Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Julia Extra Band 0347

Julia Extra Band 0347

Titel: Julia Extra Band 0347 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Darcy , Carol Marinelli , Fiona Harper , Catherine George
Vom Netzwerk:
an jenen Abend, doch es war nicht Ibrahims Geschick, wonach sie sich sehnte. Es war Ibrahim selbst. „Als wir …“ Sie schluckte. Da gab es etwas, das sie sagen musste. „Als ich dich damals aufhielt, war es nicht, weil …“
    „Ich will nicht darüber reden.“ Zu jenem Abend zurückzukehren war zu gefährlich, und sich an Details zu erinnern, brachte nichts ein.
    „Bitte, ich möchte …“
    „Du hast gehört, was ich sagte.“
    Er konnte so ungehobelt sein! Georgie war wütend. Wann immer es ihm passte, zog er sich zurück und verschloss sich. Sie hatte es nicht nötig, ihn zu einem Gespräch zu zwingen! Also stand sie auf und wanderte umher. Es gab so vieles zu sehen, so vieles zu bewundern. Sie fuhr mit den Fingerspitzen über ein Instrument und verspürte plötzlich den Wunsch zu tanzen. Sie wollte die Musik lauter stellen und sich vor Ibrahim drehen. Sie fragte sich, ob es vielleicht die Frucht war, die sie so berauscht hatte, denn hier in der Wüste fühlte sie sich seltsam frei und hemmungslos.
    Sie nahm eine schwere Karaffe auf und zog den Stopfen heraus, schnupperte daran, doch schon war Ibrahim bei ihr.
    „Das ist kein Parfüm.“ Er verschloss die Karaffe wieder. „Diese Öle werden für medizinische Zwecke genutzt.“
    „Ich weiß“, gab sie verärgert zurück. „Ich arbeite schließlich mit Aromen und Ölen.“
    „Sie besitzen eine starke Wirkung.“
    „Auch das weiß ich! Nur, weil du nicht an das glaubst, was ich tue …“
    „Ich glaube daran.“
    „Warum tust du dann so herablassend?“
    „Tue ich nicht. In diesen Ölen stecken Jahrhunderte von Weisheit und Erfahrung …“
    „Die nicht in einem vierwöchigen Kurs erlernt werden können, nicht wahr? Das ist es doch, was du sagen willst.“ Sie fühlte sich den Tränen nahe, nicht wegen seines Zorns, auch nicht wegen seiner herablassenden Art, sondern weil sie wusste, dass er recht hatte. Sie selbst stellte sich immer wieder die Frage, ob sie es überhaupt wert war, ein so altehrwürdiges Wissen zu nutzen. „Du glaubst, ich sollte nicht praktizieren.“
    „Nein, das habe ich nicht gesagt. In London gehe ich öfter zur Massage, zu Therapeuten wie dir. Sie arbeiten mit den Ölen, aber sie sind nicht mit dem Geist präsent.“ Wie sollte er etwas erklären, das er selbst nicht verstand?
    Doch Georgie verstand. „Mein Geist ist präsent.“ Sie nahm ihm die Karaffe ab, gab einen Tropfen Öl auf ihre Fingerspitze und fuhr mit sacht kreisenden Bewegungen über Ibrahims Thymus, eine Stelle kurz über dem Herzen. Denn dies war die Region, wo sich Altlasten und ungelöste Fragen aus der Vergangenheit ansammelten, und seine war zum Bersten angefüllt. Sie roch das Bergamotte und noch etwas anderes, das sie nicht bestimmen konnte, und noch immer kreiste ihr Finger und ihr Geist war mehr als präsent.
    Es war Ibrahim, der sich schließlich zurückzog und ihre Hand festhielt. „Damit verdienst du dir also deinen Lebensunterhalt?“
    „Bei dir klingt das, als würde ich einen halbseidenen Massagesalon führen. Doch hier geht es um fließende Energien, um Loslassen und Entspannen. Um Heilen.“ Ungeduldig schüttelte sie den Kopf. „Dir brauche ich nicht zu erklären, was ich tue.“
    Er ließ ihr Handgelenk los. „Zeige es mir.“ Es war ein gefährliches Spiel, das wusste er selbst. Aber er wollte etwas von dem Frieden erfahren, den sie beschrieb.
    Massagen waren ihm natürlich nicht unbekannt, im Gegenteil. Er betrachtete sie als Linderung bei körperlichen Beschwerden. In London ließ er sich oft massieren, doch ganz gleich, wie erfahren und geschickt die Hände waren, ganz gleich, wie locker seine Muskeln … sein Geist entspannte nie. Es war innere Ruhe, nach der er sich sehnte. Für einen Augenblick hatte Georgie sie ihm gegeben. Und er wollte mehr davon.
    Er zog sich aus und legte sich auf den mit weichen Teppichen ausgelegten Boden. Nur ein Tuch bedeckte ihn, doch es war Georgie, die verlegen war, als sie die Öle aussuchte und vorbereitete. Sie stand vor ihrer größten Prüfung. Wie sollte sie sachlich und professionell bleiben, wenn er so absolut überwältigend war? Sie hatte meist nur mit zierlichen Frauen zu tun, und der Kontrast könnte nicht größer sein. Muskeln spielten auf seinem Rücken, bereit für ihre Hände. Doch es gab ein viel drängenderes Problem …
    „Du musst auf dem Rücken liegen.“
    Sie sah, wie er sich verspannte. Dann, zögernd, drehte er sich um. Georgie bedeckte ihn, denn hier ging es nicht um

Weitere Kostenlose Bücher