartete, bis er sein Morgengebet beendet hatte. „Können wir zurückfahren?“
    „Der Sturm tobt noch immer.“ Ibrahim sah sie nicht an. „Zieh dich an, wir frühstücken erst.“
    „Ich bin nicht hungrig.“
    „Dann geh zurück ins Bett und ruh dich noch aus. Ich mache es ebenso. Sobald es sicher ist, fahren wir los.“
    „Ich habe Angst“, gestand sie. „Die Geräusche …“
    „Das ist nur der Wind.“
    „Ich weiß. Trotzdem …“ Wenn man es aussprach, klang es noch verrückter. „Gestern Nacht hatte ich das Gefühl, dass er mich verhöhnen will.“
    „Nicht.“ Er verachtete sich für das, was er gestern zu ihr gesagt hatte, nur weil es dringend notwendig gewesen war, sie aufzuhalten. „Du hast nichts falsch gemacht. Ich hätte nicht so mit dir reden dürfen, Georgie … Das sind alles nur Märchen.“
    „Du glaubst daran.“
    „Nein.“ Er schüttelte den Kopf. „Ja … Ich weiß es nicht.“ Er wusste es wirklich nicht zu sagen, aber er sah sie dort stehen, und er hatte die Furcht in ihrer Stimme gehört. Dabei waren die alten Geschichten so völlig unlogisch. „Komm her.“
    Sie blieb reglos stehen, wo sie war. Hatte Angst, zu ihm zu gehen, und Angst, wieder in ihr Bett zu kriechen.
    „Komm“, wiederholte er.
    Er war real, der Wind war es nicht. Der Wind, der jetzt aufheulte. Und Georgie rannte die vierunddreißig Schritte auf ihn zu und warf sich in die Sicherheit seiner Arme. Ibrahim spürte ihr Herz an seiner Brust hämmern. Sie hatte echte Angst.
    „Das sind alles nur …“, er suchte nach einem Wort, „… Geschichten, die sich die alten Frauen erzählen.“
    „Also sind sie nicht wahr?“
    „Nein.“ Doch sicher war er sich nicht. „Zumindest glaube ich nicht daran.“ Sein Bett war warm und ihre Haut kalt. Er zog sie an sich. „Haben deine Eltern dir keine Märchen erzählt?“
    Sie schnaubte abfällig. „Wir gehörten nicht zu den Kindern, die abends mit einer Gutenachtgeschichte ins Bett gebracht wurden.“
    „Bist du deshalb weggelaufen? Karim hat es mir erzählt“, gestand er gepresst. „Lange nicht alles, und er hat hauptsächlich von Felicity gesprochen. Über ihre Kindheit und wie misstrauisch es sie gemacht hat. Euer Vater …“
    „Unser Vater war ein Säufer und brutal“, beendete sie harsch den Satz. „Meine Mutter hatte panische Angst vor ihm. Obwohl er schon lange tot ist, muss sie noch immer Beruhigungstabletten nehmen. Sie hat Angst vor dem eigenen Schatten.“
    „Und du?“
    „Angst hatte ich nicht, ich wollte nur einfach weg von ihm.“
    „Bist du deshalb weggelaufen?“
    „Und wurde jedes Mal zurückgebracht.“ Noch heute war sie wütend darüber. „Uns hat er ja nie geschlagen, das war die Begründung. Wir lebten im Chaos, liefen ständig wie auf Eierschalen, um ihn ja nicht zu provozieren, und trotzdem …“ Sie wollte nicht darüber reden, wollte sich nicht an die Zeit erinnern. An die Zeit, in der das Einzige, über das sie Kontrolle hatte, die Nahrungsaufnahme gewesen war. Aber Ibrahim schien sie auch so zu verstehen. Sacht strich er ihr über den Arm, hinunter an ihrer Seite, zeichnete ihre sanften Kurven nach. Und irgendwie wusste sie, dass er ahnte, wie hart sie für diese Kurven gekämpft hatte.
    Es war ihm unmöglich, sie nicht zu küssen.
    Nur ein Kuss, mehr nicht. Als er den Mund zu ihrem hin bewegte, kämpfte er für einen Moment dagegen an und hielt inne.
    „Was würde dann passieren?“, fragte sie flüsternd, und er konnte ihren süßen Atem schmecken.
    „Wahrscheinlich nichts. Sieh dir meine Eltern an …“
    „Sie lieben sich noch immer“, wisperte sie. „Sie sind noch immer aneinander gebunden. Felicity hat mir erzählt …“, sie wusste nicht, ob sie hier ein Geheimnis verriet: „… dass Karim sie nicht aus der Wüste ließ, bis …“
    „Das ist wirklich nur Aberglaube.“ Jetzt konnte er es sicher behaupten. „Schließlich kann ich eine Mätresse aus dem Palast mit in die Wüste bringen, ohne ihr ein Leben lang zu verfallen.“
    „Warum kam sie nicht zu dir? Ich meine, als du noch jünger warst. Wieso musstest du zum Palast zurücklaufen?“ Georgie gefielen die Geschichten.
    „Beim ersten Mal in diesem Alter weiß man noch nicht zu unterscheiden. Und wenn man sie in der Wüste liebt …“ Es war zu unlogisch, um es zu erklären, und so lächelte er nur

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